Microsoft will Yahoo übernehmen
Der US-Software-Konzern Microsoft will Yahoo für etwa 44,6 Milliarden Dollar übernehmen. Das weltgrößte Software-Unternehmen kündigte am Freitag unerwartet ein Angebot von 31 Dollar je Yahoo-Aktie an.
Der Preis liegt um rund 62 Prozent über dem Yahoo-Schlusskurs vom Donnerstag. Das Geschäft werde vermutlich Ende des Kalenderjahrs 2008 abgeschlossen werden können.
Yahoo will das Übernahmeangebot von Microsoft prüfen. Das Angebot sei "nicht erwünscht", die Führung von Yahoo werde es aber "sorgfältig und rasch" prüfen, erklärte das Unternehmen am Freitag in einer ersten Reaktion.
Ballmers Brief an den Verwaltungsrat
Microsoft machte das Angebot in einem Brief an den Verwaltungsrat des Yahoo-Konzerns. Darin schreibt Microsoft-Chef Steve Ballmer, dass ihm der Yahoo-Chef im Februar 2007 mitgeteilt habe, dass aus Sicht der Aktionäre nicht der richtige Zeitpunkt für Übernahmegespräche sei.
Das wurde mit der Zuversicht begründet, dass personelle Veränderungen und die Einführung neuer Produkte die Wettbewerbssituation von Yahoo verbessern würden. "Ein Jahr ist vergangen, und die Situation hat sich nicht verbessert", so Ballmer in dem Brief.
"Wir haben großen Respekt für Yahoo", sagte Ballmer. Durch den Zusammenschluss bekomme der Markt mehr als einen starken Anbieter und eine echte Wahl, sagte er mit Blick auf den Rivalen Google.
Kauf in bar und Aktien
Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Deal allerdings zustimmen, und die Yahoo-Aktionäre müssen das Angebot annehmen. Der Software-Riese erwartet Synergien von mindestens einer Milliarde Dollar pro Jahr.
Die Yahoo-Aktionäre sollen zwischen einer Barauszahlung und Microsoft-Aktien wählen können. Insgesamt soll der Kaufpreis je zur Hälfte in bar und in Aktien bezahlt werden.
Semel verlässt Yahoo
Yahoo hatte am Donnerstagabend bekanntgegeben, dass sein Ex-Chef Terry Semel [64] gut siebeneinhalb Monate nach seinem Rücktritt als CEO des Unternehmens nun auch den Aufsichtsrat verlassen hat.
Das könnte bereits ein Vorzeichen der drohenden Übernahme gewesen sein.
Semel hatte auf Druck der Yahoo-Aktionäre im vergangenen Juni seine Position an Jerry Yang, einen der beiden Unternehmensgründer, abgeben müssen.
Starke Reaktionen an der Börse
Im vorbörslichen Handel am Freitag schoss der Yahoo-Kurs um rund 60 Prozent auf 30,55 Dollar in die Höhe. Microsoft-Papiere fielen dagegen um knapp fünf Prozent auf 31,00 Dollar. Aktien von Google standen massiv unter Druck, nachdem das Unternehmen die Börse am Vorabend auch noch mit den Quartalszahlen enttäuscht hatte.
Yahoo unter Druck
Yahoo tut sich in letzter Zeit immer schwerer, etwa bei der Online-Werbung mit dem Hauptkonkurrenten Google mitzuhalten.
Nachdem das Unternehmen im vierten Quartal 2007 einen Gewinnrückgang erlitten hatte, kündigte Konzernchef Jerry Yang "schwierige, aber notwendige Entscheidungen" an, um das Unternehmen umzubauen.
Yahoo gab bekannt, 1.000 Stellen streichen zu wollen. Das Unternehmen plane, mit "gezieltem" Stellenabbau seine Angestelltenzahl bis Mitte Februar um rund sieben Prozent zu reduzieren, sagte Yang während einer Telefonkonferenz.
Das Unternehmen wies im vierten Quartal 2007 einen Gewinn von 205,7 Millionen US-Dollar [141 Mio. Euro] oder 15 Cent je Aktie nach 268,7 Millionen Dollar vor Jahresfrist aus. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 1,83 Mrd. Dollar.
Microsoft vs. Google
Microsoft hatte hingegen vor einigen Tagen einen Gewinn von 4,7 Milliarden Dollar für das vierte Quartal vorgelegt, ein deutlich besseres Ergebnis als erwartet.
Microsoft könnte mit der Übernahme von Yahoo dem Rivalen Google im Internet-Geschäft besser Paroli bieten.
(dpa | AFP | Reuters)