Glasfaser-Wettrüsten in Deutschland
Die Festnetzanbieter Deutsche Telekom und Arcor bauen ihre Glasfasernetze aus, um genügend Bandbreite für Videoinhalte zu schaffen.
Deutschlands zweitgrößter Festnetzanbieter Arcor will der Deutschen Telekom und deren IP-basierten Kabelfernsehangebot mit einem eigenen Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsnetz Konkurrenz machen. Geplant sei ein langfristig flächendeckendes Angebot, kündigte Arcor-Chef Harald Stöber am Mittwochabend in Frankfurt an. Er sprach von einer "Milliardeninvestition" über mehrere Jahre. Dennoch braucht Arcor Zugang zur Telekom-Infrastruktur. Stöber zeigte sich zuversichtlich, bald zu einem Abschluss zu kommen.
IPTV in geschlossenem Netz
Arcor will die Bandbreiten erhöhen, um sein Ende Oktober gestartetes TV-Angebot zu verbessern, das etwa mit aonTV der Telekom Austria zu vergleichen ist und TV-Streaming via IP-Infrastruktur in einem geschlossenen Netzwerk bietet. Dazu will das Unternehmen zwischen den Kabelverzweigern an den Straßenrändern und den vorgelagerten Hauptverteilern Glasfaserkabel verlegen.
Arcor erreicht mit seinem eigenen Netz bisher 60 Prozent der Hauptverteiler - vor allem in Ballungsgebieten - und nutzt auf dem Teilstück zu den Kabelverzweigern und dann in die Haushalte das Kupferkabel der Telekom. Die Telekom selbst rüstet derzeit auf diesem Teilstück für rund drei Milliarden Euro ihr Netz in den 50 größten deutschen Ballungsgebieten mit Glasfaser auf.
Regulierer öffnet Netze
Konkurrenten sind bisher von der Nutzung ausgeschlossen. Die Bundesnetzagentur hat den Bonner Konzern aber verpflichtet, den Wettbewerbern Zugang zu den Rohren zu gewähren, damit diese ihr eigenes Glasfasernetz legen können.
Arcor verhandle mit der Telekom über die Konditionen für den Zugang zu den Rohren und den Kabelverzweigern, sagte Stöber. Die Gespräche liefen gut. Der Arcor-Chef deutete an, dass über den Ausbau auf der Branchenmesse Cebit Anfang März gesprochen werden könne.
Das Glasfasernetz sei Voraussetzung, um im Internet etwa auch hochauflösendes Fernsehen zu übertragen, Sprache und Internet stabil anzubieten und alle Haushalte zu erreichen. Stöber rechnet mit einem Durchbruch von IP-basierten TV-Angeboten aber erst 2010.
In Wien setzt die Telekom Austria unter anderem für ihr geschlossenes IPTV-Produkt aon-TV auf das Glasfaser-Netz blizznet, das derzeit in sieben Wiener Bezirken ausgebaut wird.
(Reuters)