Fachkräftemangel in der IT-Branche
Der Bedarf an spezialisierten IT-Mitarbeitern in heimischen Betrieben ist ungebrochen, so das Fazit einer Expertenrunde am Donnerstag.
"In vielen Bereichen ist der Arbeitsmarkt wie leer gefegt, was zu steigenden Gehältern führt", sagte Personalberater Robert Fitzthum am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community in Wien. Nachgefragt würden zurzeit weniger Generalisten als vielmehr Spezialisten, die außerdem Fähigkeiten im Bereich Kommunikation, Projektmanagement und Vertrieb aufweisen könnten.
Ein besonderer Dorn im Auge ist dem Berater der Umgang von Firmen mit weiblichen sowie älteren Bewerbern. "Der Anteil von Frauen in der IT-Branche geht laut Marktbeobachtern EU-weit zurück, weil die Maßnahmen nicht greifen. Und dass Ältere generell weniger Leistungsfähigkeit aufweisen, ist absoluter Schwachsinn", so Fitzthum.
Öffnung des Arbeitsmarktes
Als Gegenmaßnahmen zum Fachkräftemangel schlägt er höhere Investitionen in die Ausbildung, eine flexiblere Kurspolitik des Arbeitsmarktservice [AMS] und ein stärkeres Engagement der Unternehmen vor.
Die Öffnung des Arbeitsmarktes für EU-Bürger habe zwar zu einer Entspannung geführt, gehe aber nicht weit genug, plädierte Fitzthum für eine weitere "[Fern-]Ostöffnung". Außerdem sollte Österreich eine "Greencard-Lösung" in Betracht ziehen.
Auch in Deutschland werden IT-Fachkräfte dringend gebraucht. Trotz des Drängens der Wirtschaft will die deutsche Bundesregierung die Regeln zur Zuwanderung von Fachkräften in der IT-Branche aber nicht lockern.
Ausbildung in Betrieben
"Deutschland ist grandios daran gescheitert, IT-Fachkräfte zu importieren. Das funktioniert nicht. Die Betriebe selbst müssen in die Aus- und Weiterbildung investieren", sagte hingegen Alexander Hahnefeld, Human-Resources-Manager bei Microsoft.
"Auch bei uns sind die Bewerbungen eindeutig rückläufig, was zu gewissen Schwierigkeiten führt. Denn die Stellen müssen rasch nachbesetzt werden", sagte Hahnefeld. Im Vorjahr habe man mehr als 40 Prozent der neuen Mitarbeiter über Mundpropaganda akquiriert. Hilfreich dabei und attraktiv für potenzielle Bewerber sei eine positive Unternehmenskultur.
Breite Anforderungen
Die IT-Mitarbeiter von morgen müssten Know-how im Projektmanagement, kaufmännische Kenntnisse und kommunikative Fähigkeiten mitbringen, erwartet Albert Gebauer vom Wirtschaftsförderungsinstitut [WIFI] künftig eine breitere Palette an Anforderungen.
Allerdings würde von Privaten, Unternehmen und der öffentlichen Hand immer weniger Zeit und Geld in die Qualifizierung investiert. "Die Schulungen sind da, an Bereitschaft und Vertrauen fehlt es aber", bemängelte Gebauer.
(APA)