18.08.2004

14,16 EURO

Telekom-Aktie auf Allzeit-Hoch

Die Börsianer glauben [momentan] an das Zustandekommen der TA-Übernahme durch die Swisscom.

Nach einer Berg- und Talfahrt schoss die Telekom Austria-Aktie mit Bekanntwerden der neuen Details über die Akquisitionspläne um mehr als fünf Prozent auf ein neues Allzeithoch. Zum Tagesschluss wurde die Aktie zu einem Kurs von 14,16 Euro gehandelt, ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vortag.

Insgesamt sind heute fast 16 Millionen TA-Aktien gehandelt worden, das entspricht rund drei Prozent des gesamten TA-Grundkapitals.

Nach dem Modell für den Milliarden-Deal mit der Swisscom soll die Telekom Austria [TA] als österreichische AG bestehen bleiben. Auch Marke und Name würden nicht verändert, hieß es am Mittwoch aus ÖIAG-Kreisen.

Außerdem sichert sich die österreichische Staatsholding demnach umfassende Mitspracherechte. Nominierungsrechte erhalte die ÖIAG nicht nur für Vorstände der Telekom Austria, sondern auch für den Verwaltungsrat der Swisscom.

Gefunden hat die österreichische Staatsholding auch bereits eine Lösung für die TA-Notiz an der Wiener Börse: Demnach soll "ein Teil der Telekom Austria" am Wiener Kapitalmarkt notieren.

abgewickelt werden soll. Weiters sollen die 17 Prozent, für welche die ÖIAG bereits einen Veräußerungsbeschluss gefasst hat, von der Swisscom in bar abgelöst werden.

Für die 25 Prozent der Telekom Austria hingegen soll die österreichische Staatsholding im Austausch elf Prozent an der Swisscom, bzw. laut "Presse" der neuen Holding, erhalten. Durch einen zusätzlichen Syndikatsvertrag würde dieser ÖIAG-Anteil dann indirekt wie eine Sperrminorität an der Telekom Austria wirken.

Die Swisscom könnte für ihre Übernahmepläne bis zu zehn Mrd. Franken [6,5 Mrd. Euro] aufstellen, ohne dass sich die Kreditwürdigkeit des Konzerns verschlechtert, erklärte eine Sprecherin der Swisscom. Damit sei auch das, nach der angepeilten Übernahme von 42 Prozent der TA , verbindliche Pflichtangebot an die TA-Kleinaktionäre leistbar.

Das Schweizer Telekommunikationsgesetz schreibt vor, dass der eidgenössische Bund zumindest 50 Prozent plus eine Aktie an der Swisscom halten muss. Derzeit hält die Schweiz 62,7 Prozent an der Swisscom.

"Nicht abschätzbare Risiken"

Die Reaktionen auf den möglichen Deal bleiben unterdessen durchwegs kritisch.

"Die österreichischen Internet Service Provider sprechen sich gegen den mehrheitlichen Verkauf der TA ins Ausland aus, da dies noch nicht abschätzbare Folgen und Risiken für die Telekommunikationsentwicklung in Österreich beinhaltet", erklärte Georg Chytil, der Präsident des Verbands der Internet Service Provider [ISPA].

Der kolportierte Mehrheitsverkauf an die Swisscom brächte die über Jahrzehnte mit dem Geld der österreichischen Bürger aufgebaute Monopolinfrastruktur in ausländischen Besitz und Entscheidungsgewalt. Noch dazu in ein Land, das außerhalb des gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraums ist.

"Der Verkauf der TA darf nicht nur unter kommerziellen Gesichtspunkten gesehen werden. Die Monopolinfrastruktur des TA Kupferleitungsnetzes ist für das Internet in Österreich nach wie vor von zentraler Bedeutung," so Kurt Einzinger, ISPA Generalsekretär.

Betriebsversammlungen ab Dienstag

Die Gewerkschaft wird aus Protest gegen die Verkaufspläne ab kommenden Dienstag Betriebsversammlungen abhalten, erklärte TA-Betriebsratschef Michael Kolek.

Beeinträchtigungen im Arbeitsablauf seien nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich wolle man dem Unternehmen aber "nicht schaden". Einen Streik wollte er aber dezidiert nicht ausschließen.

Von dem neuen Beteiligungs-Modell hält Kolek auf den ersten Blick nichts. Dadurch werde der Vollverkauf nur nach hinten verschoben. Akzeptabel wäre eine solche Konstruktion nur dann, wenn der geplante Syndikatsvertrag "unbefristet und nicht einseitig kündbar wäre".

Nach Gewerkschaftsansicht müsste die TA auf Grund des Poststrukturgesetzes zudem zu 25 Prozent in Hand des österreichischen Bundes sein, um die mehr als 7.000 Beamten weiter zu beschäftigen. Ob eine indirekte Beteiligung dem auch entsprechen würde, müsse erst geprüft werden, so Kolek.