Zu wenig Durchblick bei Biometrie-Visa
Eine gute und eine schlechte Nachricht hat der jüngste Bericht des US-Rechnungshofs für das Heimatschutzministerium [Department of Homeland Security, DHS] parat. Die Installation der notwendigen Hard- und Software zur Ausstellung von Biometrie-Visa in Botschaften und Konsulaten weltweit liegt insoweit im Plan, als sich die vom Kongress gesetzte Deadline 26. Oktober 2004 ausgehen dürfte.
Die schlechte Nachricht ist, dass die austellenden Beamten mit dem System noch nicht richtig umgehen können. Es mangle den Konsularbeamten daran, die vom IDENT- Datenbankverbund des FBI übermittelten Daten richtig zu interpretieren, heisst es in der Zusammenfassung des Rechnungshofberichts.
Stimmt ein bei IDENT gerade eingegangener Fingerabdruck mit einem bereits gespeicherten überein, so ist die automatische Ausstellung im jeweiligen Konsulat erst einmal blockiert. Das Visum muss vorher von einem höherrangigen Beamten freigegeben werden, bestehen Zweifel, geht der Abdruck zur Überprüfung an eine FBI-Abteilung.
Die Schwierigkeit liegt an der Heterogenität der Datensätze in der IDENT-Datenbank. Ein Gutteil der geschätzten 60 Millionen Fingerprint-Datensätze besteht aus eingescannten Abdrücken aller zehn Finger auf Papier. Ein anderer Teil wiederum sind elektronisch abgenommene Zehnfinger-Prints, allerdings aufgerollt. Verglichen werden muss jeweils zwei mit flach aufgelegten Prints der Zeigefinger, die das Konsulat liefert. Damit neigt das System dazu, falsche Treffer ["false positives"] zu produzieren, die manuell überprüft und beurteilt werden müssen.
Das Prozedere mit IDENT
Während die Überprüfung durch den Konsularbeamten im Normalfall um die 30 Minuten dauert, kann eine Antwort von den FBI-Spezialisten bis zu 24 Stunden auf sich warten lassen.
Da die Interviews der VISA-Applikanten durch US-Konsularbeamte laut Rechnungshof in der Regel nur wenige Minuten betragen, führte die halbe Stunde Zeitverzögerung im Pilotbetrieb zu immer längeren Warteschlangen in und vor den Botschaften in San Salvador und Santo Domingo.
15 Minuten dauert die Anfrage am IDENT-System allein, den Rest der Zeit nehmen Transaktionen zwischen dem Rechenzentrum der Botschaft und dem System des State Department in Anspruch. Da alle jemals abgenommen Abdrücke auf Dauer in IDENT zentral verfügbar gehalten werden, wächst die Zahl der Datensätze dort rasant.
Derzeit ist an IDENT, dem "Herz" das "US-VISIT"-Systems, erst ein geringer Teil der Abfragestellen - alle Häfen, Auslands-Flughäfen und Grenzübergänge der USA- angeschlossen. Ab 26. Oktober 2005 kommen dann noch die Fingerabdrücke aller einreisenden EU-Bürger dazu, bis zuletzt alle 5-600 Millionen Ein- und Ausreisebewegungen pro Jahr automatisch kontrolliert werden.
Mit dem 23. August 2004 hatte auch die US-Botschaft in Wien damit begonnen, die Fingerabdrücke von Österreichern, die länger als drei Monate in den USA bleiben wollen, elektronisch zu scannen.
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Die Deadline für Biometrie-Daten in EU-Reisepässen wurde auf den 26. Oktober 2005 ausgedehnt.
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