"Surfbuch" mit UMTS-Anschluss
Viel Hype hat Asus' Eee PC erzeugt, und teilweise ist dieser berechtigt, zeigt ein Test von ORF.at. Gängige UMTS-Modems werden ohne großes Zutun unterstützt und machen den Kleinstrechner zum kostengünstigen und vor allem leichten "Surfbuch". Mit ein wenig Bastelei laufen auch Ubuntu und Gimp auf dem Gerät.
Mit dem Eee PC hat Asus die Lücke zwischen teuren und kleinen Subnotebooks und günstigeren, aber meist überdimensionierten "Surfbrettern" gekonnt geschlossen.
Kaum größer als A5, passt er sogar in notorisch überfüllte Damenhandtaschen und hängt sich mit seinen 92 Deka dabei nicht allzu sehr ins Gewicht.
Surfen auch via UMTS möglich
Ausgerüstet mit einem UMTS-Modem, kann der Eee PC auch abseits von WLAN-Hotspots und LANs eingesetzt werden, wobei die hierzulande gängigen Modems [Huawei E220, E270 und der USB-Stick E170] im ORF.at-Test out of the Box unterstützt wurden. Ebenfalls ab Werk einsetzbar ist WPA PSK als WLAN-Verschlüsselung.
Der Eee PC ist zudem weitaus weniger proprietär, als es die von Asus entwickelte Oberfläche auf den ersten Blick vermuten lässt: Mit ein klein wenig Tuning kann der Nutzer sie loswerden und sich sein Linux einrichten, wie es ihm beliebt. Es ist also kein Problem, beispielsweise zusätzliche Software zu installieren.
Aber selbst ganz ohne Tuning ist der Eee PC ein vollwertiger kleiner Helfer für das schnelle Arbeiten on the road und mit einem Preis von 299 Euro auch finanzierbar. Im von Asus vorinstallierten "Easy Mode" sind alle Funktionalitäten und Programme enthalten, die für den schnellen Einstieg ins Netz, das Bearbeiten von Dokumenten und Sichten von Videos und Bildern nötig sind.
In dem für den Test zur Verfügung gestellten englischsprachigen Eee PC mussten für UMTS keinerlei Treiber installiert werden, es reichte, eine neue Netzwerkverbindung einzurichten. Hardware und verfügbare Dienste wurden automatisch erkannt.
Einfacher Einstieg
Bei der Benutzeroberfäche legte Asus offensichtlich Wert auf einen einfachen Einstieg, schließlich wird der Eee PC mit dem Slogan "Easy to learn, work and play" angepriesen. Sie erlaubt es selbst ungeübten Nutzern, die gewünschten Funktionen schnell zu finden und auszuführen.
Hinter den Reitern Internet, Learn, Play, Work, Settings und Favorites [der Testrechner ist eine englische Ausgabe, an der Lokalisierung wird derzeit gearbeitet] sind an einen Kinderrechner erinnernde Icons zu den jeweiligen Programmen abgelegt.
Open Source für alle Bedürfnisse
Bereits vorinstalliert ist Software wie der Webbrowser Firefox, der Mail-Client Thunderbird sowie ein komplettes Open Office [2.0] inklusive PDF-Reader, Präsentationstool und Wörterbuch. Für die Kommunikation mit der Außenwelt sind Skype 1.4 und der Instant-Messenger Pidgin vorhanden.
Weitere nützliche Tools sind die KDE-Weltuhr, virtuelle Post-its [Notes], ein Rechner, KDE Kontact für die Organisation von Terminen und Kontakten sowie ein Screenshot-Tool. Links zu iGoogle, GoogleDocs, Wikipedia und Webmail-Anbietern sind gleichfalls bereits vorkonfiguriert.
Eingeschränkte Auswahl
Eltern soll der Eee PC mit Lernprogrammen zu Themen wie Mathematik, Wissenschaft und Sprachen für ihre Kinder schmackhaft gemacht werden, wobei diese wohl mehr Spaß an Tux Paint, aber auch Spielen wie "Frozen Bubble" und "Tetris" finden dürften.
Wem diese Auswahl zu dürftig ist, der muss sich, wenn es nach Asus geht, vorerst gedulden. Im voreingestellten "Easy Mode" hat der Eee PC nur Zugriff auf von Asus ausgewählte Software, die aber ohnedies schon auf dem Rechner vorhanden ist.
An Video- und Musikformaten unterstützt der Eee PC laut Handbuch WMV, DVD, MPEG1, MPEG2, MPEG4 SP, Xvid, MP3, WMA, OGG, WAV, MPEG4 AAC, PCM und Dolby Digital [2.0 Decode].
Einfache Hacks für mehr Möglichkeiten
Umgangen werden kann der "Software-Blocker" durch das Hinzufügen zusätzlicher Software-Ressourcen [/etc/apt/sources.list]. Die Konsole dafür kann über den Filemanager geöffnet werden, auch Root-Access ist möglich. Auf diesem Weg kann man etwa das Bildbearbeitungsprogramm Gimp und das Audiotool Audacity installieren.
Sobald der Admin im Filemanager eingestellt hat, dass alle Files angezeigt werden sollen, hat man weiters vollen Einblick in das dem Eee PC zugrunde liegende Xandos Linux auf der Festplatte.
