Die Erben der Wiimote

12.01.2008

Nintendos Spielekonsole Wii hat die Eingabe über Bewegung statt Knöpfedrücken salonfähig gemacht, immer mehr Hersteller folgen dem Trend. In Zukunft könnten neben Handys auch Fernseher und Computer rein über Gesten gesteuert werden.

Bei der gerade zu Ende gegangenen Consumer Electronics Show [CES] in Las Vegas zeigten einige Hersteller ihre jüngsten Entwicklungen in Sachen Bewegungssteuerung, die eine TV-Fernbedienung oder Maus in Zukunft überflüssig machen könnten.

3DV Systems und JVC demonstrierten, wie man rein über Gesten und mit Hilfe ihrer Technologie einen Computer und einen Fernseher steuern kann.

"Daumen hoch" für die Eingabe

Während bei 3DV mit Daumen nach links, Daumen nach rechts und Daumen nach oben der Cursor bewegt beziehungsweise die Eingabe bestätigt wurde, ermöglicht JVCs TV-Prototyp die Kontrolle der Lautstärke, Kanalwechsel und das Ein- und Ausschalten über Handzeichen.

Damit könnte der traditionelle Streit um die Fernbedienung demnächst der Vergangenheit angehören, allerdings sollte man handgreifliche Auseinandersetzung vor dem Schirm dann wohl besser vermeiden.

3DV zeigte weiters das bereits von der Wii bekannte Boxen, allerdings auf einer erweiterten Stufe: Statt nur die Hand zu bewegen, musste hier der ganze Oberkörper in Schwung gebracht werden.

Bewegung steuert Handys

Bereits seit einiger Zeit setzen die Handyhersteller auf Bewegungssensoren, etwa Sony Ericsson. Bei einigen Walkman-Handys des Herstellers ist etwa die Liedauswahl über integrierte Bewegungssensoren möglich, bei anderen können auch Anrufe mit einer Handbewegung auf stumm geschaltet werden.

In Japan sollen im Mai zwei Handys auf den Markt kommen, bei denen über Bewegung auch Spiele gesteuert werden können. Dabei wird wie mit der Wiimote das ganze Handy bewegt, um eine Bowlingkugel richtig zu platzieren und abzuschießen.

Arbeit an der dritten Dimension

Die Technologie dahinter kommt von der US-Firma GestureTek, die dazu die eingebauten Kameras der Handys nutzt. GestureTek und 3DV arbeiten aber bereits an der nächsten Dimension der Bewegungssteuerung und gehen dabei in die "Tiefe".

GestureTeks Airpoint, bei der CES als Prototyp gezeigt, nutzt dazu [vergleichbar mit den menschlichen Augen] zwei Kameras, um etwa einen PC-Cursor mit nur einem Finger zu dirigieren - wie bei einem Touchscreen, nur erzeugt diese Technologie keine Tapper auf dem Monitor.

Der US-Hersteller Reactrix bringt unterdessen im Sommer Plakatwände auf den Markt, die auf Bewegungen vorbeigehender Passanten reagieren sollen.

Infrarot für die Abstandsmessung

3DV braucht für den 3-D-Effekt nur eine Kamera, deren Linse jedoch mit Dioden umgeben ist, die bis zu 60-mal pro Sekunde unsichtbares Infrarotlicht abstrahlen.

Hierbei wird die Zeit, die das Licht bei Reflektion durch einen Gegenstand braucht, um wieder bei der Kamera anzukommen, als Maßstab für die Entfernungsberechnung herangenommen.

Eine Reflexion von der Nasenspitze kommt etwa schneller zurück als von den Wangen. Die neue ZCam soll Ende 2008 für rund 200 Dollar auf den Markt kommen.

Vergleichbares hat bereits ein Mitarbeiter der Carnegie-Mellon-Universität nur mit dem Sensorbar und dem Controller der Wii realisiert.

(AP)