"Symbolischer" Start für Handy-TV

01.02.2008

Im Rahmen der Veranstaltung Mobile Business 2008 des europäischen Zentrums für E-Commerce und Internet-Recht [e-center] hat sich die Branche am Donnerstag dem Thema Handy-TV gewidmet. Die RTR ortet dabei zumindest einen "symbolischen" Start zur Fußball-EM im Juni.

"Das Thema wird die Branche noch kräftig beschäftigen", konstatierte e-center-Leiter Wolfgang Zankl zu Beginn des Abends.

Tatsächlich ist in den vergangenen Wochen bereits ein Hickhack rund um die Vergabe der DVB-H-Lizenz entbrannt. Während die Branche zum Start des Testbetriebs im Frühjahr 2007 noch Einigkeit vorspielte, splitterten sich die Betreiber zum Ende der Ausschreibungsfrist in unterschiedliche Konsortien auf.

Kommerzieller Betrieb fraglich

Simon Himberger von der Regulierungsbehörde RTR betonte, dass bei DVB-H im Gegensatz zu Handy-TV per UMTS-Streaming die gesetzliche Grundlage, nämlich die Einordnung in den Rundfunk, ganz klar sei.

Zum laufenden Ausschreibungsverfahren könne er nicht viel sagen. Durch den Wunschstart zur Fußball-EM im Juni seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen von politischer Seite sehr schnell aufgestellt worden.

Alle nun eingereichten Konzepte hätten einen Start zur EM vorgesehen. "Ein Betrieb auf vollkommerzieller Basis ist aber fraglich", schätzte Himberger die aktuelle Lage ein. "Ich bin aber zuversichtlich, dass sich zumindest ein symbolischer Start ausgehen wird."

DVB-H vs. Streaming

DVB-H [Digital Video Broadcast - Handheld] ist eine Weiterentwicklung des digitalen Antennenfernsehens DVB-T und zeichnet sich im Gegensatz zum derzeit verfügbaren TV-Streaming per UMTS durch höhere Kapazitäten aus.

Die "One to many"-Ausstrahlung ermöglicht die gleichzeitige Nutzung vieler Teilnehmer, während das Spektrum von UMTS-Zellen beschränkt ist.

Nutzer mit Technik zufrieden

Simone Keglovics von Hutchison Austria ["3"] berichtete vom DVB-H-Feldversuch, den der Betreiber im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Die Gesamtzufriedenheit der Nutzer sei dabei - vor allem was Technik und Qualität betreffe - sehr gut gewesen.

Schwächen würden eher bei den Programminhalten geortet, wo sich die Nutzer noch mehr Angebot wünschten. Die durchschnittliche Nutzungsdauer habe bei 25,8 Minuten am Tag gelegen, Haupteinschaltzeit sei der Vorabend gewesen, so Keglovics.

Nun gelte es die rechtlichen Herausforderungen anzunehmen. Hoffnung setze die Branche dabei auf die Mediendiensterichtlinie, die mehr Klarheit bringen soll.

T-Mobile pocht auf Einigkeit

T-Mobile-Stratege Günter Tree stellte Vielfalt, Qualität und Leistbarkeit beim mobilen TV für den Kunden in den Vordergrund. T-Mobile hat sich als einziger heimischer Betreiber keinem der Konsortien angeschlossen. Tree betonte, dass sich DVB-H in Österreich für die teilnehmenden Unternehmen nur rechnen werde, wenn eine breite Basis sich dafür zusammenschließe.

"DVB-H ist eine Technologie für mobiles TV, aber nicht die einzige", so seine Aussage. Entscheidend sei, das es sich für die Unternehmen betriebswirtschaftlich ausgehe.

Die Bewerber

Am 28. Jänner hat die Medienbehörde KommAustria sowohl an die ORS als auch an die TA Ausschlussbescheide für den Betrieb von Handy-TV geschickt und die Unternehmen damit vorläufig aus dem Rennen um die DVB-H-Sendelizenz geworfen.

Zugelassen sind bereits die beiden Konsortien Mediabroadcast rund um den IT-Anbieter T-Systems, zu der auch die Mobilfunker "3" und One gehören, sowie die Mobile TV Infrastruktur GmbH, hinter der unter anderem die Verlagshäuser der Styria Medien AG, der Tiroler Moser Holding und das Vorarlberger Medienhaus stehen.

Handybetreiber als Contentproduzenten

Sowohl Hutchison und T-Mobile bekannten sich aber dazu, eigenen Content produzieren zu wollen und eigene Formate zu erstellen. Armin Sumesgutner von der Telekom Austria betonte auch, dass es nicht mehr um klassisches Broadcasting gehe. Inhalte müssten herausgelöst werden. Auch das Schlagwort "user-generated content" spiele beim mobilen TV eine wichtige Rolle.

Testsender wird abgedreht

Angesprochen auf die Ankündigung der ORF-Sendetechniktochter ORS, dass am 1. Feber der Sender für den DVB-H-Testbetrieb im Wiener Arsenal auf Wunsch der mobilkom austria abgedreht werden soll, erklärte Sumesgutner, dass alle Tests abgeschlossen seien und es deshalb keine Notwendigkeit gebe weiter zu machen.

Am Donnerstag hatte die TA diese Meldung dementiert und sich über die Meldung "verwundert gezeigt". Das dürfte wegen Unstimmigkeiten mit den Kooperationspartnern geschehen sein.

Entscheidung im 1. Quartal

Auf die Frage, wie das Abschalten der Testinfrastruktur für den weiteren Betrieb gewertet werden solle, erklärte Himberger, dass DVB-H nicht zwingend direkt vom Test- in den Regelbetrieb übergehen müsse. "Jetzt ist die Frequenz wieder frei. Das macht es für uns leichter, sie für den Regelbetrieb wieder zuzuteilen."

Am Zeitrahmen für eine Entscheidung der KommAustria über die Lizenzvergabe hielt Himberger am Donnerstag fest. Der "Sieger" soll also noch im 1. Quartal bekanntgegeben werden.

Die ORS gehört zu 60 Prozent dem ORF und zu 40 Prozent der Raiffeisen-Tochter Medicur.

(futurezone | Nayla Haddad)