ORS: Kein DVB-H-Regelbetrieb zur EM
Die Bieterkonsortien streiten sich weiter über den Aufbau des Handy-TV-Systems in Österreich. ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer sieht sein Unternehmen trotz etlicher Rückschläge noch gut im Rennen. Einen flächendeckenden Regelbetrieb zum Start der Fußball-EM schließt er aber aus.
Die aktuellen Entwicklungen beim Handyfernsehen führten in eine Sackgasse, sagte Wagenhofer von der ORF-Sendetechniktochter ORS. Dass DVB-H wie ursprünglich geplant pünktlich mit der Fußball-Europameisterschaft flächendeckend in Österreich Einzug hält, schließt er inzwischen aus.
"Da hätte man schon vor Weihnachten mit den Vorbereitungen beginnen müssen", nun scheine allenfalls ein "eingeschränkter Betrieb" - also ein weiterer Testbetrieb - möglich, sagte Wagenhofer am Dienstag gegenüber Agenturjournalisten.
RTR vs. ORS
Am 4. Februar findet die erste mündliche Verhandlung der Bieterkonsortien vor der Regulierungsbehörde statt - die ORS ist bisher nicht geladen. Die RTR hatte die fehlenden Verträge mit Programmaggregatoren bemängelt.
"Wendet man eine derart strenge Gesetzesauslegung auf alle Bewerber an, dann bekommt keiner den Zuschlag", so Wagenhofer. Für den ORS-Chef ist das Gesetz, in dem im vergangenen Sommer die Vorgaben für Handy-TV geregelt wurden, "sehr beweglich" und weise "eine Reihe von Mängeln auf". Sollte die ORS aus dem Bietverfahren ausgeschlossen werden, schließt Wagenhofer nicht aus, das Gesetz anzufechten.
Vorerst hofft er aber, dass die RTR bei ihrem Auswahlverfahren flexible Kriterien gelten lässt. "Die Signale der Behörde gehen aber leider in eine andere Richtung." Der ORS-Chef appellierte an Mobilfunker und Programmanbieter, an einem Strang zu ziehen, statt einander in einem vermutlich Jahre dauernden Rechtsstreit zu bekämpfen.
Der Rundfunkregulierungsbehörde riet er zu einer Neuausschreibung der Lizenz oder dazu, die Möglichkeit für Nachbesserungen nach Zuschlagvergabe einzuräumen.
Appell an Mobilfunker
DVB-H habe nur mit einem wirtschaftlich tragfähigem Konzept Sinn, bei dem möglichst viele Mobilfunker an Bord sind, um "die kritische Masse" zu erreichen. "Entweder gibt es hier eine breite Beteiligung, oder das wird nichts." Laut Wagenhofer habe keiner der vier Bewerber ein derart breit gestütztes Konzept eingereicht.
Die Stärke der ORS-Bewerbung sieht er gerade im Fehlen der Programmaggregatoren, weil dadurch kein Mobilfunker bevorzugt werde. Auch für die Programmanbieter sei das ORS-Konzept lukrativ, weil sie - im Gegensatz zum ursprünglichen Vorhaben der ORF-Sendetechniktochter - vorerst nichts für die Verbreitung ihrer Sender zahlen müssen.
Gespräche laufen
Darüber hinaus verfüge die ORS, die auch die österreichweite Versorgung von terrestrischem Digitalfernsehen [DVB-T] abwickelt, über ein vorhandenes Netz. Aus dem Rennen sieht sich Wagenhofer daher noch lange nicht. Man führe derzeit "mit allen" Gespräche.
Ursprünglich hatte die ORS die mobilkom und T-Mobile Austria mit an Bord. Die beiden Mobilfunker verließen das Bieterkonsortium allerdings kurz vor Ende der Bewerbungsfrist. Knackpunkt sei damals die Risikoverteilung gewesen und nicht, wie kolportiert, "Apothekerpreise". Hier habe die ORS mittlerweile Nachbesserungen getroffen.
Die DVB-H-Bieterkonsortien lassen derzeit kein gutes Haar aneinander: Handy-TV könnte sich in Österreich weiter verzögern, wenn es zu einem Rechtsstreit über die Vergabe kommt.
(APA)