Schöne Aussichten mit Microsoft

26.01.2008

Mit glänzenden Quartalszahlen aus dem Weihnachtsgeschäft hat Microsoft kurzfristig für Erleichterung auf dem IT-Sektor gesorgt. Mit guten Prognosen auch für seine Spielekonsole Xbox 360 prophezeit Microsoft ein positives Geschäftsjahr 2008.

Während Intel und Apple mit ihren verhaltenenen Prognosen dem aufgeregten Aktienmarkt zuletzt zusätzliche Turbulenzen verschafft hatten, konnte Microsoft nun für sichtbares Aufatmen sorgen.

Ein neuerliches Rekordquartal des US-Software-Herstellers wie auch gute Zahlen von Sun Microsystems nahmen offenbar kurzfristig die Angst vor einer Rezession in den USA.

Kennwert für IT-Branche

Die US-Börsen profitierten von den guten Zahlen des Herstellers und zeigten sich zu Beginn des letzten Handelstags erneut von der positiven Seite. Gewinnmitnahmen und neue Gerüchte aus dem Finanzsektor sorgten allerdings für einen neuerlichen Abschwung des hypernervösen Marktes.

Die Microsoft-Aktien konnten nicht gegen den allgemeinen Trend bestehen und verloren im schwachen Marktumfeld 0,90 Prozent auf 32,95 Dollar und damit knapp unter dem Kurs vom Vortag.

Das Abschneiden von Microsoft gilt als wichtige Orientierung für den IT-Sektor und die Wirtschaftslage insgesamt.

Die Microsoft-Aktie legte nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um vier Prozent zu - zusammen mit dem Kursgewinn im regulären Verlauf erhöhte sich der Marktwert des US-Konzerns somit an einem Tag um mehr als 26 Milliarden Dollar.

Vista auf einem Drittel der Rechner

Besonders die hohe Nachfrage nach dem Betriebssystem Windows und der Office-Suite hätten Umsatz und Gewinn im letzten Quartal getrieben, erklärte Microsoft bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen und geht davon aus, dass der Trend anhält. Dieser ist allerdings bei genauerem Hinsehen für das neue Vista nicht ganz so rosig.

Mit 100 Millionen Vista-Lizenzen auf in Summe rund 270 Millionen weltweit verkaufter Rechner ereichte Vista im letzten Jahr einen Marktanteil von 37 Prozent. Im zweiten Quartal legte Vista von 88 im ersten auf nunmehr 100 Millionen Stück zu.

Der Vorgänger XP konnte in seinem ersten Jahr zwar "nur" 89 Millionen Mal verkauft werden, allerdings war 2002 auch der PC-Markt deutlich kleiner, was XP zu einem Marktanteil von knapp 70 Prozent verhalf - und damit deutlich mehr als Vista in seinem ersten Jahr. Vor allem Geschäftskunden verlassen sich weiterhin lieber auf das "ausgereiftere" XP, der erste Ansturm auf Vista hat sich ebenfalls gelegt.

Nachfolger bereits 2009?

Für den aufkeimenden Boom der Kleinstrechner ist Vista zudem offenbar wenig geeignet - der Eee PC, der Classmate und der OLPC laufen, wenn nicht unter Linux, unter Windows XP.

Weiters mehren sich die Gerüchte, dass das nächste Windows [Windows 7] bereits 2009 auf den Markt kommen soll, was Vista einen zusätzlichen Dämpfer verpassen könnte. Zu Windows 7 äußert sich Microsoft im Gegensatz zu Vista [vormals Longhorn] beharrlich nicht, vermutlich um den Absatz von Vista nicht zu gefährden.

Den jüngsten Web-Zugriffsstatistiken des Unternehmens Net Applications zufolge lag der Marktanteil von Vista-Nutzern Ende 2007 bei rund zehn Prozent.

Schwarze Zahlen für die Xbox

Dafür legte die Entertainment and Devices Division mit der Spielekonsole Xbox und dem Musik-Player Zune in diesem Quartal erneut einen Gewinn von diesmal 357 Millionen Dollar vor. Vor allem der gestiegene Xbox-Absatz habe zu den guten Zahlen beigetragen, so Microsoft.

Ende 2007 seien in Summe 17,7 Millionen Stück der Xbox 360 verkauft worden, ein Anstieg um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im zweiten Quartal konnte sich die Xbox im Weihnachtsgeschäft 4,3 Millionen Mal verkaufen. Auch der Egoshooter "Halo" konnte mit seinen Absatzzahlen [im ersten Halbjahr wurden 4,82 Millionen Stück verkauft] dazu beitragen.

Online bleibt Verlustbringer

Während der Erfolg von "Halo" endend ist, erwartet Microsoft für die Xbox auch im laufenden Jahr einen weiterhin steigenden Absatz der Konsole selbst, deren Produktion kostengünstiger geworden ist, sowie der Spiele und dem Zubehör dazu. Damit dürfte die bisher konsequent defizitäre Division endgültig den Umkehrschwung geschafft haben.

Nicht ganz so rosig sieht es weiterhin in bei den Online-Services aus: Diese hat im abgelaufenen Quartal zwar einen Umsatzsprung von 38 Prozent auf 863 Millionen Dollar geschafft, doch auch ein Minus von 245 Millionen Dollar hingelegt. Hier plädierte Microsoft für Nachsicht angesichts der aktuellen Investitionen und der zu erwartenden Gewinne in den kommenden Jahren.

(futurezone | APA | Reuters | dpa)