Jobabbau bei T-Mobile Österreich
Österreichs zweitgrößter Mobilfunkbetreiber T-Mobile Austria plant offenbar den Abbau von Arbeitsplätzen. 131 Mitarbeiter sollen schon am Donnerstag zur Kündigung angemeldet werden - zuvor war von insgesamt 300 Jobs weniger die Rede.
T-Mobile wird am Donnerstag 131 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung anmelden. Der weitere Jobabbau soll über einen längeren Zeitraum durch Nichtnachbesetzung frei werdender Posten bewerkstelligt werden.
Das verlautete am Donnerstag aus hochrangigen Unternehmenskreisen. Für die Betroffenen soll es einen Sozialplan geben. Details sind noch nicht bekannt. Das Unternehmen hat für Donnerstag kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen.
Das Ö1-Abendjournal zitierte einstweilen T-Mobile-Sprecherin Andrea Karner mit den Worten, dass "noch im Dezember bei T-Mobile 135 Mitarbeiter gekündigt werden und nächstes Jahr keine weiteren Kündigungen vorgesehen" seien.
"Wir richten uns neu aus"
Auf APA-Anfrage wollte Karner das nach wie vor nicht bestätigen. Nur so viel: Man wolle vor allem "in den Zentralbereichen Effizienzen heben". T-Mobile Austria sei in diesen Bereichen "zu groß geworden". Der Servicebereich werden dagegen verstärkt werden.
Das Unternehmen stehe vor einem Umbau. "Wir richten uns neu aus", sagte Karner. Angesichts der harten Marktbedingungen sei man gezwungen, sich "so auszurichten, dass wir wettbewerbsfähig bleiben". Die Restrukturierung sei insofern ein "rein österreichisches Thema". Mit den konzernweiten Sparplänen der Deutschen Telekom habe der Umbau nichts zu tun, meinte die Sprecherin.
Am Mittwochnachmittag hieß es noch aus Unternehmenskreisen, dass von den zuletzt 1.650 Jobs rund ein Fünftel wegfallen soll. Die Rede war von über 300 Betroffenen - rund 100 davon sollten über den natürlichen Abgang das Unternehmen verlassen. "Format" hatte vorab von 250 Betroffenen berichtet.
Mittleres Management betroffen
Jobs abgebaut werden sollen laut den Kreisen vor allem im mittleren Management, also in der Verwaltung und in Bereichen, wo es Überschneidungen mit dem 2006 übernommenen Konkurrenten tele.ring gibt. Der operative Bereich, etwa Callcenter und Shops, soll nicht betroffen sein.
Deutsche Telekom auf Sparkurs
Der T-Mobile-Mutterkonzern Deutsche Telekom verfolgt derzeit einen harten Sparkurs. Bis 2010 will der Konzern rund fünf Mrd. Euro einsparen. Im Zuge dessen sollten nach bisherigen Plänen bis 2008 konzernweit 32.000 Stellen wegfallen. Es dürften aber noch mehr werden.
Tele.ring-Übernahme im Vorjahr
T-Mobile Austria hatte erst im Vorjahr den Konkurrenten tele.ring übernommen. 450 tele.ring-Mitarbeiter wechselten damals in die T-Mobile-Zentrale. Bis Ende 2006 hatte das Management im Zuge dessen Kündigungen ausgesetzt.
Dass es danach zu einem Mitarbeiterabbau kommen werde, hatte sich bereits abgezeichnet. Erst vor kurzem - im dritten Quartal - hat T-Mobile die Integration abgeschlossen. Neo-Chef Robert Chvatal hatte dennoch nach seinem Amtsantritt im Frühjahr lediglich eine Senkung des Personalstands auf 1.600 Mitarbeiter bis 2009 in Aussicht gestellt.
Gewerkschaft droht mit Protesten
Die Gewerkschaft der Privatangestellten [GPA] droht mit Protesten gegen den geplanten Jobabbau. Der stellvertretenden GPA-Bundesgeschäftsführer Karl Proyer bestätigte am Mittwochabend auf APA-Anfrage "Gespräche zwischen dem Betriebsrat und der T-Mobile-Geschäftsführung über [entsprechende] Vorhaben des Managements" und erklärte, er "würde nicht ausschließen, dass es zu betriebsrätlichen oder gewerkschaftlichen Aktivitäten kommt". Der Betriebsrat habe jedenfalls die "volle Unterstützung" der Gewerkschaft.
Aus der Zeit der Übernahme von tele.ring gebe es bei T-Mobile noch einen "ordentlichen Sozialplan". Dieser sei jedoch nur "die zweitbeste Lösung". "Die beste Lösung wäre, wenn das österreichische Management mehr Initiative zur Erhaltung der Arbeitsplätze zeigen würde und die deutsche Mutter mehr Fantasie hätte als die Streichung von Jobs, damit die Zahlen stimmen", so der Gewerkschafter.
Die Arbeitsbelastung bei T-Mobile habe in allen Bereichen mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr tolerierbar sei. Der harte Preiskampf im österreichischen Mobilfunk habe zu einer "Hire and Fire"-Situation bei den Beschäftigten geführt. Viele Beschäftigte bei T-Mobile im Konkreten hätten "kein Vertrauen in eine gesicherte Zukunft mehr". Das Ergebnis sei eine hohe Fluktuation.
Freiwillige Abgänge
Viele Mitarbeiter sollen zuletzt bereits freiwillig abgegangen sein, heißt es im "Format". Seit Jahresbeginn hätten schon mehr als hundert Mitarbeiter, darunter Geschäfts- und Bereichsleiter, T-Mobile verlassen. Als Gründe seien innerhalb der Belegschaft unter anderem fehlende Perspektiven und der anhaltende Spardruck genannt worden, nachdem Kampftarife die Handybetreiber auf die Kostenbremse steigen hätten lassen.
Die jetzige Kündigungswelle ist nicht die erste bei T-Mobile. Schon 2004 hatte das Unternehmen in einer Sparwelle 230 Mitarbeiter abgebaut. In der Spitze waren T-Mobile und tele.ring zusammen in den vergangenen Jahren auf rund 2.500 Mitarbeiter gekommen.
Bis jetzt ist unklar, ob T-Mobile in Österreich das Apple-Handy iPhone vertreiben wird.
(APA)