Europameister der verlorenen Daten
Der am Sonntag bekanntgewordene Verlust von Hunderttausenden Datensätzen durch britische Krankenkassen lässt die Gesamtzahl 2007 auf über 30 Millionen steigen. 100.000 Briten wurden jährlich bereits Opfer von Identitätsbetrug, 2008 werden es noch mehr.
Eines lässt sich über den mutmaßlichen Verlauf des kommenden Jahres in Großbritannien in Bezug auf die Kriminalitätsrate mit einiger Sicherheit jetzt schon sagen: Die Anzahl der Betrugsdelikte im Zusammenhang mit Identitätsdiebstahl wird 2008 auf der Insel überproportional steigen.
Europameister 2007
Für 2007 hingegen steht fest, dass Großbritannien europaweit an der Spitze aller bekanntgewordenen Datenverluste durch Behörden liegt.
Auch bezüglich der mit Identitätsdiebstahl verbundenen Betrugsdelikte dürfte die Insel EU-weit einsam an der Spitze stehen. 100.000 Bürger seien mittlerweile alljährlich von diesem Delikt betroffen, heißt es offiziell von den Behörden.
Die Ministerien
Nach dem spurlosen Verschwinden von 25 Millionen Datensätzen auf dem Finanzministerium wurde erst in der vergangenen Woche das Abhandenkommen von drei Millionen weiteren Datensätzen bekannt.
Waren beim ersten Vorfall Fahrschulbesucher betroffen, so sind nun Datensätze aus dem Gesundheitssystem in falsche Hände gelangt.
Die Krankenkassen
Bei zehn verschiedenen Einzelvorfällen gingen 2007 insgesamt mehrere 100.000 Datensätze inklusive Sozialversicherungsnummern und Krankengeschichten in den verschiedenen Filialen der Krankenkassen [National Health Service] verloren.
Wie immer hatte die betreffende Behörde umgehend versichert, dass alle Betroffenen informiert worden seien. Missbrauch der entsprechenden Daten sei bisher nicht beobachtet worden.
Das Datengeschäft
Das wäre auch unwahrscheinlich. Die gestohlenen Daten werden zuerst einmal nach regionalen Kriterien, Berufszugehörigkeit, Einkommensklasse usw. neu strukturiert und dann in Paketen verkauft.
Spuren dieses ganz offensichtlich florierenden Schwarzmarkts finden sich da und dort bereits in Spam-Mails, in denen etwa Listen von Ärzten eines gesamten US-Bundesstaats angeboten werden.
Die Betrugsbekämpfer
Die britische Behörde zur Betrugsbekämpfung [CIFAS] hat für 2006 Gesamtkosten von umgerechnet 2,36 Milliarden Euro für die Volkswirtschaft veranschlagt.
Gegen eine Jahresgebühr von 16 Euro bietet die Behörde dazu ein eigenartiges Service an. Als potenziell gefährdeter Bürger kann man seine eigene Identität auf eine Art "Watchlist" setzen lassen, um jede Kontotransaktion automatisch überprüfen zu lassen.
Damit würden freilich Verzögerungen im Zahlungsverkehr unvermeidlich, wird seitens der Behörden gewarnt.
Offizielle Gefahrenquellen
Dazu bietet ein ganze Reihe von privaten Dienstleistern in Großbritannien Schutz vor und Hilfe nach Identitätsdiebstahl an.
Diese wie die verschiedenen Websites der britischen Behörden führen eine ganze Zahl von Gefahrenquellen wie weggeworfene Kontoauszüge, Nichtüberprüfen der Konten usw. an.
Dass die überwiegende Mehrzahl der Gefährdungen durch Identitätsdiebstahl als Urheber die Behörden selbst hat, wird nicht ganz überraschend nirgendwo erwähnt.
(futurezone | AP)