Warten auf das schnelle Netz

11.11.2007

Noch immer steigt jeder fünfte Österreicher über Modem ins Netz ein. Und auch nur knapp jeder Fünfte nutzt einen schnelleren Breitbandanschluss. Das politische Interesse, Österreichs Infrastruktur fit für die Wissensgesellschaft zu machen, scheint sehr begrenzt.

Im IKT-Masterplan von 2005 wurde noch ein rascher Sprint an die Spitze proklamiert. Bis 2008 sollte Österreich unter den besten fünf in der EU sein - derzeit liegt es auf Platz elf.

Und während im OECD-Schnitt Downloads mit 13,7 Mbit/s möglich sind, kann Österreich nur knapp unter fünf Mbit/s aufbieten. Spitzenreiter Japan bringt es auf 90 Mbit/s.

Glasfasernetz lässt auf sich warten

Die Koalition von ÖVP und SPÖ versprach Anfang 2007 schließlich einen neuen Anlauf in Sachen Breitband, was im Wesentlichen den Ausbau von Glasfasernetzen bedeutet. Von den 300 Millionen Euro, mit denen sich der privatisierte Marktführer Telekom Austria [TA] an der Erweiterung beteiligen hätte sollen, weiß dort niemand etwas.

Telekom-Vorstandsdirektor Rudolf Fischer sagt im Gegenteil: "Wir sehen derzeit keine wirtschaftliche Basis, die diese Investitionen rechtfertigen würde."

Bisher ist im Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie [BMVIT] nicht einmal bekannt, welche Bandbreiten wo in Österreich verfügbar sind. Entsprechende Daten erhebt die Regulierungsbehörde RTR gerade erst.

Masterplan verworfen

Auch die vom BMVIT eingesetzte IKT-Taskforce hat noch zu keiner Durchschlagskraft gefunden. Den Versuch, die im Masterplan von 2005 empfohlenen Maßnahmen erneut aufzugreifen, hält Taskforce-Mitglied Rudolf Fischer nicht für erfolgversprechend.

"Ich glaube, es wäre besser, sich auf einige wenige Maßnahmen zu konzentrieren, wie etwa die Lösungen, die wir im E-Government in den letzten Jahren gefunden haben", sagt Fischer. "Hier sind wir im Ranking ganz oben in der EU. Wir sollten uns Themen wie E-Learning, das Gesundheitsweisen oder auch Förderungen für Klein- und Mittelbetriebe als Ziel vor Augen halten und uns auf diese Themen konzentrieren."

Koordination fehlt

Versucht man, die österreichische Breitbandmisere abseits der Politik zu analysieren, lassen die Antworten an das Weiterreichen einer heißen Kartoffel denken. Die alternativen Internet-Dienstleister meinen, dass der Marktführer Telekom eine Quasimonopolposition innehabe und Mitbewerber behindere.

Andere fordern mehr Content-Angebote für schnelles Breitband oder klagen über mangelnde Teilnahme der Österreicher am Sozialen Netz. "Das Interesse an der Nutzung des Internets ist [...] im internationalen Vergleich schwach ausgeprägt", schreibt Marcin Kotlowski, Sprecher von Infrastrukturminister Werner Faymann [SPÖ], in seinem Weblog.

Und wie machen es die Vorreiter in Sachen Breitband und Informationsgesellschaft, etwa Südkorea, die USA und Dänemark? "Die besten Länder", so RTR-Chef Georg Serentschy, "arbeiten seit zehn bis zwölf Jahren systematisch auf diesem Sektor, mit Masterplänen, die von der Regierung gesteuert werden, mit klaren Umsetzungsstrukturen und Verantwortlichkeiten, wobei dieser Sektor eine hohe Aufmerksamkeit genießt."

Sonntag, 22.30 Uhr

"Matrix" zur österreichischen Breitbandstrategie.

(matrix | Franz Zeller)