T-Mobile verkauft iPhone ohne Bindung
Nach Protesten ihrer Mitbewerber verkauft die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile in Deutschland das Apple-Handy iPhone ab sofort ohne Vertragsbindung. Der Preis für das "freie" Gerät beträgt 999 Euro - allerdings nur für begrenzte Zeit.
Aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung sei T-Mobile in Deutschland derzeit verpflichtet, das iPhone auch ohne gleichzeitigen Abschluss eines T-Mobile-Mobilfunkvertrages anzubieten, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch in Bonn. Der Verkauf ohne Vertragsbindung gelte zunächst nur bis zur endgültigen juristischen Klärung des Streits, betonte T-Mobile.
Ohne Vertragsbindung und elektronische Sperre sei das Gerät zum Preis von 999 Euro in den Geschäften der Deutschen Telekom erhältlich. Mit Vertragsbindung kostet das iPhone 399 Euro. Kunden können seit Montag gekaufte Telefone zudem kostenlos entsperren lassen.
Auch in Österreich nutzbar
Damit ist das Telefonieren mit dem iPhone auch in anderen Mobilfunknetzen - etwa in Österreich - möglich.
T-Mobile-Austria-Sprecherin Andrea Karner bestätigte auf Anfrage von ORF.at, dass das iPhone mit jeder SIM-Karte funktioniert, wies aber darauf hin, dass es gewisse Einschränkungen gebe, weil manche Funktionen wie etwa die Visual Voice Mail in Deutschland auf das T-Mobile-Netz abgestimmt seien. Ob beziehungsweise wann T-Mobile das iPhone auch in Österreich auf den Markt bringen werde, ließ Karner unbeantwortet.
T-Mobile kündigt Widerspruch an
T-Mobile hat bereits angekündigt, gegen die Verfügung Widerspruch einzulegen, und Vodafone mit einer Schadenersatzklage gedroht. T-Mobile werde den juristischen Auflagen bis zu einer gerichtlichen Klärung nachkommen, hieß es aus dem Unternehmen.
Einstweilige Verfügung von Vodafone
Die Deutsche Telekom reagierte damit auf eine einstweilige Verfügung von Vodafone D2, die am Montag vom Landgericht Hamburg erlassen wurde. Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen hatte kritisiert, dass das Apple-Handy nur in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag von T-Mobile verkauft werde.
Auch der Mitbewerber debitel monierte, dass die exklusive Koppelung des Apple-Handys an das Mobilfunknetz von T-Mobile gegen die Mobilfunklizenzvereinbarung verstoße, und zeigte bei der Regulierungsbehörde, der Bundesnetzagentur, einen Lizenzverstoß an.
Ein Verkaufsstopp wurde aber seitens der Mitbewerber nicht angepeilt.
Auch Vodafone verhandelte mit Apple
Vodafone hatte ebenfalls mit dem US-Konzern Apple über den exklusiven Vertrieb des iPhone verhandelt, letztlich erhielt jedoch T-Mobile den Zuschlag. Den Vorwurf, Vodafone reagiere wie ein schlechter Verlierer, wiesen die Düsseldorfer zurück. Die Bedingungen hätten nicht gestimmt, sagte ein Sprecher.
Apple habe nicht nur diktieren wollen, bei welchen Vertragspartnern das Handy zu haben ist, sondern auch eine Umsatzbeteiligung verlangt. "Das kann man nicht machen", sagte der Sprecher. Vodafone befürchtet offenbar, dass das Beispiel Schule macht. Medienberichten zufolge muss die DT-Tochter ein Drittel der Umsätze an Apple abgeben.
In Frankreich wird das iPhone ab 29. November über den Mobilfunkanbieter Orange erhältlich sein. Dem Vernehmen nach soll das Handy dort jedoch auch ohne Bindung an eine Mobilfunkfirma angeboten werden.
Abkehr vom Geschäftsmodell?
Der Rechtsstreit über die Exklusivvermarktung des iPhone könnte laut Branchenbeobachtern mittelfristig dazu führen, dass sich Apple bald mit einem gescheiterten Geschäftsmodell konfrontiert sieht.
Analysten des Marktforschers Gartner zufolge könnte die aktuelle Klagewelle für Apple möglicherweise den Anfang vom generellen Ende für die lukrativen Exklusivverträge mit ausgewählten Mobilfunkprovidern bedeuten. "Apple muss seine Geschäftsstrategie möglicherweise früher überdenken als erwartet", sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi.
Europa vs. US-Markt
Für Apple stellt sich die Entsperrung des iPhone in Deutschland als eine Bedrohung dar, die vor allem das Betriebsergebnis belasten könnte. Eine Aushebelung der Lizenzvereinbarungen hätte ausbleibende Beteiligungen am Umsatz von T-Mobile zur Folge.
Analysten stimmen darin überein, dass eine Entsperrung des Mobiltelefons für den europäischen Markt weit größere Bedeutung als für den US-Markt haben könnte. Schließlich erlauben die
einheitlichen europäischen Standards, dass sich ein Mobiltelefon in fast jedem Netzwerk betreiben lässt.
(futurezone | AFP | dpa | pte.at | Reuters)