Microsoft will auf Mini-Notebooks
Um Windows auch den Nutzern in Schwellenländern schmackhaft zu machen, möchte Microsoft sein Betriebssystem Windows XP nun auch auf den XO der OLPC-Initiative portieren. Außerdem wird Microsoft Anfang 2008 Richtlinien für den Einsatz von XP auf Mobilgeräten veröffentlichen.
Anfang 2008 will der Konzern dazu eigene Guidelines für Entwickler von Flash-basierten Mini-Notebooks und anderen Mobilgeräten herausgeben, die es den Herstellern erleichtern sollen, eigens für XP konfektionierte Maschinen zu bauen, gab Microsoft in einer Aussendung bekannt.
Für den XO kündigte Microsoft für nächsten Monat zudem eigene Tests mit Windows XP an. Microsofts Ziel sei es, den Usern ein "optimales Nutzererlebnis" mit Windows auf dem XO zu bieten, erklärte der Software-Konzern.
Hebel für den Bildungsmarkt
Wenn dieses Ziel erreicht sei, könne Windows XP auf dem XO in der zweiten Hälfte 2008 ausgeliefert werden, so Microsoft weiter.
An Regierungen, die den Kauf von XOs erwägen, appelliert Microsoft, Gespräche über ein mögliches Auslieferungsdatum eines XO-XPs sowie Kosten und Support-Bedingungen aufzunehmen.
In den USA und Kanada soll es, laut Microsoft, keinen Windows-basierten XO zu kaufen geben.
Microsoft hat Ende September 2007 angekündigt, die "Starter Edition" von Windows XP, die speziell für den Einsatz in Schwellenländern gedacht ist, bis 2010 anzubieten.
Windows auf einer SD-Card
Laut dem US-Branchendienst Cnet arbeiten 40 Microsoft-Mitarbeiter an der Umsetzung von Windows XP für den XO. Größte Hürde sei die für Microsoft-Verhältnisse schwache Hardware-Ausstattung: Alleine für Windows und Office veranschlagt Microsoft zwei GB Speicher.
Microsofts Ausweg ist Windows und XP über den SD-Slot zunutzbar zu machen. Dazu muss das Bios adaptiert werden, damit der XO direkt von der SD-Karte booten kann. Zusätzlich muss Microsoft noch die passenden Treiber entwickeln, damit unter anderem das Mesh-Netzwerk des XO unterstützt wird.
Der SD-Slot wurde beim XO auch auf Antrag Microsofts eingebaut.
Motivation Markt
"Es wird sehr schwierig, XP auf dem XO laufen zu lassen", sagt Aaron Kaplan, Sprecher von OLPC Austria auf Anfrage von ORF.at. "Meiner Meinung nach merkt Microsoft, dass es einen riesigen Markt übersehen hat. Jetzt kommt ein Bildungsprojekt wie OLPC, das eigentlich ganz andere Intentionen hat und zeigt ihnen auf, dass es in den Schwellenländern einen großen Markt gibt."
OLPC lehnt Microsofts Engagement allerdings nicht rundheraus ab. "Microsoft müsste ein gutes Konzept mit XP vorschlagen, dass den ganzen Aufgabenbereich des XO abdeckt. Es müsste dafür sorgen, dass auch die ganze Bildungssoftware mit drauf ist. Uns geht es zuallererst um die Zugangsmöglichkeit zur Computertechnologie und zum Netz", sagt Kaplan.
Lernwerkzeug statt Hardware-Plattform
Außer den technischen Hindernissen sieht Kaplan noch ein weiteres Problem. "Zum Konzept des OLPC gehört es, dass die gesamte Software Open Source ist und die Nutzer vom Quelltext der Programme und auch des Betriebssystems lernen können. Wir möchten, dass die Jugendlichen in den Code hineinschauen können, wenn sie wollen", sagt Kaplan, "Bei Windows wird das schwierig. Ansonsten spricht nichts dagegen, dass Microsoft versucht, XP auf dem XO zum Laufen zu bringen."
Kaplan weist nachdrücklich darauf hin, dass der XO als einheitliches Hard- und Softwarekonzept keineswegs für den Einsatz als Produktions- und Freizeitrechner gedacht sei, sondern in der Tradition spielerischer digitaler MIT-Lernwerkzeuge wie Seymour Paperts Programmiersprache Logo oder des Roboterbaukastens Mindstorms stehe. Damit sei der XO eine völlig andere Maschine als die Intel-Asus-Hardwareplattform für Classmate und Eee PC.
Entscheidung im Low-End-Geschäft
Tatsächlich wird es für Microsoft in der Geräteklasse der neuen billigen Subnotebooks mit Flash-Speicher überraschend eng - und das nicht nur in Schwellenländern. Der Eee PC, der mit Xandros-Linux ausgeliefert wird, steht schon seit längerem auf Platz eins der Gadget-Suchanfragenliste der E-Commerce-Suchplattform Geizhals.at - dabei ist das Gerät noch gar nicht im Handel erhältlich und wird wohl erst im Januar zu erwerben sein. Die XP-Version des Eee PC wird erst im Lauf des kommenden Jahres folgen.
Ein Nutzer des Eee PC wird schnell merken, dass es bei den Standard-Aufgaben, die mit einem solchen Rechner erledigt werden, keinen Unterschied macht, ob er mit Windows oder Linux arbeitet. Die Arbeit mit dem Eee PC geht flüssig von der Hand, das Gerät ist beinahe schon eine Werbemaßnahme für den Einsatz von Linux auf Notebooks.
Da die Kosten für das Betriebssystem in den niedrigeren Preisklassen wohl eine größere Rolle spielen als in den höheren, dürfte sich den Herstellern solcher Mini-Notebooks die Frage stellen, ob es günstiger ist, Windows zu lizenzieren oder eine Linux-Distribution anzupassen.
In diesem Zusammenhang ist auch Googles Mobilgeräte-Betriebssystem Android nicht zu vergessen, das im kommenden Jahr mit der Macht des Suchmaschinenriesen in den Markt für Mobilgeräte drängen wird.