Datenpanne setzt Regierung unter Druck
In Großbritannien sind zwei CDs mit den Daten von 25 Millionen Kindergeldempfängern spurlos verschwunden. Datenschützer und Opposition kritisieren die Regierung scharf. Der Datenverlust hat auch die Diskussion über die geplanten biometrischen Personalausweise neu aufflammen lassen.
Die Regierung in London ist massiv unter Druck geraten, nachdem der Steuerbehörde zwei CDs mit persönlichen Daten von 25 Millionen Briten verloren gegangen waren. Schatzkanzler Alistair Darling betonte am Mittwoch, es bestehe kein Risiko, dass die CDs in "falsche Hände" gefallen seien. Es gebe keine Anzeichen für einen kriminellen Hintergrund.
Mit der Post versandt
Die Datenträger beinhalten persönliche Informationen wie Namen, Bankdetails, Adressen und Sozialversicherungsnummern von fast der Hälfte der Bevölkerung.
Sie waren bereits im Oktober verschwunden, als ein Angestellter der Steuerbehörde die CDs per Kurierdienst versandte.
"Sehr, sehr schlimme Situation"
Darling entschuldigte sich für die Panne, Ermittlungen seien eingeleitet worden. "Das ist in der Tat eine sehr, sehr schlimme Situation."
Am Dienstag war der Vorsitzende der Steuerbehörde, Paul Gray, zurückgetreten. Schon im September waren 15.000 Datensätze seiner Behörde verloren gegangen.
Banken riefen Kunden auf, ihre Kontostände genau zu prüfen.
Kritik an Schatzkanzler
Die Opposition stellte Darlings Kompetenz in Frage: "Ist er der richtige Mann für den Job als Schatzkanzler?", sagte Schattenkanzler George Osborne. Die Regierung habe in ihrer "obersten Pflicht versagt", die Bürger zu schützen.
Im Juli kritisierte der britische Datenschutzbeauftragte Richard Thomas in seinem Jahresbericht den Umgang von Unternehmen, Regierungsstellen und anderen öffentlichen Einrichtungen mit persönlichen Daten.
Geplante ID-Karte unter Beschuss
Der Datenverlust der Steuerbehörden hat auch die Diskussion über die geplanten biometrischen ID-Karten wieder aufflammen lassen.
Kritiker forderten, dass die für 2009 geplante Einführung der biometrischen Personalausweise, die Fingerabdrücke und Iris-Scan beinhalten sollen, fallengelassen wird. Die Opposition und Datenschützer machen bereits seit geraumer Zeit gegen das 5,4 Milliarden Pfund [acht Mrd. Euro] teure Projekt mobil.
Die geplanten ID-Karten würden Bürgerrechte einschränken, zur Verbesserung der nationalen Sicherheit wenig beitragen und darüber hinaus zu viel kosten, kritisierten die Gegener der biometrischen ID-Karte.
Nach den Plänen der Regierung soll der Besitz der ID-Karte in Großbritannien ab 2010 für jeden, der einen Reisepass beantragt, verpflichtend sein.
(dpa | futurezone)