09.08.2004

VOR IPO

Google erkauft Patentklärung mit Aktien

Rund um den geplanten Börsengang hat Google nicht nur mit dem IPO selbst alle Hände voll zu tun.

Der Suchmaschinenbetreiber gab in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC bekannt, dass bei dem in den kommenden Wochen erwarteten Börsengang mehr Aktien ausgegeben werden als bisher geplant.

Zuvor hatte Yahoo den Verzicht auf eine Patentklage gegen Google mitgeteilt. Im Rahmen der Einigung erhält Yahoo zusätzliche 2,7 Millionen Google-Aktien, die es bei dem bevorstehenden Börsengang größtenteils wieder verkaufen will. Bereits jetzt hält Yahoo durch eine Investition von zehn Millionen Dollar aus dem Jahre 2000 Anteile an Google.

Die Patentklage betraf Googles Haupteinnahmequelle, das Werbeprogramm AdWords. Die Rechte für das strittige US-Patent 6.269.361 liegen bei der Suchmaschine Overture, die Yahoo letztes Jahr gekauft hat.

Nettoverlust im laufenden Quartal

Die Beilegung des Streits werde im laufenden Geschäftsquartal [per Ende September] zu einem Nettoverlust führen, teilte Google weiter mit. Die für den Börsengang angepeilte Preisspanne bleibe unverändert bei 108 bis 135 Dollar je Google-Aktie.

"Wir sind zufrieden, diese Probleme gelöst zu haben, ebenso sind wir es mit den Bedingungen der Vereinbarungen", sagte ein Google-Sprecher. Google wird in Zukunft Lizenzen an Overture zahlen. Ein erfolgreicher Börsengang wird Konkurrent Yahoo zudem weiteres Geld in die Kassen spülen.

Zwar stritt Google bisher ab, dass sein Werbeprogramm Overtures Patent verletzt, angesicht des bevorstehenden Börsengangs wollte der Anbieter aber offenbar weitere Zwistigkeiten vermeiden.

Neben den diversen juristischen Schwierigkeiten tut sich zudem weiteres Ungemach auf.

Ausgaben verflachen

Die Ausgaben für bezahlte Sucheinträge in den USA sollen in den nächsten Jahren zwar weiter steigen und sich von 2,6 Milliarden Dollar 2004 auf 5,5 Milliarden Dollar verdoppeln.

Doch gleichzeitig wird die jährliche Zuwachsrate von 65 Prozent [2003] auf elf Prozent fallen, so eine aktuelle Studie der Marktforscher von Jupiter Research. Die Gesamtausgaben für Online-Werbung steigen demnach bis 2009 auf 16,1 Milliarden Dollar .

Diese Zukunftsaussichten sind jedoch keine guten Nachrichten für Googles Börsengang, denn das Interesse für Googles Aktien hängt auch von den zukünftigen Wachstumschancen des Anbieters auf dem Werbemarkt ab. Die Entwicklung der Aktie selbst hängt zudem vom Erfolg auf dem Werbemarkt ab.

Gegen Microsofts Marktmacht

Allerdings setzt Google bereits seit längerer Zeit auf eine Diversifizierung seines Angebots und der daraus möglichen Einnnahmen.

So weitete der Anbieter vor kurzem sein Werbeangebot auch auf kleine Websites aus, testet die Einführung des heftig umstrittenen E-Mail-Service Gmail und entwickelt ein eigenes Searchtool für die lokale Suche auf dem PC.

Ob der Einsatz allerdings ausreicht, um Microsofts Marktmacht und seiner in Entwicklung befindlichen eigenen Suchmaschine auf Dauer die Stirn zu bieten, wird die Zukunft zeigen.

Mit seiner Dominanz auf dem Desktop wäre es für Microsoft leicht, seine eigene Suche derart zu implementieren, dass die User automatisch mit Microsofts Suchmaschine suchen würden.