Schuldspruch gegen Microsoft
Bezirksrichter Thomas Penfield Jackson hat Microsoft für schuldig befunden, gegen das US-Kartellrecht verstoßen zu haben. Das Urteil wurde am Montag, eine Stunde nach Börsenschluss verkündet.
Richter Jackson warf dem Unternehmen konkret vor, seine Marktmacht missbraucht und Innovation verhindert zu haben.
Das Urteil entspricht nach dem bisherigen Prozessverlauf weitgehend den Erwartungen.
Das Geschäft mit Microsoft-Aktien im nachbörslichen Handel wurde unmittelbar nach Verkündung des Urteils ausgesetzt.
Die US-Regierung und 19 Bundesstaaten haben dem Unternehmen von Bill Gates in ihrer Klage vorgeworfen, seine Marktmacht missbraucht zu haben, um Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen. Dieser Sichtweise war der Richter in vorläufigen Feststellungen im vergangenen November bereits weitgehend gefolgt.
Finding of FactsMicrosoft erklärte in einer ersten Reaktion, das Urteil komme nicht unerwartet und kündigte Berufung an.
Richter Jackson hatte zuletzt am Wochenende an die Streitparteien appelliert, eine
außergerichtliche Einigung zu treffen. Dies war von Seiten Microsofts ausgeschlossen worden.
Nach dem Schuldspruch drohen dem Unternehmen nun Schadenersatzklagen von Konkurrenten und Konsumenten, bei denen es vor allem um die Frage gehen wird, ob Microsoft für seine Betriebssysteme zu hohe Preise verlangt hat.
Die Microsoft-Aktie hat heute schon vor der Urteilsverkündung kräftig nachgegeben. Das Papier büsste bei lebhaftem Volumen 15-3/8 Dollar auf 90-7/8 Dollar ein. Die Aktien einiger Konkurrenten von Microsoft, wie Oracle, IBM, Hewlett-Packard, Apple, Dell, und Sun legten kräftig zu. Insgesamt standen die Technologiewerte aber schwer unter Druck. Der Nasdaq Composite Index brach um 7,63 Prozent oder 349,09 Punkte auf 4223,74 Zähler ein. Das ist der nach Punkten deutlichste Verlust in der Geschichte der Wachstumsbörse.
NASDAQZu den Gewinnern zählten die Blue Chips der "Old Economy", die von der Nervosität im High-Tech Sektor profitierten. Der Dow Jones konnte 2,75 Prozent auf 11.221,93 Zähler zulegen.
Dow JonesMicrosoft-Gründer Bill Gates sagte in einer Erklärung, der Konzern verdanke seinen Erfolg in der Vergangenheit seiner
Innovationskraft und Kreativität.
Das Urteil stelle die Realität auf den Kopf, die Verbraucher wüssten, dass sie von Microsofts Innovationen profitierten.
Microsoft habe alles getan, um eine außergerichtliche Regelung in dem Streit zu erreichen, und man werde auch weiterhin nach
Gelegenheiten suchen, um zu einer Lösung zu kommen.
Microsoft-Chef Steve Ballmer zeigte sich kämpferisch: "Solange das Berufungsverfahren nicht vorbei ist, steht überhaupt nichts fest."