Siemens-Chef will "Tabus brechen"
Um den Standort Deutschland zu sichern, plädiert Siemens-Chef Heinrich von Pierer für eine weitere Ausdehnung der Arbeitszeit. "Fast auf der ganzen Welt wird länger gearbeitet als bei uns. Bei uns wird also Zeit und Wissen vergeudet", sagte von Pierer im Magazin "Stern".
Deutschland brauche einen Bewusstseinswandel. "Eine neue Kultur des Optimismus muss her. Innovation statt Resignation", forderte von Pierer. Soziale Verantwortung heiße nicht, dass man alles lassen könne, wie es ist.
"Wir müssen noch an viele Tabus radikal ran", sagte von Pierer dem "Stern". Als Beispiel nannte er den Flächentarifvertrag, der individueller, pragmatischer und von Betrieb zu Betrieb genutzt werden müsse. "Mal kann das heißen, 40 Stunden zu arbeiten, mal sind 30 Stunden optimal oder auch mal mehr als 40 Stunden", betonte der Siemens-Chef.
Nur durch weltweite Wettbewerbsfähigkeit könnten Arbeitsplätze verteidigt werden. Die Kunden würden ein Siemens-Handy nicht bloß deswegen kaufen, weil es in Deutschland produziert worden sei. "Der Kunde kauft, was preiswert ist. Der Kunde ist im Allgemeinen kein Patriot", sagte von Pierer.
"Nur Synergien, Keine Auslagerung"Übernahme in Russland
Unterdessen stößt das Interesse des deutschen Konzerns am russischen Turbinen-Spezialisten Silowyje Maschiny nach Medienberichten auf Widerstand im Kreml.
Präsident Wladimir Putin sei gegen eine ausländische Übernahme des teilweise auch in der Rüstungsbranche aktiven Konzerns, berichtete die Moskauer Wirtschaftszeitung "Wedomosti" am Mittwoch.
Der Vorstandschef von Silowyje Maschiny, Jewgeni Jakowlew, hatte am Vortag in Moskau mitgeteilt, Siemens wolle das Unternehmen übernehmen. Russische Medien berichteten, der deutsche Konzern böte 194 Mio. Euro für den Mehrheitsanteil, den bisher die Finanz-Industrie-Gruppe Interros hält.
Der Siemens-Konzern bestätigte bisher lediglich, in Verhandlungen mit Silowyje Maschiny zu stehen. Derzeit hält Siemens etwa vier Prozent an Silowyje Maschiny.