HD DVD will sich nicht geschlagen geben

08.01.2008

Im Formatstreit der nächsten DVD-Generation feiert die Branche derzeit schon Blu-ray als Sieger. Die Unterstützer von HD DVD halten weiter an ihrem Format fest - die Kunden bleiben verwirrt: Beim Kauf von DVD-Playern der nächsten Generation zeigen sich die österreichischen Konsumenten vorerst noch zögerlich.

Der Kampf um das Nachfolgeformat der DVD - Blu-ray oder HD DVD - soll wieder einmal entschieden sein. Nachdem der Filmproduzent Warner vergangene Woche angekündigt hat, seine Filme nur noch auf Blu-ray anzubieten, wurde schnell der Sieg für das unter anderem von Sony [PlayStation 3] unterstützte Blu-ray-Format verkündet. "Die Würfel sind gefallen", urteilten Analysten.

Toshiba gibt nicht auf

Trotz dieses Rückschlags im Kampf will sich etwa Toshiba mit seinem HD-DVD-Format nicht geschlagen geben. "Wir glauben weiter fest, dass die HD DVD mehr den Bedürfnissen der Verbraucher entspricht", sagte Toshiba-Vorstand Akio Ozaka am Sonntag auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas.

Ozaka zeigte sich von der Warner-Entscheidung "überrascht und ausgesprochen enttäuscht". Toshiba wolle sich aber nicht geschlagen geben, schließlich habe die Firma beim Verkauf von HD-DVD-Spielern im letzten Quartal einen Rekord verbucht.

Blu-ray im Weihnachtsgeschäft vorne

Sony, das das Blu-ray-Format mit entwickelt hat, hielt dem entgegen, dass im vergangenen Jahr doppelt so viele Blu-ray-Discs wie HD DVDs verkauft wurden. Die Firma zeigte sich siegesgewiss: Die Entscheidung von Warner werde den Sieg von Blu-ray beschleunigen, sagte der US-Chef von Sony, Howard Stringer.

Der neue Chef von Sony Österreich, John Anderson, will HD DVD dennoch kein Todesurteil ausstellen und Blu-ray auch nicht als Killer sehen. "Bei den Weihnachtseinkäufen war Blu-ray aber ganz klar die erste Wahl", so Anderson zu ORF.at.

In Europa habe Blu-ray im November laut GfK einen Marktanteil von 56 Prozent bei der HD-Hardware erreicht, in Österreich falle der Anteil mit 61 Prozent sogar noch höher aus. Die Warner-Entscheidung stärkt Blu-ray Anderson zufolge nun weiter und werde die Popularität weiter ankurbeln.

HD DVD wird in Hollywood lediglich von zwei Studios unterstützt: Universal und Paramount. Da nun Warner, Sony, Disney und 20th Century Fox hinter Blu-ray stehen, könnte die kritische Masse erreicht sein, die diesen Standard zum Sieger in dem seit mehreren Jahren andauernden Formatstreit macht.

40 Millionen Blu-ray-Discs aus Anif

Eine wichtige Rolle spielt Österreich auch bei der Produktion der Blu-ray-Discs. Schließlich stellt Sony DADC im salzburgischen Anif die Silberscheiben her.

Von April 2006 bis Ende 2007 hat Sony DADC weltweit ca. 110 Millionen Blu-ray-Discs produziert, davon über 20 Millionen BD50s [50-Gigabyte-Blu-ray-Discs]. In Salzburg wurden bis dato über 40 Millionen BDs hergestellt. Aufgrund der starken Nachfrage baut Sony DADC seine Blu-ray-Produktionskapazität zunehmend aus.

Christian Reiser, Vorstandsdirektor bei Sony DADC, zeigt sich zuversichtlich: "Die Nachfrage und der Marktanteil von Blu-ray-Discs steigen zunehmend. Nicht nur die Mehrzahl der Hollywood-Studios, sondern auch immer mehr Independent-Publisher entscheiden sich für Blu-ray als Highdef-Format. Dem Trend folgend stellen sich auch immer mehr Disc-Hersteller auf die Produktion von Blu-ray ein."

Microsoft: "HD DVD ist nicht tot"

Doch auch beim HD-DVD-Unterstützer Microsoft, der ein externes Laufwerk für die Xbox 360 anbietet, will man sich so schnell nicht geschlagen geben. "Die Entscheidung ändert nichts an unserer Ausrichtung", so Thomas Kritsch, bei Microsoft Österreich für die Xbox zuständig, zu ORF.at.

Generell sei es noch zu früh, einen Sieger festzulegen: "HD DVD ist nicht tot", so Kritsch. Wie die weitere Strategie aussehen werde, sei schwer abzuschätzen, weil das HD-DVD-Konsortium noch nicht offiziell auf den Warner-Entscheid geantwortet habe.

Österreicher noch zögerlich

Microsoft vertrete weiter die Überzeugung, dass HD DVD für den Konsumenten vom Preisleistungsverhältnis besser sei. Man habe das Laufwerk lediglich nicht eingebaut, weil man dem Nutzer die Kosten nicht aufbürden wollte. Laut Kritsch hat sich die externe Variante "ganz gut" verkauft, genaue Zahlen konnte er aber nicht nennen.

Beim heimischen Elektrohändler Hartlauer ortet man von Konsumentenseite noch Zögerlichkeit. Bisher trauten sich nur die "Early Adopters" über eine Kaufentscheidung drüber, sagte Marketingleiter Johannes Weinzierl auf Anfrage von ORF.at.

"Stand-alone-Geräte werden noch relativ selten gekauft", sagte Weinzierl. Wenn, dann gehe der Trend aber hin zu Blu-ray. Das Format habe durch die Dominanz der PlayStation 3 einen deutlichen Vorsprung.

Microsoft hatte erst im Herbst den Preis für sein HD-DVD-Laufwerk für die Spielekonsole Xbox 360 um 20 Euro auf rund 180 Euro gesenkt.

Die nächste Generation

Ein Nachfolgeformat für die weit verbreitete DVD ist notwendig, weil sie nicht genügend Kapazität hat, um Filme in hoher Auflösung zu speichern.

Film- und Elektronikindustrie hofften auf ein großes Geschäft beim Übergang zur höheren Bildauflösung, da dafür neue Fernseher, Player und Speichermedien benötigt werden.

Dass diese aber erst zögerlich angenommen werden, mag neben dem Formatstreit wohl auch damit zu tun haben, dass in Österreich die passenden TV-Inhalte noch fehlen.

(futurezone | APA | AFP | Nayla Haddad)