Intel kehrt OLPC-Initiative den Rücken

04.01.2008

Der weltgrößte Chiphersteller Intel zieht sich aus dem Projekt One Laptop per Child [OLPC] zurück. Als Grund dafür werden Differenzen mit den Initiatoren der gemeinnützigen Initiative über den Intel-Billig-Laptop "Classmate" genannt.

Intel-Sprecher Chuck Mulloy begründete das Ausscheiden Intels aus dem Aufsichtsrates der Initiative damit, dass OLPC von Intel verlangt habe die Produktion seines eigenen Billig-Laptops "Classmate" einzustellen und bei Billigrechnern ausschließlich die OLPC-Plattform zu unterstützen. "Wir können dieser Forderung nicht nachkommen", sagte der Intel-Sprecher.

Laut "Wall Street Journal" hatte den Initiatoren der OLPC-Initiative, die Kinder in Entwicklungsländern mit Laptops versorgen will, auch das aggressive Marketing Intels für seinen eigenen Billigrechner misfallen. Intel habe in denselben Ländern, in denen auch der OLPC-Laptop ausgeliefert wird, für seinen "Classmate" geworben, berichtete die Zeitung.

Der OLPC-Laptop XO wird mit Chips des Intel-Konkurrenten AMD ausgestattet. Auf der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas sollte in wenigen Tagen ein OLPC-Rechner mit Intel-Chips vorgestellt werden. Daraus dürfte nun jedoch nichts werden.

Streit bereits zuvor

Intel war der OLPC-Initiative erst im vergangenen Juli beigetreten und hatte bereits zuvor seinen eigenen Billigrechner "Classmate" präsentiert, der für rund 200 Dollar verkauft werden sollte.

Bereits im Mai warf OLPC-Gründer Nicholas Negroponte dem Konzern vor, dass er mit dem Verkauf seines eigenen Laptops unter dem Herstellungspreis die gemeinnützige Initiative vom Markt drängen wolle.

Intel-Chef Craig Barrett wies die Anschuldigungen Negropontes damals zurück und bezeichnete sie wörtlich als "verrückt".

Serienauslieferung gestartet

Die Serienauslieferung des OLPC-Laptops in afrikanische und lateinamerikanische Länder hatte im November begonnen.

Bestellungen für den Computer, der statt der anvisierten hundert Dollar derzeit mit rund 188 Dollar zu Buche schlägt, blieben laut "Wall Street Journal" jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Im Rahmen der Aktion "Give 1 Get 1" wurde der Billigrechner im November für 399 US-Dollar auch an US-Konsumenten ausgeliefert. In dem Preis war ein zweiter Rechner inkludiert, der an ein Kind in einem Entwicklungsland gehen sollte.

Auch an vier österreichischen Schulen sollen demnächst OLPC-Laptops im Unterricht getestet werden.

(futurezone | AP)