Nokia schließt Werk in Bochum

15.01.2008

Der finnische Handyhersteller Nokia stellt die Produktion mobiler Endgeräte in Deutschland ein. Die Handyfertigung soll nach Rumänien und Ungarn verlagert werden. Rund 2.000 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

Der Standort Bochum soll bereits Mitte 2008 geschlossen werden, teilte der Konzern am Dienstag mit. Das Unternehmen plane, die Produktion in andere, wettbewerbsfähigere Nokia-Werke in Rumänien Ungarn zu verlagern, hieß es.

2.000 Mitarbeiter verlieren Job

Mit der geplanten Schließung des Werkes in Bochum stehen etwa 2.000 der 2.300 Beschäftigten vor der Arbeitslosigkeit.

Nur für rund 280 Mitarbeiter in zwei zu verkaufenden Betriebseinheiten bestehe derzeit konkrete Aussicht auf eine Weiterbeschäftigung, hieß es seitens des Unternehmens.

"Nicht länger darstellbar"

"Aufgrund der Marktentwicklung und der steigenden Anforderungen hinsichtlich der Kostenstruktur ist die Produktion mobiler Endgeräte in Deutschland für Nokia nicht länger darstellbar", sagte Konzernmanager Veli Sundbäck.

Es könne in Deutschland nicht so produziert werden, dass die globalen Anforderungen hinsichtlich Effizienz und flexiblen Kapazitätswachstums erfüllt würden, sagte Sundbäck.

Verlagerung nach Rumänien und Ungarn

Noch in diesem Quartal soll nach Angaben der Sprecherin die Produktion in einem neuen Werk im rumänischen Cluj aufgenommen werden.

Ein weiterer Teil der bisherigen Massenfertigung in Bochum soll auf das Werk Komarom in Ungarn verlagert werden. Für Spitzenprodukte mit Bedarf an hoch qualifizierter Arbeitskraft ist die Verlagerung in das finnische Nokia-Werk in Salo geplant.

Auch im Vergleich zu Finnland sei die Produktion in Bochum "wesentlich teurer", sagte Suominen. Dabei gehe es nicht nur um die direkten Lohnkosten. "Alle an der Produktion dranhängenden Kosten sind in Deutschland deutlich höher."

Fördermittel werden geprüft

Das Land Nordrhein-Westfalen will nach der überraschenden Nokia-Ankündigung nun die Rückforderung von Fördermittel prüfen.

Zwischen 1995 und 1999 habe Nokia rund 60 Millionen Euro an Fördermitteln vom Land kassiert, sagte Wirtschaftsministerin Christa Thoben [CDU]. Vom Bund flossen nach Angaben Thobens von 1998 bis 2007 weitere 28 Millionen Euro an Forschungsgeldern in die Kassen des Konzerns.

Für Freitag kündigte Thoben Gespräche zwischen dem Unternehmen, der Gewerkschaft sowie der Stadt Bochum und der Landespolitik an. Sollte Nokia bei seinen Plänen zur Produktionsverlagerung bleiben, müssten angemessene Sozialpläne für die Beschäftigten und die Gründung einer Transfergesellschaft beschlossen werden. Auch eine finanzielle Hilfe des Landes werde geprüft.

Weiterer schwerer Schlag

Das Ende der Nokia-Produktion ist ein weiterer schwerer Schlag für die Mobilfunkindustrie in Deutschland.

Vor gut einem Jahr hatten durch die Pleite von BenQ Mobile rund 3.000 Menschen ihren Job bei der ehemaligen Siemens-Handysparte verloren.

Nokia Siemens Network [NSN], das Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens, kündigte im vergangenen Jahr einen Jobabbau an. In Deutschland sollten 2.900 der insgesamt 13.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Auch bei NSN Österreich drohen Kündigungen.

(futurezone | dpa | APA | Reuters)