OLPC-Massenbestellungen nicht für Private
Während die OLPC-Initiative Laptop-Massenbestellungen von Privatpersonen ablehnt, stellt die österreichische OLPC-Initiative das Privatverkaufsprogramm "Give One Get One" auch für Europa in Aussicht. Eine Darmstädter Studenteninitiative will den XO auch nach Deutschland holen und das Projekt wissenschaftlich begleiten.
Nachdem sich Nicholas Negropontes Initiative One Laptop Per Child am Montag mit der zeitlich limitierten Aktion "Give One Get One" zum ersten Mal auf den Massenmarkt begeben hat, ist der als reiner Bildungscomputer geplante XO nun auch zum begehrten Gadget geworden.
Weltweit stoßen sich viele Nutzer an der Tatsache, dass die nun von 15 auf zwölf Tage reduzierte Verkaufsaktion, bei der Interessenten zwei Laptops zum Preis von insgesamt 399 US-Dollar bestellen und einen spenden können, auf die USA und Kanada beschränkt ist.
Eigeninitiative in Deutschland
In Deutschland haben drei Studenten aus Darmstadt beschlossen, nicht länger warten zu wollen. Gregor Martynus, Jens Denger und Marco Rauschenbach haben kurzerhand die Website OLPC Deutschland aufgesetzt. Die drei Studenten, derzeit noch im siebten Semester, wollen ihr Projekt auch gleich zum Gegenstand ihrer Diplomarbeit im Fach Media Systems Design machen, das an der Schnittstelle zwischen Design, Informatik und Betriebswirtschaft angesiedelt ist.
Ursprünglich wollte das deutsche Team über das am 30. Oktober angelaufene OLPC-Programm "Give Many" an die Rechner kommen. Im Rahmen dieses Programms ist es möglich, schon ab 100 Rechnern eine Sammelbestellung initiieren zu können.
Im Gespräch mit ORF.at betonte Gregor Martynus, dass es sich bei OLPC Deutschland um eine rein studentische und nichtkommerzielle Initiative handle. Man sei auch kein Verein, sondern fühle sich nur der Projektidee des OLPC verpflichtet. "Wir wollen nicht, dass die Leute über uns XOs bestellen und die dann bei eBay verkaufen." Bisher habe es in Deutschland kein offenes und unabhängiges OLPC-Diskussionsforum gegeben.
"Wir wollen in Deutschland ein Netzwerk interessierter Leute aufbauen", sagt Martynus, der auch mit der österreichischen Initiative Kontakt aufgenommen hat. Von der Resonanz auf die erst vor drei Tagen aufgesetzte Website "OLPC Deutschland" ist er überrascht: "Wir hatten heute schon über 1.000 Besucher." Wenn es nicht gelingen würde, eine deutsche Bildungsinstitution für den OLPC zu begeistern, würde das Team für seine Diplomarbeit eben die Einführung des OLPC-Mediensystems in einem anderen Land dokumentieren.
Den doch recht offiziell klingenden Namen "OLPC Deutschland" haben sich die Studenten allerdings von der Zentrale in Massachusetts nicht absegnen lassen - in Zeiten harter Konflikte um Namensrechte durchaus gewagt. Gregor Martynus sagt, er hoffe auch über diesen Aspekt bald im direkten Kontakt mit der OLPC Foundation abklären zu können.
Nur für Bildungsinstitutionen
Dieses Projekt dürfte sich aber zerschlagen haben. Für die österreichische OLPC-Initiative fragte Aaron Kaplan am Dienstag bei Samuel Klein von der OLPC-Zentrale in Massachusetts nach, ob die Initiative auch Sammelbestellungen von Privatpersonen akzeptieren würde.
Das nämlich ging aus der ursprünglichen Version der Give-Many-Website nicht hervor. Klein stellte schnell klar, dass nur Bildungsinstitutionen die Laptops ordern dürfen.
"Es wäre sonst zu einfach für Privatpersonen, aus Sammelbestellungen einen Gewinn zu lukrieren", sagte Kaplan auf Anfrage von ORF.at, "Der XO ist aber kein Gadget, sondern ein Werkzeug für Bildungsinstitutionen."
"Give One Get One" auch in Europa
Kaplan wies darauf hin, dass die noch fehlenden Zertifizierungen für den XO derzeit Verkaufsaktionen in Europa behinderten. Walter Bender, der den OLPC-Community-Newsletter betreut, schrieb am 3. November, dass die EU-weite Zulassung "im Lauf der nächsten Woche" erfolgen werde. Diese Frist ist zwar schon verstrichen, Kaplan ist aber zuversichtlich, dass die Zertifizierung kurz bevorstehe. Kaplan: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass es die Aktion Give One Get One auch in Europa geben wird."
(futurezone | Günter Hack)