EU will mehr Risikokapital aufwenden
Die EU-Kommission hat am Freitag eine neue Strategie vorgeschlagen, mit der öffentliche Gelder leichter als Risikokapital eingesetzt werden könnten. Die EU liegt bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung [F&E] weit hinter den USA zurück.
Im Rahmen der erneuerten Lissabon-Strategie wurde das Aufholen in diesem Bereich zu einer der Prioritäten erklärt. Gemeint sind damit risikoträchtige Investitionen im vorkommerziellen Stadium, in dem Produkte und Dienstleistungen noch keine Marktreife erlangt haben, gleichzeitig aber die Grundvoraussetzung für einen Durchbruch in der Forschung sind.
Fokus auf Hightech-Bereich
Die Kommission will nun dafür eintreten, dass die Vergabe öffentlicher Aufträge bereits in früheren Stadien beginnt. In den Augen der Kommission könnte dadurch vor allem in Hightech-Bereichen wie der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien für Gesundheitswesen und Medizin ein bisher ungenutztes Potenzial erschlossen werden.
"Nur wenn Europa seine öffentlichen Mittel offensiver und innovationsorientierter einsetzt, wird es die strukturellen Herausforderungen wie die Bevölkerungsalterung und den Übergang zu einer kohlenstoffemissionsarmen Wirtschaft bewältigen können. Aus diesem Grund müssen in der Hightech-Forschung schon im vorkommerziellen Stadium mehr öffentliche Aufträge vergeben werden", sagte Medienkommissarin Viviane Reding dazu.
Vorbild Internet-Protokoll und GPS
Die Kommission verwies darauf, dass mittels Risikoteilung privater und öffentlicher Einrichtungen bahnbrechende Technologien wie das Internet-Protokoll, das globale Ortungssystem GPS und zahlreiche Fortschritte in der Chiptechnologie entwickelt wurden.
Rahmenbedingungen schaffen
"Wenn wir in Europa für mehr Forschung sorgen wollen, müssen wir die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen", ergänzte auch der für Wissenschaft und Forschung zuständige Kommissar Janez Potocnik. Seiner Meinung nach könnte eine geschickte Nutzung der Marktmacht des öffentlichen Auftragswesens eine starke Triebfeder sein, um Innovationen anzutreiben.
Der öffentliche Sektor in den USA wendet für öffentliche Aufträge im Bereich Forschung und Entwicklung 50 Mrd. Dollar jährlich auf. Laut Kommission würde die vorkommerzielle Auftragsvergabe Europa folglich bei der Erreichung seines Ziels helfen, drei Prozent des BIP für die Forschung aufzuwenden.
Diskussion mit Mitgliedsstaaten
Davon ausgehend werde die Kommission mit den 27 Mitgliedsstaaten darüber diskutieren, auf welche Bereiche und in welcher Form die vorkommerzielle F&E-Auftragsvergabe konzentriert werden soll.
Diesen Diskussionen will die Kommission 2008 konkrete Maßnahmen folgen lassen, um die Mitgliedsstaaten zur Ausschreibung solcher Aufträge in Schlüsselbereichen wie Gesundheitswesen, Verkehr, Sicherheit, Umwelt, Bevölkerungsalterung und Energieeffizienz anzuhalten.
EU investierte in Skype
Mit einem Fünfprozentanteil hat die EU-Kommission auch den Luxemburger Internet-Telefonieanbieter Skype mitfinanziert - und dabei verdient. Die Kommission habe aus EU-Mitteln und über einen Risikokapitalfonds fünf Prozent an Skype gekauft, als Skype noch ein kleines Unternehmen war und dessen Erfolgschancen keineswegs garantiert waren, so die Angaben der Kommission.