"Keine Telekom-Bremsklötze mehr"
EU-Kommissarin Viviane Reding hat ihre Entschlossenheit bekräftigt, einen einheitlichen Telekommarkt in Europa durchzusetzen. Am Dienstag wird die europäische Ausichtsbehörde vorgestellt.
"Ein Bremsklotz sind heute die nationalen Grenzen in Europas Telekommarkt. Ich will keine Bremsklötze mehr", sagte Reding dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Die USA hätten Mobilfunknetze von San Francisco bis New York, in China könne man von der Wüste Gobi bis Schanghai zu gleichen Bedingungen telefonieren, und die EU habe dagegen 27 zerstückelte Systeme.
"Europa braucht endlich einen gemeinsamen Binnenmarkt im Telekombereich", so Reding. Sie hatte in diesem Jahr bereits eine deutliche Senkung der Roaming-Gebühren für Handytelefonate zwischen EU-Ländern durchgesetzt.
Vorstellung am Dienstag
Reding will bei der Vorstellung der neuen Regelungen am kommenden Dienstag eine europäische Aufsichtsbehörde für den Telekommarkt präsentieren.
Diese war mit Warnungen vor mehr Bürokratie unter anderem aus der Branche kritisiert worden. Auch mehrere Mitgliedsländer, darunter Deutschland, sollen sich skeptisch gezeigt haben.
Reding verteidigte die neue Behörde im "Spiegel" ausdrücklich: "Ich will den europäischen Telekommarkt revolutionieren. Und dazu brauchen wir eine kleine europäische Aufsichtsbehörde."
Sie solle dazu beitragen, die Wettbewerbsbarrieren für einen gemeinsamen freien Markt einzureißen.
Auch die nationalen Behörden sollten dadurch neue Werkzeuge in die Hand bekommen, "beispielsweise durch die Möglichkeit, den Betrieb von Netz und Dienstleistung in der Hand eines übermächtigen Anbieters funktionell zu trennen". Sie strebe aber nicht grundsätzlich eine Zerschlagung an.
Regulierung wird überflüssig
Die EU-Kommissarin kündigte auch an, sie werde elf von bisher 18 Märkten, auf denen die Preise von Regulierungsbehörden bestimmt werden, in die Freiheit des Wettbewerbs entlassen.
"In Zukunft regulieren wir nur dort, wo es erforderlich ist, um den Markt dadurch zu öffnen."
Sie gehe davon aus, dass Ende des kommenden Jahrzehnts keine Telekomregulierung mehr in Europa nötig sein dürfte, wenn die neue Aufsichtsbehörde effizient arbeite. "Dann haben wir effektiven Wettbewerb von Lissabon bis nach Helsinki."
(dpa)