18.08.2004

TA SWISSCOM

Taktieren rund um Telekom-Verkauf

Wie am Mittwoch bekannt wurde hat der Verwaltungsrat der Swisscom erst vergangenen Sonntag einen Angebotsentwurf zur Übernahme der Telekom Austria [TA] abgelehnt.

Demnach soll der Swisscom-Vorstand ein Angebot geplant haben, wonach die Telekom-Übernahme zum Teil in bar und zum Teil durch Aktientausch abgegolten werden sollte. Das Aufsichtsgremium habe dagegen jedoch Bedenken eingeräumt, heißt es.

Offiziell wollte die ÖIAG dazu keinen Kommentar abgeben. Auch Swisscom-Sprecherin Pia Colombo erklärte auf Anfrage: "Das kommentiere ich nicht."

Am Dienstag hatte die Swisscom lediglich erklärt, dass "eine Entscheidung betreffend des Erwerbs von Aktien oder die Unterbreitung eines Angebotes an die Aktionäre der Telekom Austria bisher nicht getroffen" worden sei.

Alles Taktik?

Inoffiziell, hieß es Dienstagabend, sollen sich ÖIAG und Swisscom über den Kaufpreis bereits geeinigt haben - nach jüngsten Informationen der APA sollen die Schweizer bereits sein, zwischen 15 und 15,50 Euro je Telekom Austria-Aktie zu zahlen.

Ein Komplettverkauf der restlichen Telekom-Staatsanteile [42,2 Prozent] würde dem Finanzminister damit zwischen 3,2 und 3,3 Mrd. Euro einbringen.

Was die Ablehnung des Swisscom-Verwaltungsrats vergangenen Sonntag für den geplanten Milliarden-Deal bedeutet, wollte in der ÖIAG und in der Telekom Austria am Mittwoch zunächst niemand beurteilen - möglich, dass die Schweizer in der heißen Phase des Deals noch einmal taktieren würden, hieß es. Wann der Verwaltungsrat der Swisscom wieder tagen werde, wollten die Schweizer am Mittwoch nicht verraten.

Kritik von AK, SPÖ

Die geplante "Zusammenführung" der Telekom Austria mit der Swisscom wird nicht nur von Applaus begleitet.

Die Arbeiterkammer bezeichnet die geplante Übernahme als "Ausverkauf" eines österreichischen Paradeunternehmens.

"Die geplante Verscherbelung ist ein schwerer wirtschaftspolitischer Fehler. Die Bundesregierung gibt ein hervorragend bestelltes und strategisch wichtiges Unternehmen aus der Hand und setzt Tausende Arbeitsplätze auf Spiel", sagte AK-Präsident Günther Goach.

"Während andere Staaten an ihren Telekom-Anteilen festhalten und strategisch wichtige Infrastrukturunternehmen nicht verschleudern, veräußert die österreichische Regierung wieder ein wirtschaftliches Flaggschiff für immer, nur um kurzfristig Budgetlöcher zu stopfen".

"Bewusste Schädigung"

"Mit der Verschleuderung der Telekom" gebe die Regierung eine "wirtschaftspolitische Bankrotterklärung" ab. Diese "bewusste Schädigung der österreichischen Steuerzahler" müsse sofort gestoppt werden, forderte Erich Haider, Vorsitzender der SP Oberösterreich.

2003 habe die TA einen Gewinn von 134 Millionen Euro erwirtschaftet, kein privater Investor würde so wahnsinnig sein, ein derart gewinnträchtiges Unternehmen aus der Hand zu geben.