Online-Musikmarkt wächst um 40 Prozent
Der Verband der Musikindustrie [IFPI] hat am Donnerstag seinen "Digital Music Report 2008" vorgestellt. Die Organisation berichtet zwar von 40 Prozent Wachstum bei Musik-Downloads, sieht diese aber weiterhin durch Filesharing-Netzwerke "deutlich gehemmt" und die Internet-Provider in der Pflicht.
Insgesamt wurde 2007 ein Umsatz von rund zwei Mrd. Euro mit Online-Musik erzielt, das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Download-Angebot stieg den Angaben zufolge auf mehr als sechs Millionen Titel, weltweit gebe es mehr als 500 legale Online-Shops.
Der Anteil der Digitalumsätze am Musikmarkt erreichte weltweit 15 Prozent - damit sieht sich die Musikbranche neben der Games-Branche führend beim Digitalvertrieb.
Ö: Zehn Mio. Songs heruntergeladen
In Österreich wurden 2007 erstmals mehr als zehn Millionen Songs online und über Handys verkauft, der Absatz ist zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen.
Getrübt sieht der Verband der Musikindustrie die durchwegs positive Entwicklung aber durch "die illegale Verbreitung von Musik im Internet".
Zuletzt waren die Musiklabels vermehrt vom System des Digitalen Rechtemanagements [DRM] abgekommen und haben begonnen, ihre Songs zu einem leicht erhöhten Preis ohne Kopierschutz als MP3-Datei anzubieten.
Medwenitsch sieht ISPs in der Pflicht
Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der IFPI Austria, forderte am Donnerstag die heimischen Internet-Provider auf, dagegen vorzugehen: "Es ist an der Zeit, dass auch die Internet-Provider einen Beitrag zum Schutz des geistigen Eigentums leisten. Es kann nicht die alleinige Aufgabe der Musik- und anderer Kreativbranchen sein, für den Schutz ihres Contents im Internet zu sorgen. Auch die Internet-Provider tragen Verantwortung, denn sie profitieren auch davon."
Medwenitsch spielt damit auf eine jüngst vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ausgehende Initiative an, die Provider verpflichtet, nach mehreren Mahnungen jene Internet-Accounts zu sperren, über die nachweislich und wiederholt illegales Filesharing betrieben wird.
ISPA: Gegen geltende EU-Richtlinien
Bereits im November betonte Kurt Einzinger vom Verband der österreichischen Internet-Anbieter [ISPA], dass er sich eine vergleichbare Vereinbarung in Österreich nicht vorstellen könne.
Ein solches Übereinkommen widerspreche auch geltenden EU-Richtlinien. Internet-Anbieter seien nicht verpflichtet, ihre Netze zu überwachen, so Einzinger. Die Art und Weise, wie in Frankreich künftig Inhalte überwacht werden sollen, würde auch Grundrechte aushöhlen und weit über das Ziel hinausschießen. Darüber hinaus würde das Vertrauen in das Netz zerstört.
In Österreich stößt die Vereinbarung der französischen Regierung mit der Musik- und Filmwirtschaft und den Internet-Anbietern weitgehend auf Unverständnis.