Google kommt Yahoo zu Hilfe

04.02.2008

Der Internet-Konzern Google hat Yahoo Medienberichten zufolge Unterstützung gegen das milliardenschwere Übernahmeangebot des Rivalen Microsoft angeboten. Microsoft hält weiter an seinem Angebot fest und sieht auch keine Alternativen.

Google-Chef Eric Schmidt habe Yahoo-Mitgründer Jerry Yang telefonisch seine Hilfe in jeder Hinsicht angeboten, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag unter Berufung auf informierte Personen.

Bisher seien noch keine Gegenangebote zum Microsoft-Offert bei Yahoo eingegangen. Der Verwaltungsrat von Yahoo habe auch noch keine Entscheidung zum Angebot von Microsoft getroffen, hieß es in dem Bericht weiter. Die Yahoo-Spitze halte die MS-Offerte trotz eines saftigen Aufschlags von mehr als 60 Prozent auf den Börsenkurs aber für zu wenig, hieß es von Brancheninsidern.

Ein eigenes Übernahmeangebot Googles gilt aus wettbewerbsrechtlichen Gründen als unwahrscheinlich.

Microsoft fest überzeugt

Microsoft-Chef Steve Ballmer sieht zum geplanten Kauf des Internet-Konzerns Yahoo weiter keine Alternative. "Wir brauchen die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungskapazität, um mit dem Marktführer mitzuhalten", sagte Ballmer am Montag auf einer Analystenkonferenz.

Durch den angestrebten Zusammenschluss entstünde eine starke Nummer zwei bei der Internet-Suche hinter dem Google-Konzern. Anders sei die Dominanz des Erzrivalen nicht zu brechen. Ballmer hob besonders die Einsparungen bei einer Partnerschaft hervor: "Es sind die gleichen Fixkosten, ob ein Mensch oder eine Milliarde Menschen oder zwei Milliarden deine Suchtechnik nutzen."

Yahoo-Suche auslagern?

Über eine mögliche Zusammenarbeit von Yahoo und Google wird unter Experten heftig spekuliert. So könnte Yahoo seine eigene Internet-Suche kostengünstig auslagern und über die Google-Suche laufen lassen. Auch eine Werbepartnerschaft mit der Nummer eins wäre für Yahoo durchaus lukrativ.

Auch Gegengebote anderer Interessenten gelten als möglich. Es gebe erste Kontakte mit Medien-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen sowie Finanzinvestoren.

Denkbare Anwärter wären private Investoren und Medienkonzerne wie die News Corp des Multimilliardärs Rupert Murdoch, hieß es in US-Medien. Nach Experteneinschätzung verfügen nur wenige Firmen über genügend Geld, um das 45-Milliarden-Dollar-Angebot von Microsoft zu überbieten.

Als mögliche Bieter werden unter Analysten auch Comcast, Viacom und General Electric gehandelt.

Schlagabtausch in Firmenblogs

Google scheint angesichts des Übernahmeangebots von Microsoft an Yahoo tatsächlich nervös zu werden. In einer Mitteilung im offiziellen Google-Weblog veröffentlichte Chefjurist David Drummond eine erste Reaktion des Unternehmens auf das Übernahmeangebot.

Vor allem die Offenheit des Internets sei in Gefahr. "Das ist mehr als eine einfache finanzielle Transaktion", schreibt Drummond, "es geht darum, die grundlegenden Prinzipien des Internets zu bewahren: Offenheit und Innovation."

Warnung an Politik

Drummond warnt Regulatoren und Politiker davor, dass Microsoft "dieselbe Art von unangemessener und illegaler Einflussnahme über das Internet ausüben könnte, wie es das schon auf dem PC getan hat. Während das Internet Wettbewerb und Innovation belohnt, hat Microsoft immer wieder versucht, Monopole aufgrund proprietärer Software aufzubauen, um dann seine Dominanz auf neue Märkte auszudehnen."

Microsofts Antwort

Microsofts Chefanwalt Brad Smith antwortete am Sonntag auf das Posting seines Kollegen mit einigen Zeilen, in denen er seinerseits Google eine marktbeherrschende Stellung [65 Prozent in den USA] auf dem Internet-Suchmarkt vorwirft.

Microsoft greift Google frontal an

Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo im Wert von rund 45 Milliarden Dollar [30 Mrd. Euro] will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Das Angebot erfolgte nicht einvernehmlich mit Yahoo.

Entsprechende Vorschläge Microsofts hatte Yahoo zuvor abgelehnt. Die Übernahme wäre eine der bisher größten der gesamten Branche.

Microsoft erwartet nach eigenen Angaben eine baldige Zustimmung der Aktionäre und des Direktoriums von Yahoo zu seinem Übernahmeangebot. "Wir glauben, dass es großzügig ist", erklärte der Chef des weltgrößten Softwarekonzerns, Steve Ballmer, am Montag.

Yahoos Aktien verteuerten sich nach Bekanntwerden der Übernahmepläne um knapp 50 Prozent auf 28,33 Dollar. Microsoft bietet den Yahoo-Aktionären pro Anteilsschein 31 Dollar oder 0,95 der eigenen Aktie.

Microsoft plündert Reserven

Finanzieren will Microsoft die Übernahme durch eigene Aktien und Bargeld aus seiner prall gefüllten Kasse. Darüber hinaus will sich Microsoft auf dem Kapitalmarkt bedienen, wie Finanzchef Chris Liddell auf der Analystenkonferenz sagte.

"Wenn Sie sich den Bar-Anteil anschauen, das werden mehr als 20 Milliarden Dollar sein", erklärte er. "Wir könnten das meiste davon durch unsere Barreserven bezahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass wir uns tatsächlich zum ersten Mal etwas leihen."

Eine genaue Prognose, wie sich ein Kauf auf das Ergebnis von Microsoft auswirken würde, wollte Liddell nicht geben. "Das hängt davon ab, wie schnell wir die Übernahme stemmen können." Erst in einigen Monaten werde es daher eine genauere Prognose geben.

(futureone | dpa | Reuters)