16.08.2004

FINALE

TA-Verkauf durch ÖIAG steht kurz bevor

Die ÖIAG hat kurzfristig für kommenden Sonntag eine Aufsichtsratssitzung einberufen. ÖIAG-Kreise haben einen entsprechenden Bericht der "Presse" [Dienstagausgabe] bestätigt.

Thema der Sitzung ist laut Tagesordnung die Finalisierung der bereits beschlossenen Reduktion der Staatsanteile an der Telekom Austria [TA] um weitere 17 Prozent.

Neue Gerüchte über den Verkauf an den Schweizer Telekombetreiber Swisscom haben am Montag die Aktie der TA an der Wiener Börse auf ein neues Allzeithoch getrieben.

Die TA-Aktie schloss mit 13,78 Euro 6,82 Prozent über dem Schlusskurs des Vortages. Auch die Umsätze waren überdurchschnittlich hoch: Insgesamt wurden 3,4 Millionen TA-Aktien gehandelt, das entspricht 0,7 Prozent des TA-Grundkapitals. Große Paket dürften vor allem aus den USA zugekauft worden sein, so ein Händler.

Komplettübernahme durch Swisscom

Ziel des Verkaufs von Anteilen an die Swisscom soll laut "Presse" vom Wochenende eine Komplettübernahme der TA durch die Swisscom sein.

Nach den 17 Prozent der ÖIAG sollen die Schweizer demnach zusätzlich Aktien an der Börse zukaufen dürfen. Gemutmaßt wird daher, dass hinter den hohen Aktienumsätzen der vergangenen Tage bereits die Swisscom stecken könnte.

Hält die Swisscom mehr als 30 Prozent an der TA, muss sie allen verbleibenden Aktionären der TA ein Übernahmeangebot legen.

Den Kleinaktionären ist dabei derselbe Preis zu bieten, den die Schweizer für das Aktienpaket der ÖIAG zahlen. In einem zweiten Schritt, schreibt die Zeitung, soll die ÖIAG dann auch den Rest ihres derzeit noch 42,2-Prozent-Paketes [ohne Umtauschanleihe] an die Schweizer verkaufen.

TA als neue Ost-Zentrale

Die Telekom Austria könnte nach der Fusion zur Ost-Zentrale des Schweizer Konzerns ausgebaut werden und dabei vom Kapital der Swisscom profitieren, heißt es. Zudem soll laut Bericht ein wichtiger Teil des gemeinsamen Konzerns an der Wiener Börse verbleiben - entweder 49 Prozent des neuen Telekom-Riesen oder die Mobilfunktöchter des fusionierten Konzerns.

Gewerkschaft doht mit Streik

Die Post- und Telekom-Gewerkschaft reagiert mit heftigem Protest auf einen möglichen Komplettverkauf der TA. Betriebsratschef Michael Kolek droht indirekt mit Streik, sollte sich der Staat von sämtlichen Anteilen trennen.

Die Gewerkschaft sieht im Komplettverkauf eine Gefährdung des Standorts und der Arbeitsplätze. Außerdem glaubt Kolek, dass ein Totalverkauf wegen der mehr als 7.000 TA-Beamten rechtlich gar nicht möglich wäre.

Der Gewerkschafter forderte Finanzminister Karl-Heinz Grasser auf, "endlich zu den Medienberichten Stellung zu nehmen". Mit dem Geld, das durch den Verkauf hereinkommt, wolle Grasser nur das Budget sanieren, soKolek.

Zustimmen will die Gewerkschaft weiteren Verkäufen nur, wenn der Staatsanteil an der TA nicht unter die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie sinkt.

Gespräche mit Personalvertretung

Grasser habe in einem Schreiben aus dem Jahr 2000 ausdrücklich Gespräche mit der Personalvertretung zugesichert, wenn weitere Anteile der TA verkauft würden. Sollte Grasser sich nicht daran halten, will der Betriebsrat aus Protest demnächst eine "Urabstimmung" unter der Belegschaft abhalten.