Angriff der TV-Mutanten
Zeig mir deinen Fernseher, und ich sage dir, wer du bist: Das heimische Fernsehgerät mutiert immer mehr zum Lifestyle-Statement. Auf der CES überbieten sich die Hersteller mit neuen TV-Modellen, die immer größer, immer flacher und "total vernetzt" auf den Markt kommen.
Der Fernseher als Statussymbol erlebt wieder einen Aufschwung, wie die jüngsten Vorstellungen im Rahmen der Consumer Electronics Show [CES] in Las Vegas zeigen: Es reicht nicht mehr, dass der Fernseher scharfe Bilder anzeigt, er selbst wird zunehmend zum möglichst multifunktionalen Einrichtungsstück.
Philips versucht bereits seit einiger Zeit mit seinen Aurea-Fernsehern, bei denen der Rahmen passend zum Bildschirm leuchten kann, designfreudige Käufer anzusprechen.
Aufwertung für den Rahmen
Nun kündigte Samsung an, mit Lichteffekten in den Rahmen seiner Fernseher in Zukunft mehr Frauen als Käufer ansprechen zu wollen. Zusätzlich sollen USB- [Wireless USB] und Internet-Anschlüsse für neue Inhalte auf dem Schirm sorgen.
Toshiba feilt unterdessen an der Umrahmung der Monitore und zeigte bei der CES einen LCD-Fernseher, dessen Rahmen nur 2,2 Zentimeter breit ist. Damit kann, bei gleicher Größe des Geräts, ein größeres Display eingebaut werden. Zudem soll der Rahmen auf Distanz optisch fast verschwinden.
Pioneer zeigt den Prototypen eines Plasmafernsehers mit 50 Zoll, der nur neun Millimeter dünn ist. "Projekt Kuro" soll 2009 auf den Markt kommen.
Noch dünnere Schirme macht die OLED-Technologie möglich. Sonys OLED-Fernseher ist nur drei Millimeter dünn, bei einer Größe von elf Zoll soll er allerdings 2.500 Dollar kosten. Auch Samsung zeigt zwei OLED-Modelle mit 14,2 und 31 Zoll.
Größer, schärfer, bunter
Den nach eigenen Aussagen mit 150 Zoll weltgrößten Flachbildfernseher stellte Panasonic bei der CES vor: Der "Live Screen" hat eine Diagonale von 3,81 Meter und eine [umgerechnet] vierfache HD-Auflösung mit 4.096 mal 2.160 Pixel.
Neben der Größe gibt es nur noch wenig Tuning-Möglichkeiten bei flachen Fernsehern: Fast alle Hersteller haben bereits Full-HD-Fernsehgeräte mit einer Auflösung von bis zu 1.080p im Angebot.
"120 Hertz ist das neue 1.080p"
Eine Möglichkeit gibt es noch: die Bildwiederholfrequenz. "120 Hertz ist das neue 1.080p", meint etwa ein Vertreter von Toshiba. Dabei werden pro Sekunde 120 Frames angezeigt, wodurch vor allem Aufnahmen von Bewegungen schärfer dargestellt werden sollen.
Bewegung gibt es auch noch bei der verwendeten Technik: Mitsubishi zeigte bei der CES neue Laser-TV-Modelle, darunter auch eines mit 65 Zoll Diagonale. Laser-TVs können zweimal mehr Farben als handelsübliche HD-Fernseher anzeigen und damit kontrastreichere Bilder erzeugen. Preise und Verfügbarkeit wurden nicht genannt.
Die Bildwiederholungsrate ist auch für 3-D-TV nützlich, wo mit Hilfe einer Brille bestimmte Frames im Takt mit dem Fernseher gezielt ausgeblendet werden, um so beim Seher ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Samsung brachte nach Rückprojektionsfernsehern dieses Jahr auch 3-D-fähige Plasma-TVs auf die CES mit. Texas Instruments setzt für den gleichen Effekt auf seine Technologie DualView. Damit können zwei Spielern auf einem Schirm zwei unterschiedliche Bilder angezeigt werden.
Online-Content für Fernseher
Doch nicht nur TV-Bilder und Filme sollen auf den Fernsehern der Zukunft angezeigt werden: Matshushita entwickelt gemeinsam mit Google Fernseher, die auch Fotos und Videos aus dem Netz direkt ins Wohnzimmer beamen sollen.
Die Geräte sollen über eine integrierte Breitbandanbindung direkten Zugang auf Googles Video-Website YouTube und die Web-Alben von Picasa haben, so Matshushita, dessen Geräte unter der Marke Panasonic auf den Markt kommen. Die Kooperation unterstreiche das Commitment des Herstellers, die natürliche Entwicklung des Internets anzuführen und es auf HD-Fernseher auszuweiten, so ein Sprecher von Panasonic.
Die Fernseher sollen in den USA im Frühjahr auf den Markt kommen. Ein Termin für die internationale Markteinführung stehe indes noch nicht fest.
Der US-Anbieter TiVo setzt ebenfalls auf Online-Inhalte und kündigte den Zugriff auf Web-Inhalte wie RSS-Feeds von seinen Digital-Videorekordern an.
(AP | Reuters | Nadja Igler)