Alternative fordern Aus für Grundgebühr
Im Streit über den Kombitarif der Telekom Austria hat der Verband der Alternativen Telekom-Netzbetreiber [VAT] die Abschaffung der Grundgebühr für Sprachtelefonie gefordert. Rund 500 Mio. Euro könnten sich die Österreicher dadurch im Jahr ersparen, so das plakative Argument der TA-Mitbewerber.
In der Telekombranche herrscht weiter helle Aufregung über das Triple-Play-Kombipaket der Telekom Austria [TA] zum Preis von 19,90 Euro für Neukunden. Daran hat auch die teilweise Entschärfung der Weihnachtsaktion durch die Telekom-Regulierungsbehörde nichts geändert.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz der alternativen Telekombetreiber und Internet-Anbieter, die VAT-Chef Berthold Thoma als "historisch" bezeichnete, wurde am Donnerstag mit Verweis auf die Kalkulation der Telekom Austria ein Ende der Grundgebühr gefordert. Außerdem würden derzeit mehrere Anbieter überlegen, die TA auf Schadenersatz zu klagen.
"Keinen Wert mehr"
Laut der Berechnung der TA für die einzelnen Kostenkomponenten des TA-Pakets habe die Grundgebühr mittlerweile "keinen Wert" mehr, so Tele2-Chef Robert Hackl.
Die Folge sei, dass der Ex-Monopolist TA den einzelnen österreichischen Haushalten bis heute Zusatzkosten von jährlich 200 Euro verrechne - im Jahr seien das rund 500 Millionen Euro -, die nicht gerechtfertigt seien.
Tarifsenkung "hilft nicht"
Hackl rechnete vor: Nimmt man für den Internet-Dienst im TA-Paket den Basistarif an, dann entfallen 17,90 der 19,90 Euro Gesamtkosten alleine aufs Internet. Für das Mobilfunk- und Festnetzangebot blieben also gerade einmal zwei Euro über.
Die nachträgliche Senkung des Entbündelungsentgelts von 10,70 auf 10,44 Euro, die von der Telekom-Control-Kommission [TKK] am Mittwoch auferlegt wurde, hilft laut Hackl nicht, ein entsprechendes Angebot zu legen: "Das geht sich nicht aus."
TA wehrt sich gegen Vergleich
Die TA reagierte auf darauf mit Unverständnis: "Die Forderungen der Alternativen sind sachlich unzutreffend. Telekom Austria hat für den Aktionszeitraum die Vorleistungspreise so gesenkt, dass es jedem Anbieter möglich ist, eine ähnliche Marketingaktion zu starten", hieß es am Donnerstag in einer ersten Reaktion. Weiters sei es kein zulässiger Vergleich, die regulären Produktpreise für die Berechnung von Aktionsangeboten heranzuziehen, so TA-Sprecher Martin Bredl zur APA.
Die TKK hatte der TA am Mittwoch Änderungen des Triple-Play-Angebots auferlegt. So muss der Preis für bestehende Kunden von 19,90 Euro monatlich auf 25,90 Euro pro Monat erhöht werden. Die Leitungspreise für die Mitbewerber müssen gesenkt werden.
"Flurschaden" für den Wettbewerb
All jenen, die meinen, die Alternativen wehrten sich nur gegen ein günstiges Angebot ihres wichtigsten Gegners, geben die Konkurrenten der TA zu bedenken, dass es sich bei dem TA-Paket lediglich um eine Weihnachtsaktion handle, der "Flurschaden" im Wettbewerb aber weit länger anhalte.
VAT-Chef Thoma sagte, die TA-Taktik sei "alles andere als fair". So habe sie etwa das Kombipaket als Promotion und nicht als neuen Tarif gelauncht - was ihn im Vorfeld praktisch regulierungsfrei gemacht habe.
Die Alternativen würden sich nicht gegen günstigere Tarife aussprechen, sondern wollten selber auch in der Lage sein, bessere Tarife anzubieten, meinte Tele2-Chef Hackl.
Funktionelle Trennung gefordert
Deshalb gelte es auch, derartige Aktionen des Ex-Monopolisten künftig zu unterbinden und wie von der EU angedacht eine funktionelle Trennung zwischen der Netzinfrastruktur und den Services einzuleiten. In Großbritannien habe das sehr gut funktioniert, so UPC-Chef Roland Türke.
Die Telekom Austria habe eine Marktmacht, die von den Entscheidungsträgern unterschätzt werde. Auch bei der Prüfung der Qualität des Kupferschatzes gebe es keine Kontrollinstanz außer der TA selber, gab Türke zu bedenken.
Auch EU-Medienkommissarin Vivane Reding hatte diesen Weg als Lösung gegen den Marktmissbrauch durch die ehemaligen Telekom-Monopolisten vor kurzem zur Sprache gebracht.
Für Serentschy-Ablöse
Gemeinsam äußerten die Alternativen ihre Befürchtung, dass es wieder zu einer Remonopolisierung des Telekommarktes kommen könnte. Einmal mehr kritisierten sie Telekomregulator Georg Serentschy, dem sie zu große Nähe zur TA vorwerfen.
Seit seiner Amtsübernahme sei der Breitbandmarkt in Österreich im europäischen Vergleich weit nach hinten gefallen und liege nun nur noch vor Portugal und Malta.
Der Vertrag von Serentschy läuft Ende dieser Woche aus. Am Donnerstag findet ein erstes Hearing für die Nachbesetzung statt. Wer auf der Shortlist steht, wird vom Verkehrsministerium nicht verraten. Serentschy selbst gab keine Auskunft darüber, ob er nochmals kandidiert.
TA-Fischer kritisiert Regulator
Auch TA-Festnetz-Chef Rudolf Fischer meldete sich am Donnerstag in der Causa zu Wort und kritisierte den Eingriff des Regulators: "Diese Regulierung richtet sich eigentlich gegen den Konsumenten", sagte Fischer am Donnerstag zur APA.
Die Telekom Austria verliere heute rund 20.000 bis 25.000 Festnetzleitungen pro Monat, sagte Fischer. Zweidrittel davon gingen in die Mobiltelefonie, der Rest an Festnetz-Wettbewerber.
Diese Rate sei symptomatisch und im Schnitt der EU-Staaten. Dennoch "müssen wir uns überlegen, wie wir die Flucht in die Mobilkommunikation stoppen können", sagte Fischer. Daher sollte der Regulator nicht Nischenanbieter mit 2.000 Kunden schützen und verlangen, dass diese die Möglichkeit hätten, das gleiche anzubieten.
(futurezone | APA | Nayla Haddad)