Neue EU-Verfahren gegen Microsoft

14.01.2008

Die EU-Kommission geht erneut gegen den weltgrößten Software-Konzern Microsoft vor: Die EU-Behörde eröffnete am Montag in Brüssel zwei neue Missbrauchsverfahren, bei denen hohe Bußgelder drohen.

Die Kommission folgt damit den Beschwerden des norwegischen Browser-Herstellers Opera und des European Committee for Interoperable Systems [ECIS].

Dem ECIS gehören unter anderem Adobe Systems, Corel, IBM, Linspire, Nokia, Oracle, RealNetworks, Red Hat, Sun Microsystems und Opera selbst an.

Browser und Schnittstellen

Opera und ECIS werfen Microsoft vor, durch die Integration des Internet Explorers in das Betriebssystem Windows "das Tor zum Internet" zu kontrollieren, wie es in der bereits am 13. Dezember publizierten Beschwerde von des ECIS heißt.

Microsoft beschädige außerdem die Web-Standards, indem es diese im Internet Explorer nicht korrekt implementiere, so ECIS. In der Beschwerde des ECIS geht es auch um die Offenlegung von Programmierschnittstellen zu Microsoft-Anwendungen, speziell zu Office, Server-Produkten und .NET.

ECIS und Opera wollen, dass die EU-Kommission hinsichtlich der Integration des Web-Browsers in das Betriebssystem ähnlich vorgeht wie bei dem im September 2007 zuungunsten von Microsoft entschiedenen Verfahren wegen der Integration des Media Players in Windows.

Auch Office Open XML im Visier

Die EU will auch Microsofts Dokumentenformat Office Open XML unter die Lupe nehmen. Es gehe darum, nachzusehen, ob es ausreichend kompatibel zu den Produkten von Wettbewerbern sei, so ein EU-Sprecher am Montag in Brüssel.

Die Ankündigung der EU-Untersuchung erfolgt wenige Wochen vor dem Start eines Treffens des Standardisierungskomitees JTC1 in Genf [Ballot Resolution Meeting, BRM] vom 25. bis zum 29. Februar, anlässlich dessen die Einwände und Kommentare nationaler Standardisierungsinstitutionen zur Akzeptanz von Office Open XML alias Ecma 376 bearbeitet und ausgeräumt werden sollen.

Die ISO-Standardisierung von Office Open XML hat hohe Priorität für Microsoft, da sie für die Akzeptanz von Office bei Geschäftskunden und Behörden wichtig ist. Die ECIS-Mitglieder IBM und Sun Microsystems gehören zu den Unterstützern des bereits ISO-standardisierten Bürosoftware-Dateiformats ODF aus Open Office, das in Konkurrenz zu Office Open XML steht.

Laut Agenturmeldungen haben sich die Brüsseler Untersuchungsbehörden auch schon kritisch zur Integration der Desktop-Suche und der Internet-Dienstefamilie Windows Live in Windows geäußert.

Erst vor vier Monaten hatte das EU-Gericht frühere EU-Sanktionen, darunter ein Bußgeld von knapp 500 Millionen Euro, ohne Einschränkungen bestätigt.

(futurezone | dpa | AP)