IGF: Kritik an Dominanz der USA
Zur Eröffnung des Internet Governance Forum [IGF] in Rio de Janeiro hat der brasilianische Kulturminister Gilberto Gil die US-Regierung und die ICANN kritisiert.
Kritik an der Vorherrschaft der USA bei der Verwaltung der Internet-Strukturen gab es zum Auftakt der UNO-Konferenz. "Das Internet ist transnational", sagte Gil am Montag zur Eröffnung des Internet-Forums der Vereinten Nationen. "Es kann nicht allein der Autorität eines einzigen Staates unterstehen. Das Internet sollte das Territorium für alle sein." Insgesamt kritisierten jedoch nur wenige Redner die USA direkt.
Das IGF wurde vor zwei Jahren auf dem Weltinformationsgipfel in Tunesien ins Leben gerufen. Damals wurde beschlossen, dass die von der US-Regierung kontrollierte Internet-Adressverwaltung ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] ihre Aufgaben behalten soll.
Als Ausgleich wurde das IGF eingerichtet, das jedes Jahr zusammenkommen soll, um die Rolle der ICANN zu überprüfen und sich mit Fragen wie dem Zugang zum Internet zu beschäftigen. Die erste Sitzung fand im vergangenen Jahr in Athen statt.
Politisierung befürchtet
ICANN-Geschäftsführer Paul Twomey sagte, seine Organisation sei bereits international. Der Australier verwies darauf, dass nur drei der 15 Verwaltungsratsmitglieder aus den USA kämen. Die Debatte über die Rolle der USA bei der Internet-Verwaltung sei allein politisch motiviert.
Tatsächlich fürchten viele Kritiker, dass eine Übertragung der Kompetenzen von der ICANN auf die UNO zu einer Politisierung der Internet-Verwaltung führen könnte.
Twomey sagte, dass sich das IGF wichtigeren Fragen zuwenden sollte, etwa der Frage nach einem Internet-Zugang für alle. Zurzeit haben mehr als eine Milliarde Menschen die Möglichkeit, das weltweite Informations- und Kommunikationsnetz zu nutzen. Rund fünf Milliarden aber haben keinen Zugang zum Internet. An der fünftägigen Konferenz in Rio nehmen schätzungsweise 1.000 Vertreter von Regierungen, Unternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft teil.
Seit dem 3. November 2007 ist auch der Vorsitzende der ICANN erstmals seit Gründung der Organisation im Jahr 1999 kein US-Bürger. Vint Cerfs Nachfolger Peter Dengate Thrush ist Neuseeländer, sein Vize Roberto Gaetano Italiener.
Im Gespräch mit ORF.at befürwortete Gaetano ausdrücklich die weitere Internationalisierung der ICANN und ihrer Strukturen.
(APA | AP | futurezone)