MGM als Knackpunkt für DVD-Nachfolger
Sonys geplante Übernahme des Hollywood-Filmstudios Metro Goldwyn Mayer [MGM] hat nicht nur die Vergrößerung des eigenen Filmbestandes zum Ziel, sondern auch mehr Unterstützung für den möglichen DVD-Nachfolger Blu-ray.
Der Unterhaltungskonzern erhält mit MGM Zugriff auf ein gut bestücktes Filmarchiv [darunter James Bond und die Rocky-Filme], das sich sowohl auf DVD als auch online gut verkaufen lässt.
Neben der Verbreitung auf DVD hat Sony zudem eine Kooperation mit dem US-Kabelanbieter Comcast für Video on demand und neue Kabel-TV-Kanäle bekannt gegeben.
Zusätzlich könnten Film-Downloads, beispielsweise auf Sonys zusätzliche PSX und die kommende Unterhaltungskonsole PS3, weitere Einnahmen bringen.
Analysten sehen kurzfristig allerdings vor allem Belastungen für Sonys Bilanzen, da der Kaufpreis [inklusive eines Schuldenpakets von rund zwei Milliarden USD] fast fünf Milliarden Dollar beträgt. Sie zweifeln, dass die angestrebte Synergie zwischen den Filmen und deren digitaler Verbreitung demnächst Positives zur Bilanz beitragen wird.
Sony kauft MGM-FilmstudiosUnterstützung für Blu-ray
Neben diese möglichen Zusatzeinnahmen sehen Beobachter hinter dem Kauf aber auch den Versuch, dem möglichen DVD-Nachfolger Blu-ray bessere Startchancen zu ermöglichen.
Bisher haben sich die Filmstudios geziert, sich für einen der konkurrierenden Kandidaten [HD-DVD und Blu-ray] zu entscheiden - doch sie liefern den Content, der die Scheiben für die Käufer erst attraktiv macht.
Indem Sony nun MGM übernimmt [unter anderem gehören bereits Columbia und TriStar zu Sony], nennt die Firma anschließend nicht nur ein beträchtliches Filmportfolio von insgesamt rund 7.600 Titeln ihr Eigen, sondern sichert sich so nebenbei auch noch Unterstützer für das unter anderem von Sony propagierte Blu-ray-Format.
Anfang August bekamen Sony Music und die Bertelsmann-Musiksparte BMG grünes Licht für ihr 50:50-Joint-Venture. Mit dem Zusammenschluss könnten die beiden Konzerne - bisher bereits Nummer zwei und Nummer fünf in der Branche - Kosten senken und dem Marktführer Universal Music sogar die Topposition streitig machen.
Sony BMG vollendet FusionChancen und Risiken
Die "New York Times" zitiert der Firma nahe stehende Führungskräfte, die den Kampf um die DVD-Nachfolge als einen wichtigen Entscheidungsgrund für die Übernahme von MGM nennen.
Daneben seien Vertriebsmöglichkeiten über die hauseigene Spielekonsole und die Handys aus dem Joint Venture mit Ericsson laut Angaben ebenfalls ausschlaggebend gewesen.
Ein zu aggressives Pushen des eigenen Formats könnte jedoch auch Nachteile für Sony mit sich bringen, vor allem wenn Hollywood das Gefühl gewinnt, dass sich Sony zu viel Einfluss sichert und sich als Gegenpol dazu für die HD-DVD entscheidet.
Ein solches Szenario hat es bereits einmal gegeben und Sony hat dabei verloren: In den 80ern setze sich Sonys Betamax-Standard nicht gegen VHS von Matsushita durch.
Ein Toshiba-Sprecher sagte, dass Sonys Absicht, MGM zu kaufen, die Pläne der HD-DVD-Gruppe nicht beeinflussen wird. Die HD-DVD habe einen substanziellen Fortschritt bei der Standardisierung der Formate gemacht und bereits positives Verständnis von Seiten der Hollywood-Studios erhalten.
MS-Video-Codec auch bei Blu-ray