GLONASS vor dem Scheitern

24.01.2008

Hohe russische Offizielle müssen erneut öffentlich zugeben, dass das Satellitennavigationssystem GLONASS den vorgegebenen Zeitplan nicht einhalten kann. Das Gegenstück zum US-System GPS ist eines der Prestigeprojekte der russischen Führung.

Russland bekommt zunehmend Schwierigkeiten mit der Inbetriebnahme seines satellitengestützten Navigationssystems GLONASS. Der für Rüstungsfragen zuständige Vizeregierungschef Sergej Iwanow gestand erstmals öffentlich massive Verzögerungen ein, wie Moskauer Zeitungen am Donnerstag berichteten.

Bereits im April 2007 hatte Juri Zaizew, wissenschaftlicher Berater der russischen Akademie für Ingenieurswissenschaften in einem Bericht für die Nachrichtenagentur RIA Nowosti über die Schwierigkeiten bei der Realisierung des Systems berichtet.

Iwanow hatte die Konkurrenz zum US-System GPS noch vor kurzem als ebenso wichtig für Russland bezeichnet "wie die Atomwaffen und die strategischen Energiereserven". Militärexperten in Moskau sprechen dagegen von einem gescheiterten Prestigeprojekt, das in jedem Fall deutlich unzuverlässiger als GPS sein werde.

Ende Oktober 2007 hatte Russland drei GLONASS-Satelliten im Orbit platziert.

Prestigeprojekt vor dem Scheitern

Das sowohl für militärische wie auch zivile Zwecke einsetzbare System liegt weit hinter dem von Präsident Wladimir Putin vorgegebenen Zeitplan. Zu Jahresbeginn 2008 sollten 18 Satelliten im Einsatz sein, mit denen sich zumindest ganz Russland erfassen ließe.

Bisher bedienten aber nur 13 einsatzbereite Satelliten das Land, wie das Verteidigungsministerium als Betreiber mitteilte. Drei weitere Satelliten im All seien derzeit nicht funktionsfähig. Die gesamte Erde lasse sich frühestens in einigen Jahren komplett erfassen. Dazu sind mindestens 24 Satelliten erforderlich.

Ein weiteres Problem für das russische Navigationssystem bilden die Endgeräte für die zivile Nutzung. Bislang verfügt Russland über keine Navigationsgeräte für GLONASS. "Selbst wenn es sie schon gäbe, wäre es derzeit noch unmöglich, die eigene Position zu bestimmen", schrieb die Tageszeitung "Iswestija". Bis 2010 kostet das GLONASS-Programm den russischen Steuerzahler weitere 27 Milliarden Rubel [750 Mio Euro]. Angaben über die Gesamtkosten lagen nicht vor.

Auch die EU kommt mit ihrem Navigationssatellitensystem Galileo nicht so recht voran. Streit gibt es vor allem über die Aufteilung der lukrativen Aufträge an die Industriepartner in den verschiedenen Teilnehmerstaaten.

(dpa | futurezone)