Google und die Frequenzauktion
Im Rennen um die ehemaligen analogen TV-Frequenzen in den USA tritt Google nach Ansicht von Analysten am Donnerstag als Bieter an, um letztlich zu verlieren. Das Mobilfunk-Providergeschäft ist weit weniger profitabel als die Anzeigenvermarktung im Netz.
Wenige Tage vor der Versteigerung des 700-MHz-Frequenzspektrums durch die Regulationsbehörde FCC herrscht Rätselraten, wie sich Google verhalten wird.
Der weltweit führende Suchmaschinenbetreiber war im Juli 2007 nicht nur die allererste Firma, die - noch dazu lautstarkes - Interesse an einem Teilbereich dieser ehedem analogen TV-Frequenzen geäußert hatte.
Der Frequenzbereich ist für den Aufbau eines US-weiten Netzes deswegen so interessant, weil im 700-MHz-Band bessere Ausbreitungsbedingungen für Datenfunk herrschen als in den GSM- und CDMA-Netzen.
Google und die FCC
Seitdem ließ Google kaum eine Möglichkeit verstreichen, um Spekulationen über künftige Mobilnetzbetreiber aus dem Suchmaschinengeschäft "billigend in Kauf zu nehmen", ohne sie freilich je direkt zu bestätigen. Man habe Interesse sowie 4,6 Milliarden Dollar auf der hohen Kante, den Rest werde man sehen, hieß es.
Mehrere Male ergab sich dann Gelegenheit, die FCC-Regulatoren für ihre Umsicht bezüglich der Auktion zu loben. Im Gegenzug heimste Google von FCC-Chef Kevin J. Martin für die offene Handyplattform Android Lob ein. Ebenso unterstützte Martin die Google-Position vor einem Hearing im US-Kongress.
Breitband, mobil, offen
Warum der Suchmaschinenriese und die US-Regulationsbehörde einander gar so gut verstehen, erklärt ihr weitgehend deckungsgleiches Ziel: Schaffung eines landesweiten mobilen Breitbandnetzes, das für alle Bewerber offen steht.
Ein Netz also, das nach den Regeln des Internets funktioniert und eben nicht wie ein Mobilfunknetz, in dem ein Netzbetreiber von Endgeräten über die Protokolle bis zu den Services bestimmt, was gespielt wird.
Die Motive
Während, von Cisco angefangen, US-Firmen die gesamte Internet-Technik dominieren, sitzen die weltgrößten Mobilfunkausrüster in Schweden und Finnland. Weltweit erreicht der US-Standard CDMA gerade einmal 15 Prozent, während GSM drei Viertel des globalen Markts erobert hat - so viel zur Motivation der FCC.
Bei Google will man ein solches offenes Netz, um den Erfolg als führende Suchmaschine vom drahtgebundenen ins mobile Internet zu prolongieren. Die Google'sche Anzeigenvermarktung hat sich als eine wahre Goldgrube erwiesen, man ist neben Microsoft die profitabelste der großen IT-Firmen.
Das Munkeln der Analysten
Und genau das ist der Grund, warum unter den Analysten gemunkelt wird, dass Google antritt, um zu verlieren.
Der Betrieb eines mobilen Datennetzes kann keinesfalls auch nur ähnliche Renditen wie jene aus der suchebezogenen Vermarktung produzieren, dazu kommen Anlaufkosten, die auch für Google-Dimensionen beträchtlich sind.
Jeff Lindsay, Analyst bei Sanford Bernstein, schätzte diese gegenüber "Forbes" auf etwa zehn Milliarden Dollar sofort und weitere fünf Milliarden pro Folgejahr ein.
Ziel erreicht
Weil so etwas der Börse natürlich gar nicht gefallen würde, käme das unweigerlich einer "Kurskorrektur" nach unten gleich.
Google hat auch so das Ziel bereits erreicht. Wenigstens ein Teil der neuen Frequenzen ist offiziell für ein neues, mobiles Breitbandnetz mit offenem Zugang gewidmet. Wer immer das betreffende Frequenzpaket ersteigert, wird sich an diese Vorgaben halten müssen, die Googles Anzeigengeschäft entgegenkommen.
Die Bieter
Das sind die Nummern eins und zwei der US-Telekoms, AT&T und Verizon, dazu Cox Wireless, Qualcomm, aber auch Microsoft-Aussteiger Paul Allens Vulcan Spectrum Management ist unter den mehr als 1.200 approbierten Bietern. Nicht bieten werden Sprint-Nextel und T-Mobile USA.
Das Mitwirken eines so finanzstarken Players aus dem Internet-Bereich wie Google wird natürlich den Preis der Frequenzpakete in die Höhe treiben, was wiederum den Regulatoren der FCC zur Freude gereicht. Es wird mit einer zweistelligen Dollar-Milliardensumme gerechnet, der Start ist am Donnerstag.