Raubkopierer als Kunden ernst nehmen
Eine von Microsoft in Auftrag gegebene Studie der deutschen Universität Witten/Herdecke versucht der Mentalität der Raubkopierer auf die Spur zu kommen.
In einer kaum repräsentativen E-Mail-Umfrage, bei der 126 Fragebögen, größtenteils aus Universitäten und Firmen eingesandt, ausgewertet wurden, machten die Studienleiter vier Gruppen aus:
An der Spitze stehen die PC-Freaks [zehn Prozent], die sich durch eine hohe Raubkopieintensität auszeichnen sowie die Hobby-User [34 Prozent] die ebenso viel illegal kopieren.
Die Pragmatiker [49 Prozent] betrachten ihren PC als Arbeitsgerät und verwenden vergleichsweise wenig Raubkopien während die PC-Profis [sieben Prozent] nur legal erworbene Software einsetzen.
Im Selbstverständnis der Befragten sieht die Studie eine Diskrepanz zwischen Unrechtsbewusstsein und tatsächlichem Handeln. Sehr wohl würden die Befragten wissen, dass Raubkopieren eine Straftat ist, würden sich aber dennoch nicht davon abhalten lassen.
Allerdings lassen sich dabei Unterschiede in der Bewertung der privaten gegenüber der betrieblichen Nutzung erkennen. Während die berufliche Nutzung von Raubkopien als Straftat bewertet wird, distanziert sich die Mehrheit der Befragten von dieser Einschätzung im privaten Rahmen.
29 Milliarden Dollar für illegale SoftwareRaubkopierer als Kunden finden
Laut Studie ist die Zahl der ideologisch motivierten Raubkopierer zu gering, um als eigene Gruppe wahrgenommen zu werden.
Als Konklusion schlägt die Studie vor, dass die Softwareindustrie im Unterschied zur Musik- und Filmindustrie ihren Umgang mit dem Problem und ihre eigene Position aktiv gestaltet und mit privaten und geschäftlichen User unterschiedlich kommuniziert.
Damit spricht sich die Studie explizit gegen Klagen aus, wie sie derzeit vor allem von der Musikindustrie betrieben werden. Dieser Weg der Abschreckung sei nicht geeignet, so die Studienautoren.
Durch die Differenzierung der vier Gruppen seien in Verbindung mit Digital Rights Management neben einer Senkung der Raubkopien auch neue Optionen der Kundenbindung möglich, so die Studie.
Die Studie im Detail [pdf]