Gratismusikdienst Qtrax geht an den Start
Der Peer-to-Peer-Dienst Qtrax will mehr als 25 Millionen Songs zum kostenlosen Download anbieten. Die kopiergeschützten Tracks sollen auch auf tragbaren Musik-Playern abgespielt werden können. Geld will Qtrax mit Werbeeinschaltungen verdienen.
Angekündigt war der Gratis-Musikdienst Qtrax bereits seit längerem. Bei der Musikmesse MIDEM in Cannes ist nun der Startschuss für das werbefinanzierte Download-Service gefallen.
Mehr als 25 Millionen Songs sollen nach Angaben des Unternehmens künftig kostenlos von Qtrax heruntergeladen werden können. Derzeit hat der Peer-to-Peer-Dienst, der auch von den vier großen Musikkonzernen [Universal Music, Sony BMG, Warner Music und EMI] unterstützt wird, rund fünf Millionen Titel im Katalog.
Ab Montag soll Qtrax zunächst in Nordamerika, Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern verfügbar sein, kündigte Qtrax-Chef Alan Klepfisz an. Ob Österreich auch darunter ist, war bisher nicht zu erfahren. Eine Anfrage von ORF.at bei Qtrax läuft.
Musik-Software als Blickfang für Werbung
Vor dem Download der Songs muss eine auf dem Musik-Player Songbird basierende Musik-Software heruntergeladen werden, die im Firefox-Browser läuft.
Darüber erhalten Nutzer des Dienstes nicht nur Zugang zu den Tracks. Auch auf Videos, Klingeltöne, Lyrics, Album-Art und Nachrichten zu den Künstlern kann zugegriffen werden.
In der Anwendung wird nicht zuletzt auch die Werbung, die das Angebot finanzieren soll, angezeigt.
Werbung "nicht nervend"
Die Werbung werde nicht "nervend oder bedrängend" sein, sie werde normal in From von Bannern oder Sponsoring daherkommen, sagte Klepfisz bei der Präsentation des Dienstes.
Zwei Drittel der Werbeeinnahmen sollen laut Medienberichten an Labels und Verwertungsgesellschaften ausgeschüttet werden.
Registrierte Nutzer können auch Musik von ihrem Computer hochladen. Die Dateien werden von Qtrax auf Lizenzen geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung kann von jedem Nutzer kostenlos auf die Songs zugegriffen werden. Wie die Prüfung genau vor sich geht, ist vorerst unklar. Von Qtrax gibt es bisher keine Angaben dazu.
Songs mit Kopierschutz
Die Songs sollen nicht nur in der Qtrax-Software abgespielt werden können. Ab Februar wird nach Angaben des Unternehmens auch der Transfer auf tragbare Musik-Player möglich sein. Vorerst allerdings nur auf solche, die Windows-Media-Audio-Kopierschutz unterstützen, der auch bei Abodiensten wie Napster oder Rhapsody zum Einsatz kommt. Das Brennen der Tracks auf CD wird nicht möglich sein.
Nutzer müssen sich zudem mindestens alle 30 Tage mit ihrem mobilen Player bei Qtrax anmelden, sonst verliert die Musikdatei ihre Gültigkeit.
Der Einsatz von Systemen digitaler Rechteverwaltung ist nicht zuletzt auch deshalb notwendig, um Lizenzgebühren mit den Labels abrechnen zu können: Je öfter ein Song gespielt wird, desto mehr Geld soll es für die Rechteinhaber geben.
Auch iPod-Unterstützung geplant
Schon bald sollen die Songs nach Angaben von Klepfisz auch am iPod abgespielt werden können.
Wie das funktionieren soll, ist jedoch unklar, da die Songs kopiergeschützt sind und Apple am iPod keinen anderen Kopierschutz zulässt als das hauseigene Digital-Rights-Management-System [DRM] FairPlay. Bisher hatte sich Apple standhaft geweigert, FairPlay an andere Anbieter zu lizenzieren.
"Technologischer Durchbruch"
Kepfisz sprach auf der Midem von einem "technologischen Durchbruch", den man erzielt habe und der es ermögliche Songs am iPod abzuspielen, ohne dem Apple-DRM FairPlay ins Gehege zu kommen.
Eine entsprechende Software soll laut ab 18. März angeboten werden. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Apple mit Software-Updates des Zugang von Qtrax auf den iPod blockieren wird. Von Apple gibt es dazu noch keine Stellungnahme.
Waffe gegen nicht lizenzierten Tausch
Qtrax ist nach eigenen Angaben der erste Peer-to-Peer-Dienst der sich die Unterstützung aller vier Majors gesichert hat. Die Musikkonzerne sind durch rasant sinkende CD-Verkäufe in den vergangenen Jahren unter Druck geraten. Kostenpflichtige Downloads konnten die Umsatzverluste bisher nicht wettmachen.
Nun sollen werbefinanzierte Gratisangebote den Tausch nicht lizenzierter, urheberrechtlich geschützter Musik im Internet eindämmen und den Labels Umsätze bringen. Das könne nur durch ein nachvollziehbar besseres Service gelingen, sagte Qtrax-CEO Klepsitz.
Beobachter skeptisch
Marktbeobachter zweifeln jedoch, ob Dienste wie Qtrax dem Tausch nicht lizenzierter Titel in Filesharing-Netzwerken Konkurrenz machen können. Skeptiker sehen vor allem Kopierschutzbeschränkungen als Hindernis für den Erfolg solcher Angebote.
Neben Qtrax bieten bereits auch SpiralFrog, Imeem, Deezer und We7 werbefinanzierte Downloads an. Auch die Tauschbörse Mashboxxx arbeitet an einem Neustart als werbefinanzierter Musikdienst.
Der Musikempfehlungsdienst Last.fm bietet seinen Nutzern seit Mittwoch kostenloses Streaming von Songs der vier Musikkonzerne und mehr als 150.000 unabhängigen Labels - vorerst jedoch nur in den USA, Großbritannien und Deutschland.
(futurezone | AP | dpa)