Neuer Telekom-Player im Entstehen
Was bereits seit Wochen gerüchtemäßig mehr oder weniger heftig kursierte, ist nun fixiert: Der börsennotierte schwedische Telekom-Betreiber Tele2, seit März 1999 in Österreich mit einer Tochter aktiv, übernimmt den größten österreichischen alternativen Telekom-Betreiber UTA Telekom zu 100 Prozent.
Der Kaufpreis beträgt 213 Mio. Euro, gab Tele2 am Donnerstag bekannt. Der Kaufvertrag ist bereits unterzeichnet, der Deal muss noch vom Kartellgericht abgesegnet werden.
Mit der Übernahme der UTA durch Tele2 entsteht der größte alternative Telekom-Anbieter Österreichs. Das neue Unternehmen, das Festnetz-, Mobilfunk- und Internet-Dienste für Privat- und Geschäftskunden anbietet, kommt auf eine Gesamtumsatz von rund 330 Mio. Euro und ist damit ein starker Mitbewerber für die Telekom Austria [TA].
Tele2 übernimmt die UTA zu einem Kaufpreis von 213 Mio. Euro auf einer schuldenfreien Basis, hieß es weiter. Der Verlustvortrag der UTA belief sich per Ende August 2004 auf 400 Mio. Euro.
UTA reduziert Schulden um 85 Mio. EuroGrößter TA-Konkurrent
Die UTA erzielte 2003 einen bereinigten Umsatz von 214 Mio. Euro, beschäftigt aktuell 460 Mitarbeiter und betreut 520.000 Telefonie- und 345.000 Internet-Kunden, darunter rund 78.000 Firmenkunden.
Im ersten Halbjahr 2004 steigerte die UTA das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen [EBITDA] von 0,2 auf 5,5 Mio. Euro, der Umsatz erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 115,1 Mio. Euro.
Tele2 Österreich hat letzten Angaben zufolge mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden und beschäftigt in der Zentrale rund 30 Mitarbeiter und rund 170 im Call-Center. 2003 belief sich der Umsatz in Österreich auf rund 114 Mio. Euro.
Das fusionierte Unternehmen wird hinter dem Marktführer TA, die nach eigenen Angaben 43 Prozent [gemessen in Gesprächsminuten] des Marktes hält, mit 15 Prozent des Festnetzumsatzes der TA den zweiten Platz belegen.
Die UTA gehörte bisher zu 75 Prozent minus eine Aktie den in der VTÖB [Vereinigte Telekom Österreich Beteiligungs GmbH] zusammengeschlossenen acht österreichischen Landesenergieversorgern BEWAG, EVN, KELAG, Energie AG, STEWEAG, TIWAG, VKW und WStW. 25 Prozent plus eine Aktie der UTA standen bisher im Besitz der Raiffeisen-Gruppe, konkret der ECOT Internet-Holding, einer Gesellschaft von RZB, Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, RLB Steiermark und Uniqa.
TA will Markt neu reguliert habenKeine Änderung für Kunden
"Die Akquisition von UTA durch Tele2 wird zu mehr Wettbewerb, zusätzlichen Investitionen in Entbündelungs-Infrastruktur und Breitband-Internet sowie zu besseren Angeboten für die österreichischen Kunden führen", so Norbert Wieser, Geschäftsführer von Tele2.
Tele2 will nach eigenen Angaben alle Geschäftsbereiche weiterführen und ausbauen. Außerdem sind weitere Investitionen in die Infrastruktur geplant. Durch den Kauf übernimmt Tele2 die UTA-eigene Infrastruktur, 15.400 Kilometern Glasfasernetz und rund 146 Entbündelungsstandorte, bzw. wurde die Nutzung durch Verträge mit den bisherigen Eigentümern langfristig geregelt.
Laut Aussendung wird es keine Veränderungen bei Mitarbeitern und für die Kunden der beiden Unternehmen geben. Alle Dienste bleiben vorerst bestehen, solange es kein Okay vom Kartellamt gibt, kann auch nichts verändert werden.
Ob und in welcher Form die Marke UTA erhalten bleibe, sei noch offen. Auch am Management ändere sich - zumindest bis zur Kartellgerichtsentscheidung - nichts, so Wieser weiter.
Schwarze Zahlen ab Beginn
Ab dem ersten gemeinsamen Jahr 2005 werde das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben, so Wieser. Dies beziehe sich sowohl auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] als auch auf das Betriebsergebnis [EBIT]. Genaue Erwartungen über künftige Umsätze und Marktanteile wollte Wieser nicht bekannt geben.
Die "Salamitaktik" von Tele2
Die Tele2-Gruppe verfolgt bei ihrer Marktstrategie eine "Salamitaktik". Nach einem Markteintritt versucht Tele2 zunächst mit einer aggressiven Preisstrategie einen großen Kundenstock zu akquirieren, erst dann wird im Sinne einer Kostensenkung Infrastruktur dazugekauft, um dann weiter organisch oder über Akquisitionen zu wachsen.