Hacker's Dream
Weitere Möglichkeiten wie einen Remote Desktop Client und eine einfachere Software-Installation über den Synaptic Packet Installer eröffnet der "Advanced Mode", der allerdings nicht offiziell von Asus angeboten wird - womöglich aus Selbstschutz vor daraus resultierenden Supportanfragen, denn er erfordert zumindest grundlegende Linux-Kenntnisse, die der "Easy Mode" nicht braucht. Mit ein wenig Recherche, Gehirnschmalz und Selbstdisziplin ist es aber auch für Neueinsteiger kein Problem, den "Advanced Mode" zu meistern.
Auch Windows XP unterstützt
Offiziell unterstützt wird von Asus auf dem Eee PC auch Windows XP, dazu hat der Hersteller eine DVD mit Windows-Treibern beigelegt und widmet ein ganzes Kapitel seines Handbuchs der Optimierung des Microsoft-Betriebssystems. Zur Sicherheit sind auf der DVD auch die notwendigen Daten für eine Systemwiederherstellung enthalten.
Bereits gesichtet, aber aufgrund der aktuellen Testkonfiguration nicht selbst ausprobiert wurde die Linux-Distribution Ubuntu auf dem Eee PC. Ein Beispiel dafür, dass der Eee PC weniger Schranken setzt als vielmehr neue Möglichkeiten bietet.
Binnen kurzer Zeit hat sich rund um in den Eee PC im Netz eine aktive Community gebildet, die neben dem "Advanced Mode" zudem noch viele weitere Features aus dem Rechner herausgekitzelt hat.
Abstriche bei Auflösung und Display
Bei allem zugegebenermaßen vorhandenen Enthusiasmus über Asus' Kleinstrechner müssen Käufer eines Eee PC in manchen Gebieten durchaus Abstriche machen. So schränkt die Auflösung von 800 mal 480 Pixel auf dem sieben Zoll kleinen Display bei manchen Websites und Programmen deren Nutzung stark ein, wenn diese auf eine höhere Auflösung optimiert sind.
Auch die Tastatur erfordert hohe Konzentration beim Schreiben, ist fürs Verfassen kurzer Texte jedoch durchaus brauchbar. Die Webcam funktionierte leider erst, nachdem sie über das BIOS eingeschaltet wurde, was nicht versierten Nutzern unnötige Probleme machen könnte.
Leise Heizleistung im Hochbetrieb
Immer wieder kritisiert wird der geringe Speicher, sowohl auf der gegen Erschütterungen widerstandsfähigen Solid-State-Disk, die als Festspeicher dient, wie auch der Arbeitsspeicher.
Das getestete Modell mit vier GB Festspeicher und 512 MB RAM reichte für alle getesteten Anwendungen aus, auch beim Tabbed Browsing konnte kein nennenswerter Leistungsverlust festgestellt werden. Avi-Videos mit einer Größe von 350 MB liefen ebenfalls ohne großes Ruckeln ab. Die erhöhte Prozessorlast verwandelte den Eee PC im Dauerbetrieb allerdings zum Heizgerät, wobei das Betriebsgeräusch angenehm unauffällig blieb. Nur bei absoluter Stille ist ein leises Surren zu vernehmen.
Kleines Ladegerät
Obwohl der Akku laut Hersteller 3,5 Stunden Leistung liefern soll, sollte man das Ladegerät zur Sicherheit immer mit sich führen. Dieses ist mit zehn mal zehn mal drei Zentimeter und rund 200 Gramm dafür klein und klein genug, um auch noch in einer überfüllten Tasche Platz zu finden.
Speicher via USB und SD nachrüstbar
Hochleistung darf man vom Eee PC keine erwarten, das darf man aber auch nicht von einem "echten" Notebook dieser Preisklasse. Speicherplatz kann über die drei USB-Ports, etwa mit einer externen Festplatte, sowie den integrierten Speicherkartensteckplatz [SD] nachgerüstet werden.
Findige Bastler haben bereits Wege gefunden, das ebenfalls fehlende Bluetooth nachzurüsten, dazu bedarf es aber einiger Bastelkünste und/oder entsprechenden Linux-Wissens. An einer mobilen GPS-Lösung auf dem Eee PC wird bereits heftig gearbeitet.
Weitere Modelle sollen folgen
Asus hat seinerseits eine ganze Reihe zusätzlicher Hardware für den Eee PC angekündigt, auch soll das aktuelle Modell 701 in Europa noch weitere Geschwister mit mehr Leistung und größerem Monitor bekommen. Eine Desktop-Version des Eee PC soll ebenfalls in Vorbereitung sein.
Ausliefern will Asus die lokalisierte Version des Eee PC 701 für 299 Euro in Europa ab Mitte Dezember anbieten - vorausgesetzt, der aktuelle Zeitplan wird eingehalten.
Selbst wenn nicht, lohnt es sich durchaus, sein Weihnachtsgeschenk auf 2008 zu verschieben. Der Eee PC setzt Maßstäbe, einerseits in Sachen Größe, aber auch bei der Usability. Das Argument, Linux sei nur etwas für Eingeweihte, wird durch Asus' Kleinstrechner nachhaltig entkräftet.
(futurezone | Nadja Igler)