Handy-Downloads mit Akzeptanzproblem

Symposium
08.02.2008

Beim ersten Austrian Mobile Music Day in der Donau-Universität Krems wurden Lösungen für den österreichischen mobilen Musikmarkt gesucht.

Die Zahlen sind ernüchternd. Laut Schätzungen wurden kaum mehr als 100.000 Songs [Full Track Downloads] pro Monat im vergangenen Jahr aus dem Netz der heimischen Mobilfunkbetreiber auf die Handys ihrer Kunden geladen.

Der Markt sei noch in einer frühen Phase, sagte Fabian Stilke, Leiter der Digitial Division bei Universal Music Austria, der am Donnerstag beim ersten österreichischen Mobile Music Day in der Donau-Universität "Erfolgsfaktoren und Erfahrungswerte" aus dem Marktsegment präsentierte.

Klingeltöne dominieren

Das Gros der mobilen Downloads machen nach wie vor diverse Spielarten von Klingeltönen [Realtones, Polyphonic Ringtones, Videotones, Speachtones] aus. Der Download kompletter Songs auf das Handy konnte die breite Masse bisher nicht erreichen.

Geht es nach der Einschätzung des Marktforschers Michael Schaefberger, dürfte sich daran auch so bald nichts ändern. Zwar hatten laut einer im Auftrag der Austro Mechana im Sommer 2007 von Schaefbergers Agentur tfactory durchgeführten Studie mehr als 40 Prozent der Handybesitzer im Alter zwischen elf und 49 Jahren ein Mobiltelefon, das Musikfiles abspielen kann. Rund zwei Drittel haben diese Funktion auch schon genutzt.

Der Großteil der auf die Geräte geladenen Musik wird jedoch nicht aus mobilen Musikshops bezogen. Die Songs stammen - ebenso wie die überwiegende Mehrheit der Musikfiles, die sich auf Playern wie dem iPod befinden - aus anderen Quellen.

Wenig Kaufbereitschaft

Auch die Absicht, die mitunter horrenden Preise für die mobilen Downloads [bis zu 1,99 Euro pro Song] zu bezahlen, sei bei weiten Teilen der heimischen Mobilfunknutzer nicht gegeben, so Schaefberger: "Mit den bestehenden Marktpreisen sind die Grenzen klar gesetzt."

Für Bezahl-Downloads gebe es in Österreich schlicht noch keinen Markt, urteilte der Marktforscher: "Die Zahlen steigen, weil es immer mehr Leute machen, aber sie machen es nicht öfter."

In Österreich ist der Download-Markt nach Angaben des Verbandes der österreichischen Musikwirtschaft [IFPI Austria] 2007, wie auch im Jahr davor, um rund 50 Prozent gewachsen. Insgesamt wurden zehn Millionen Songs online und über Handy verkauft. Weltweit stieg der Umsatz mit Musik-Downloads im vergangenen Jahr um 40 Prozent.

Der Preis muss stimmen

Tim Renner, der von 2001 bis 2004 Universal Music Deutschland leitete und heute in Berlin mit dem Medienunternehmen Motor Entertainment neue Wege geht, sieht im "fairen Preis" der Downloads einen Knackpunkt: "Der Preis muss für Konsumenten attraktiv sein."

Dann würde das Handy zu Spontankäufen von Musik genutzt werden, ist Renner überzeugt: "Wenn ich mit Musik in Berührung komme, muss ein spontanter Kauf mit einem Klick zu einem fairen Preis möglich sein."

Aber auch eine "Flatfee", bei der gegen Bezahlung einer gewissen Summe auf das gesamte Repertoire zugegriffen werden kann, sei erfolgversprechend, so Renner.

ORF.at hat mit Renner im Anschluss an seinen Vortrag über die Fehler der Branche, Tauschbörsennutzung und Flatrate-Modell gesprochen.

Flatrate für digitale Inhalte

Für eine Pauschalgebühr für digitale Inhalte ohne Einschränkungen beim Zugriff sprach sich auch der Musikfuturist Gerd Leonhard aus. Das werde die einzige Möglichkeit sein, um mit Musik künftig Geld zu verdienen, sagte der in der Schweiz lebende Musikmarkt- und Medienexperte.

Denn mobile Endgeräte seien letztlich auch Kopiermaschinen, so Leonhard: Deshalb müsse man den Leuten den Zugang zur Musik anstatt Kopien zu festen Preisen verkaufen.

Im Interview mit ORF.at skizzierte Leonhard im vergangenen Oktober, wie die Kontrolle der Vertriebswege im Musikgeschäft von der Industrie auf die Fans übergeht.

Skepsis gegenüber "Comes with Music"

Nokias vor kurzem gemeinsam mit Universal angekündigte Initiative "Comes with Music", bei der Käufer von Nokia-Handys ein Jahr lang kostenlos Zugriff auf Musik bekommen, beurteilte Leonhard hingegen skeptisch.

Das sei zwar ein guter Anfang, der den Stein ins Rollen bringe, sagte Leonhard. Beim Hardware- oder Provider-Wechsel sei jedoch auch die Musik weg. Das würde von den Nutzern nicht akzeptiert.

Laut Universal-Manager Stielke wird derzeit darüber nachgedacht, ob "Comes with Music"-Kunden eine bestimmte Menge an Musikfiles nach Ablaufen der Jahresfrist auch behalten können. Ein Starttermin für "Comes with Music" in Österreich steht noch nicht fest.

Leute wollen Musik weitergeben

Auch Marktforscher Schaefberger hält den uneingeschränkten Besitz von Musik und die Möglichkeit der Vervielfältigung für einen wesentlichen Punkt.

"Das Teilen ist Thema", sagte Schaefberger mit einem Verweis auf die Schulhöfe und zitierte aus einer Befragung unter Teenagern: "Wenn man nicht brennen und tauschen kann, ist es uninteressant."

(futurezone | Patrick Dax)