Neue E-Card kommt 2010
2010 wird der Hauptverband die E-Cards von 4,6 Millionen Österreichern auswechseln. Schon 2008 wird der Pilotversuch "Arzneimittel-Sicherheitsgurt" auf ganz Österreich ausgeweitet werden. Auch im Krankenhausbetrieb will der Hauptverband die Karte verstärkt einsetzen.
Mehr als die Hälfte der Österreicher wird in zwei Jahren eine neue E-Card bekommen. Wie der stellvertretende Generaldirektor des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Volker Schörghofer, am Donnerstag in einer Pressekonferenz erklärte, müssen 2010 4,6 Millionen Karten ausgetauscht werden. Betroffen sind jene Personen, die bei der Ausgabe der Karte 2005 als Arbeitnehmer gemeldet waren. Sie werden dann eine ganz neue Generation der E-Card erhalten.
Zugriff auf Reisepass-Fotos
Auf der neuen Karte soll auch ein elektronisches Foto enthalten sein. Derzeit ist der Hauptverband im Gespräch mit dem Innenministerium, um auf elektronisch gespeicherte Fotos für die Reisepässe zugreifen zu können, erklärte Schörghofer. An eine Speicherung von biometrischen Daten ist aber nicht gedacht, für Schörghofer wäre das ein "Schießen mit Kanonen auf Spatzen", zudem würden sich die Ärzte nicht als Kontrollorgane sehen.
Nach derzeitigem Plan sollen die 4,6 Millionen betroffenen Bürger die neue Karte automatisch zugesandt bekommen. Notwendig ist das deshalb, weil die auf der Rückseite befindliche Europäische Krankenversicherungskarte für Arbeitnehmer nur fünf Jahre gültig ist und 2010 ausläuft. Alle anderen Karten sind zehn Jahre gültig.
E-Card-Anwendung in Krankenhäusern
Bis dahin soll die Anwendung der E-Card weiter ausgebaut werden. So soll sie noch heuer in den burgenländischen Landeskrankenhäusern Güssing und Oberwart angewendet werden können. Derzeit kann man sie bereits im Wiener AKH in allen Leitstellen und im vergleichsweise kleinen Spital in Hall in Tirol verwenden.
Die Bewilligung von chefarztpflichtigen Medikamenten schon im Spital soll im zweiten Quartal 2008 als Pilotversuch starten. Zum gleichen Zeitpunkt soll mit dem Krankenhaus Reutte und den umliegenden niedergelassenen Ärzten ein Pilotprojekt für die elektronische Überweisung zum Arzt bzw. Einweisung ins Spital beginnen.
Arzneimittel-Sicherheitsgurt in ganz Österreich
Den seit Anfang dieses Jahres in Salzburg laufenden Pilotversuch des Arzneimittel-Sicherheitsgurtes, mit dem auf freiwilliger Basis bei den Apotheken etwaige Wechselwirkungen von Medikamenten festgestellt werden, will Schörghofer im Laufes des kommenden Jahres auf ganz Österreich ausweiten.
Auch die Ärzte sollen in die Prüfung der verschiedenen von den Patienten verwendeten Medikamente einbezogen werden. Der Hauptverbandsvize berichtete, dass bisher allein in Salzburg 138 "schwere Interaktionen" festgestellt wurden, die größere gesundheitliche Probleme hervorgerufen hätten. Neben den Vorteilen für die Patienten könne das auch ein Faktor sein, um die steigenden Medikamentenkosten in den Griff zu bekommen.
Zur Einführung des Arzneimittel-Sicherheitsgurts im März 2007 hagelte es Kritik vonseiten der Ärztekammer, die darauf hinwies, dass sie an der Entwicklung des Systems nicht beteiligt worden sei.
Elektronischer Impfpass
Weiters soll die E-Card künftig auch für den elektronischen Impfpass [mit Erinnerung, wann ein Impfschutz ausläuft] und für das elektronische Rezept in der Apotheke eingesetzt werden. Patienten, die an Volkskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden, und Ärzte können sich künftig mit der E-Card in das Disease Management Programm [DMP] eintragen lassen, um ihre Daten jederzeit abrufbar zu haben.
Noch immer keine Lösung zeichnet sich für die Sozialhilfeempfänger ab, die nach wie vor keine E-Card haben. Hie gebe es derzeit keine Bewegung, bedauerte Schörghofer. Das Problem dabei sind die von den Ländern zu tragenden Kosten. Die von den Ärzten häufig beklagten E-Card-Probleme mit der Abrechnung führte Schörghofer darauf zurück, dass sie ihre Rechnungen aufgrund einer falschen Software an den falschen Sozialversicherungsträger schickten.
2005 ist die E-Card in Österreich eingeführt worden. Bis Ende 2006 sind 9,43 Millionen Karten produziert worden. Gut 300.000 Karten sind bis Ende 2006 abhandengekommen, davon wurden rund 56.000 Karten als gestohlen gemeldet.
15 Millionen Euro jährliche Kosten
Die Fixkosten für das E-Card-System bezifferte Schörghofer mit zehn bis 15 Millionen Euro jährlich. Allein fünf Millionen davon fallen für den Austausch von einer Million Karten an, die pro Jahr ausgewechselt werden müssen. Nach Angaben des Rechnungshofes habe sich das System, dessen Einführung 108 Mio. Euro gekostet hat, nach zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren amortisiert, so Schörghofer.
Kritiker wie etwa die in der Initiative ELGA zusammengeschlossenen Ärzte und Gesundheitsexperten haben in der Vergangenheit regelmäßig darauf hingewiesen, dass es für die Kosten der Einführung des von den Versicherern angestrebten Gesamtsystems aus E-Card und Elektronischer Lebenslanger Gesundheitsakte [ELGA] keine seriösen Berechnungen gibt.
Ärzte, Versicherer und Regierungsstellen streiten seit geraumer Zeit über die mit der E-Card eng verknüpfte Einführung von ELGA.
(APA | futurezone)