Grünes Licht für Googles Börsengang
Die US-Börsenaufsicht SEC hat dem US-Internetkonzern Google am Mittwoch nach US-Börsenschluss grünes Licht für seinen Börsengang gegeben.
Die Ende April beantragte Registrierung des Unternehmens an der Börse sei in Kraft getreten, teilte SEC-Sprecher John Nestor in New York mit. Die SEC hatte den Börsengang noch am Dienstag überraschend und ohne Angaben von Gründen blockiert.
Mit 85 Dollar liegt der festgelegte Ausgabepreis am unteren Ende der Preisspanne, die Google erst am Mittwoch deutlich heruntergesetzt hat. Ursprünglich hatte Google 108 bis 135 Dollar anvisiert, dann aber auf 85 und 95 Dollar [rund 69 bis 77 Euro] reduziert.
Statt wie geplant 11,6 Millionen Aktien werden die Google-Aktionäre nur noch 5,5 ausgeben, teilte Google am Mittwoch weiter mit.
Google kann demnach mit einem Erlös in Höhe von 1,66 Milliarden Dollar rechnen. Der Gesamtwert der 271,2 Millionen Aktien des Unternehmens liegt bei einem Preis von 85 Dollar je Aktie bei rund 23 Milliarden Dollar.
Google startet Online-AktienauktionSchlechte Presse
Das Unternehmen plane jedoch wie bisher den Verkauf von 14,1 Millionen Aktien, hieß es weiter.
Neben der eher unüblichen Online-Platzierung, an der auch US-Privatleute teilnehmen können, häuften sich in den letzten Wochen die unangenehmen Meldungen rund um die Online-Suchmaschine.
So drohte ein Interview mit dem US-Magazin "Playboy" den Börsengang gegen die Schweigepflicht zu verstoßen und faktisch in letzter Sekunde konnte Google mit Konkurrent Yahoo eine Patentfrage, die seine Haupteinnahmequelle bedrohte, klären.
Hinzu kam eine Reihe von Pannen im Vorfeld des Börsengangs. Die Registrierung von Interessenten musste Google zunächst wegen technischer Probleme um eine Woche verschieben.
Dann musste das Unternehmen einräumen, dass es versäumt hatte, bei der SEC 23,2 Millionen Mitarbeiter-Aktien und 5,6 Millionen Aktienoptionen aufzuführen. Dies, als auch das Playboy-Interview, sind nun Gegenstand von Untersuchungen von Seiten der SEC.
"Playboy"-Interview überschattet IPOGoogle hat sich laut Experten überschätzt
Die Probleme beim Börsengang der Internet-Suchmaschine Google sind nach Ansicht des Nürnberger Börsenexperten Wolfgang Gerke eine Folge von falschen Markteinschätzungen und "handwerklichen Fehlern".
"Google hat sich überschätzt. Wie die Postbank hat das Unternehmen viel zu spät erkannt, dass der Preis in der derzeitigen Börsenlage zu hoch ist", sagte Gerke, der als Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg lehrt, am Mittwoch.
"Mit dem ursprünglichen Preis hätte sich Google am Markt blamiert". Den Preis zu senken und nicht den gesamten Börsengang abzublasen, sei nun "die richtige Entscheidung": "Eine Absage des Börsengangs hätte den Ruf des Unternehmens dauerhaft ruiniert."
Dass die Internet-Firma ausgerechnet im traditionell eher schwachen Börsenmonat August an den Markt gehen wolle, sei ein Hinweis auf eine gewisse Selbstüberschätzung.
"Google hat auf seine hohe Bekanntheit gesetzt und damit gerechnet, dass die Wahl des Zeitpunkts keine Rolle spielt. Das war eine Fehleinschätzung
Mit dem neuen Preis hat Google nach Einschätzung von Gerke nun bessere Chancen am Markt.