Ein Satz iPhones für Österreich

26.11.2007

Am Montag kommen entsperrte iPhones in den hiesigen Verkauf, die offensichtlich Grauimporte aus Deutschland sind. Angeblich 50 Stück werden ganz offiziell zum selben Preis wie in Deutschland verkauft: Hier wie dort sind es 999 Euro.

Einzelne Stücke des Apple-Handys hatte es, zumeist durch Eigenimporte, seit dem Launch in den USA und der nachfolgenden SIM-Entsperrung durch iPhone-"Hacker" bereits seit dem Sommer gegeben.

Am Montag kommen die allerersten iPhones in Österreich in den Verkauf, offiziell "über den Ladentisch". Seit dem Wochende ziert die Website der Saturn-Märkte - wie Media-Markt gehören sie zur deutschen Metro-Gruppe - der Titel: "Apple iPhone - Saturn hat's. Jetzt schon die Technik von Ostern!"

Neunhundertneunundneunzig

Das gute Stück wird ab sofort um 999 Euro angeboten, die Anzahl der Verkaufstage ist mit drei, die der iPhones laut Saturn-Website mit 50 Stück limitiert.

Das ist der Preis, um den T-Mobile Deutschland diese freigeschalteten Geräte ganz offiziell verkauft, allerdings nur in den eigenen Geschäften und gar nicht freiwillig.

Einstweilig verfügt

Eine vom Konkurrenten Vodafone angestrengte einstweilige Verfügung hatte vor einer Woche bewirkt, dass T-Mobile Deutschland das Gerät vorläufig auch in einer entsperrten Version verkaufen muss.

Ein Einspruch gegen das Urteil samt Drohung auf Schadenersatzklage ist bereits im Laufen, es ist also unsicher, ob und wie lange dieses Angebot noch gilt.

Grauimport

Apple wiederum liefert erklärtermaßen nur an Mobilfunkbetreiber, mit denen man "spezielle Vereinbarungen" hat. Zum Produktpreis kommen noch einmal - so schätzen alle Analysten im Schnitt - 30 Prozent des Telefonieumsatzes während der Vertragslaufzeit. Das sind in der Regel zwei Jahre.

T-Mobile Deutschland wiederum wehrt sich nach Kräften gegen die einstweilige Verfügung, das iPhone entsperrt abzugeben. Da die beiden genannten die einzigen Firmen sind, die über iPhone-Kontingente verfügen, kann es sich also nur um einen sogenannten Grauimport handeln.

Kundenfrequenz, geil

Die begehrten Apple-Handys können nur in deutschen T-Mobile-Läden erstanden worden sein - zum selben Preis von 999 Euro, wie sie jetzt in Österreich angeboten werden, denn der Einzelhandel ist Sache der Deutschen Telekom, Wiederverkäufer sind ebenso wie Export nicht vorgesehen.

Zweck der Saturn-Aktion ist es natürlich, gerade vor Weihnachten die Kundenfrequenz in den österreichischen Märkten zu erhöhen, auch wenn der Preis nicht eben mit dem alten deutschen Slogan "Geiz ist geil" harmoniert.

Duschen und Ziegel

Der Hype hat zwar inzwischen etwas nachgelassen, denn Apples Firmware-Update, das alle unerlaubt entsperrten iPhones in den USA auf einen Schlag deaktiviert hatte, war eine kalte Dusche für bestimmte Teile der Kernzielgruppe überall auf der Welt. "Mein iPhone ist ein dummer Ziegel", schrieb eine Unzahl erboste Blogger, die betroffen waren, im Sommer.

Die Kundschaft beim deutschen Weblog iPhone-Ticker, der die Nachricht vom Österreich-Verkauf am Sonntag zuerst hatte, war bestenfalls mäßig enthusiasmiert.

Die neuen Käufer

Ganz offensichtlich wirkt das iPhone aber auf eine andere, größere Käuferschicht, und die gedenkt man seitens Apples vorrangig auf den größten Märkten weltweit abzuräumen.

T-Mobile Österreich hatte - dazu passend - im Gespräch mit ORF.at noch vor einer Woche die Frage nach dem "Ob und wann auch hierzulande" nicht beantworten mögen. Und das, obwohl der Mutterkonzern von nebenan im selben Sprachraum das iPhone exklusiv vertreibt.

Mächtige Telekoms, große Märkte

Ein Blick auf die bisher vorliegende iPhone-Strategie des Marketingweltmeisters Steve Jobs zeigt ein eindeutiges Bild.

Angefangen von AT&T über die spanische Telefonica [via Tochter O2 in Großbritannien] und France Telecom bis zu den Deutschen hat Apple nur Verträge mit alteingessenen Telekoms - beziehungsweise deren Mobilfunktochterfirmen - auf den größten Märkten abgeschlossen.

Dass ausgerechnet die mithin mächtigsten Telekoms weltweit mit dem Tabu der gesamten Branche gebrochen haben, andere Unternehmen im eigenen Kerngeschäft wildern zu lassen, ist nicht alleine mit dem Abschluss eines Zweijahresvertrags pro verkauftes iPhone zu erklären.

Die Marketingkasse

Es geht hier um dasselbe wie beim Coup der Saturn-Manager mit gerade einmal 50 Stück, die selbst keinen nennenswerten Umsatz und schon gar keinen Gewinn verursachen.

Das iPhone schafft öffentliche Präsenz, die ansonsten aus der Marketingkasse erkauft werden müsste.

Dazu kommt: Man weiß nicht, um welchen Stückpreis das iPhone von Apple tatsächlich an die Telekoms verkauft wird.

In Deutschland ist es mit Zweijahresvertrag um Euro 399 bzw. 999 Euro - momentan und freigeschaltet - für Endverbraucher zu haben.

~ Link: Was kommt nach dem iFön? (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=203993v2) ~

(futurezone | Erich Moechel)