PlayStation 3: "Preis geht vor Features"
Unter Hardcore-Gamern hat Sonys Entscheidung, die aktuelle PS3 ohne Rückwärtskompatibilität auszuliefern, für große Verärgerung gesorgt. Für Uwe Bassendowski, seit Oktober Chef von Sony Entertainment Österreich, war es dennoch der richtige Schritt - vielleicht zu früh, wie er zugibt.
Seit der jüngsten Preisreduktion der PS3 auf nunmehr 399 Euro sind die Verkaufszahlen der Spielekonsole nach Angaben von Sony deutlich nach oben geschnellt.
Die Käufer müssen jedoch gegenüber früheren Modellen deutliche Abstriche machen: Statt vier USB-Ports gibt es nur noch zwei, der Kartenleser flog gänzlich hinaus und auch die Rückwärtskompatbilität zum Vorgängermodell PS2 musste weichen.
Trennung von unbedeutenden Elementen
Das sorgte in der Gamer-Community durchaus für Wirbel, war doch die Rückwärtskompatibilität gerade bei Sony stets ein starkes Verkaufsargument gewesen. Bei über 100 Millionen verkauften PS2-Konsolen gibt es auch ausreichend Software dazu, die nun auf der aktuellen 40-GB-PS3 nicht mehr nutzbar ist.
Warum sie weichen musste, sei leicht erklärt: "Untersuchungen haben gezeigt, dass die Konsumenten einen niedrigeren Preis wollten", sagt Bassendowski gegenüber ORF.at. Um das zu erreichen, habe man sich von Elementen trennen müssen, die langfristig an Bedeutung verlieren. "Wir haben klar gesagt: Preis geht vor Features."
"Vielleicht zu früh weggenommen"
Laut Bassendowski, der seit Oktober neben Deutschland auch Chef von Sony Computer Entertainment Österreich ist, ist die Rückwärtskompatibilität zwar für viele Konsumenten wichtig, allerdings verliere sich ihre Bedeutung im Lebenszyklus. Sprich: Am Anfang, wenn es noch nicht genügend Titel für eine neue Konsole gibt, ist sie wichtig, später werden ältere Spiele kaum genutzt.
Niemand habe damit gerechnet, dass die PS3 so schnell billiger werden würde. "Vielleicht haben wir die Rückwärtskompatibilität ein wenig zu früh weggenommen, darüber kann man diskutieren", meint Bassendowski. Die Kernfeatures wie das Blu-ray-Laufwerk und die Online-Fähigkeit der PS3 seien aber geblieben, verteidigt er den Schritt.
Als nächste Hardware soll der DVB-T-Adapter für die PS3 auf den Markt kommen, mit dem die Konsole dann auch zum digitalen Videorekorder wird. Österreich wird wegen der laut Bassendowski noch nicht flächendeckenden Versorgung von DVB-T vorerst nicht bei diesem Launch-Termin dabei sein.
Online-Funktion wird ausgebaut
Angesprochen auf die Online-Fähigkeiten der PS3, die im Vergleich mit Microsofts Xbox 360 derzeit nicht mithalten können, meinte Bassendowski, dass Sony in diesem Bereich noch viel ausbauen werden.
"Wir wollen unsere Plattformen vielschichtig gestalten, alle Inhalte sollten über PSN [PlayStation Netzwerk, Anm.] verfügbar sein." Die jüngste Entscheidung, PSP-Software über den Computer herunterzuladen, sei dem Umstand geschuldet, dass nicht alle PSP-Nutzer auch eine PS3 zu Hause hätten.
Das dürfte auch mit ein Grund dafür sein, dass Sonys Community-Plattform "Home" bisher noch nicht gestartet ist.
Zu wenige Nutzer für "Home"?
Offiziell heißt es, dass die Funktionalität von Home noch nicht da sei, wo die Konsumenten sie haben wollen. Was die Nutzer denn haben wollen? "Sie wollen sich mit anderen PS3-Nutzern austauschen können", so Bassendowski. Es gebe nichts Schlimmeres, als wenn eine Community nicht gut besucht und niemand anzutreffen sei.
Wenn, wie Bassendowski erklärt, 50 Prozent aller PS3-Nutzer sich auch bei PSN angemeldet haben, dann reichte bisher vielleicht einfach nicht die installierte Basis, damit es bei "Home" nicht doch zum gefürchteten Verwaisungsphänomen kommt.
Bei "Home" sollen sich die Nutzer in Gemeinschaftsräumen genauso treffen können wie in privaten Gemächern, die zudem auch nach eigenem Geschmack eingerichtet werden können. Geplant sind auch Distributionskanäle für Inhalte wie Filme und Musik.
120.000 Next-Gen-Konsolen
Laut Sony sind in Österreich rund 120.000 Spielekonsolen der nächsten Generation installiert, also in Verwendung. Davon sind rund 47.000 Stück eine Xbox 360, 40.000 eine Wii von Nintendo, und der Rest, knapp 34.000, entfällt auf die PS3 [Stand Ende November, Zahlen gerundet].
Diese Angaben basieren auf Zahlen der deutschen Media Control, beinhalten jedoch nicht alle Verkaufskanäle, sondern decken nur rund 60 Prozent davon ab. Daher rechnen die Firmen die Anteile hoch, wodurch sich Unterschiede ergeben können.
Laut Microsoft war die Verteilung Ende Oktober 50 Prozent Xbox 360, 29 Prozent Wii, die restlichen 21 Prozent entfielen demnach auf Sonys PS3.
Die Preissenkung der PS3 auf 399 Euro fiel in den Monat Oktober, seitdem zogen die Verkäufe deutlich an.
(futurezone | Nadja Igler)