Ein E-Buch mit UMTS-Anschluss

12.02.2008

Mit dem Readius will Polymer Vision den E-Reader-Markt ab Mitte 2008 wiederbeleben. Das faltbare Display vermittelt dabei annähernd Papiergefühl und könnte vor allem für Zeitungen interessant sein. Telefonieren kann man mit dem Gerät auch.

Bereits seit einigen Jahren arbeitet der holländische Hersteller Polymer Vision an seiner Vision eines kompakten E-Buchs.

Nach mehreren Prototypen stellt Polymer Vision auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress [MWC] in Barcelona nun das Gerät aus, das im zweiten Halbjahr 2008 auf den europäischen Markt kommen soll.

Der Readius wartet mit interessanten Details auf: Das hauchdünne Polymer-Display kann um das Gerät gewickelt werden, was einerseits das Display schützt und das Gerät andererseits auch kompakt wie ein normales Handy und mit 115 Gramm kaum schwerer macht. Zudem kann es mit einer Hand gehalten und bedient werden.

Das matte Display selbst nutzt Lichtreflexionen aus der Umgebung für seine Lesbarkeit - je heller die Umgebung, desto heller das Display. In der Sonne ist das Display am besten lesbar. Bei Dunkelheit ist wie bei einem echten Buch allerdings gar nichts zu sehen, was wiederum den Realismus verstärkt.

Mit 16 Graustufen vermittelt das fünf Zoll große Display das Gefühl von echtem Papier, nicht zuletzt deswegen, weil es selbst aus extremen Blickwinkeln immer gut lesbar bleibt. Abgesehen vom ungewohnten Format liest sich selbst eine Zeitung auf dem Readius digital fast wie real.

HSDPA, E-Mails, Telefon

Neben dem Display wartet der Readius mit einem HSDPA-Anschluss für die Internet-Anbindung auf und kann via Bluetooth und USB um eine Tastatur oder zusätzlichen Speicher erweitert oder an den PC angeschlossen werden. Der 256 MB große integrierte Speicher kann mit MicroSD-Karten erweitert werden.

Das Interface selbst wurde laut Polymer Vision so einfach wie möglich gehalten und bietet dennoch genügend Funktionalität. Neben dem Einsatz als E-Reader bietet der Readius Zugang zu E-Mails, RSS-Feeds, Podcasts und Musik, wobei E-Mails in der Grundausstattung nur gelesen werden können, da zum Antworten die Tastatur fehlt. Der Hersteller will das über Voice-Commands ausgleichen.

Weiters kann der Readius auch als Telefon genutzt werden, was laut Polymer Vision jedoch nicht die Hauptfunktion ist. Mangels Nummertasten ist diese Funktion auch sehr beschränkt, für die Bedienung selbst stehen insgesamt acht Tasten zur Verfügung.

Das auf Windows CE basierende Gerät unterstützt Audioformate wie MP3, WMA und kann XML, HTML und PDFs verarbeiten und anzeigen. Angetrieben wird es von einem ARM11-Prozessor mit 400 MHz.

Konkurrenz für Amazon?

Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon hatte im November seinen E-Book-Reader Kindle vorgestellt, der über eine Netzanbindung verfügt. Vorerst ist das Lesegerät nur in den USA erhältlich.

Papiergefühl ohne tote Bäume

Vermarkten will Polymer Vision den Readius im B2B-Bereich, sprich wie ein Handy über Mobilfunker. Entsprechend könne man noch nichts über den Preis sagen, so Polymer Vision gegenüber ORF.at.

Wirklich interessant könnte der E-Reader für Zeitungen und Buchverlage sein, da er die gleiche Mobilität wie seine gedruckten Vorbilder hat, mit seiner Internet-Anbindung aber auch noch zusätzliche Funktionen ermöglicht und dennoch fast Papiergefühl vermittelt.

Abgsehen davon dürfte das Gerät vor allem für technikverliebte Menschen interessant sein, die auf Reisen keine toten Bäume mitschleppen wollen, aber nicht auf das Gefühl, von Papier zu lesen, verzichten wollen.

(Nadja Igler)