Facebook-Nutzer auf den Barrikaden
Neue zielgerichtete Werbeformen sorgen bei den Mitgliedern der Social-Networking-Site Facebook für Unbehagen. Auch Datenschützer sind alarmiert und protestieren gegen die Nutzung persönlicher Daten zu Werbezwecken.
Vor zwei Wochen startete die US-Online-Community eine Werbeoffensive. Künftig werde es möglich sein, das Online-Kaufverhalten von Facebook-Nutzern aufzuzeichnen und danach Freunde über die Einkäufe zu informieren, ließ das Unternehmen die Werbewirtschaft wissen.
Genau das sorgt nun bei einigen Nutzern der Plattform für Verdruss. Die Klagen über das Marketing-Programm "Facebook Beacon", bei dem etwa Freunde über den Kauf von Kinokarten, Büchern und Geschenken informiert werden, häufen sich.
Auch der Facebook-Konkurrent MySpace will künftig die Daten seiner Nutzer verstärkt zu Werbezwecken nutzen.
Ungenügende Information
Zwar holt Facebook für sein Werbeprogramm die Zustimmung der Betroffenen ein, das geschieht nach Meinung der verärgerten Nutzer jedoch nur in ungenügendem Ausmaß.
Nach dem Einkauf bei ausgewählten Online-Händlern erscheint eine kleine Box am Bildschirm, die den Nutzer darüber informiert, dass die Transaktion aufgezeichnet und zu Werbezwecken verwendet wird.
Danach können die Nutzer die Zustimmung verweigern. Nach 20 Sekunden verschwindet die Box, und Facebook geht davon aus, dass keine Einwände seitens der Nutzer bestehen.
Facebook müsste seine Nutzer besser informieren, beklagte sich ein US-College-Student, der über zielgerichtete Facebook-Werbeeinschaltungen erfuhr, dass ihm seine Freundin schwarze Handschuhe zu Chanukka gekauft hatte. Diese hatte jedoch nach Angaben des Studenten keine Ahnung, dass ihre Transaktion aufgezeichnet wurde.
Vor kurzem kaufte sich der Software-Riese Microsoft bei Facebook ein und legte für 1,6 Prozent an der Social-Networking-Plattform 240 Millionen Dollar auf den Tisch.
Online-Petition gestartet
Auch Datenschützer sind durch die Werbepraktiken der Facebook-Betreiber alarmiert. Die Bürgerrechtsgruppe MoveOn hat eine Online-Petition zum Schutz der Privatsphäre der Facebook-Nutzer gestartet, die bereits von 3.000 Facebook-Nutzern unterschrieben wurde. Eine Protestgruppe auf der Plattform selbst zählt bereits 6.000 Mitglieder.
MoveOn forderte Facebook auf, die Aufzeichnung des Online-Kaufverhaltens künftig zu unterlassen, wenn keine explizite Zustimmung der Betroffenen erfolgt. Derzeit hätten Nutzer auch keine Möglichkeit, sich dem Werbeprogramm komplett zu entziehen. Sie müssten von Fall zu Fall entscheiden, kritisierten die Bürgerrechtler.
Ein Sprecher des Unternehmens verteidigte die Werbepraktik. Schließlich ermögliche die Werbung auch, dass die Plattform weiterhin kostenlos genutzt werden könne, hieß es aus dem Unternehmen.
Kritiker warnen schon seit langem, dass die Nutzer zu viele Informationen über sich auf den Websites preisgeben und so der Wirtschaft wertvolle Daten zum Kundenverhalten liefern. Die Internet-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation [EFF] rief die Nutzer der Plattformen bereits zum Widerstand gegen die Nutzung von persönlichen Daten zu Werbezwecken auf.
(futurezone | AP)