Handy-TV-Start wackelt weiter

13.02.2008

In den nächsten Wochen wird eine Entscheidung zum Betrieb von Handy-TV in Österreich erwartet. Das Konsortium um Media Broadcast gibt sich zuversichtlich, dass ein termingerechter Start zur EM im Juni noch möglich ist. Die ORS geht unterdessen wegen ihres Ausschlusses in Berufung.

Zwei Bieterkonsortien sind offiziell noch im Rennen, beide waren am Dienstag zu einer ersten mündlichen Verhandlung vor der Regulierungsbehörde RTR erschienen.

Auf der einen Seite steht dabei die Media Broadcast [ehemals T-Systems, jetzt im Besitz der französischen TDF] mit ihren Partnern Hutchison und One, der zweite Bewerber ist die Mobile TV Infrastruktur GmbH rund um die Verlagshäuser der Styria Medien AG, die Tiroler Moser Holding und das Vorarlberger Medienhaus.

Hickhack in der Verhandlung

Laut APA kritisierte der Konkurrent Mobile TV Infrastruktur am Dienstag fehlende Verträge für Sendetechnik bei der Media Broadcast als Manko in der Bewerbung. Die Mobile TV selbst besitze bezüglich der Verbreitung des Signals ein "rechtsverbindliches Angebot" der ORF-Sendetechniktochter ORS.

Von der RTR selbst heißt es in einem kurzen Statement lediglich: "Aufgrund der Verhandlung gibt es für die KommAustria keinen Grund, am Zeitplan des Verfahrens etwas zu ändern. Die erstinstanzliche Entscheidung wird Ende Februar/Anfang März fallen."

Media Broadcast will Termin halten

Ein rechtzeitiger Start zum Wunschtermin EM 2008 wurde zwar zuletzt immer öfter als unwahrscheinlich eingeschätzt, die Media Broadcast gibt sich aber im Gespräch mit ORF.at dennoch zuversichtlich. "Wir haben zusammen mit unserem Antrag einen konkreten Plan abgegeben, der sicherstellt, dass Handy-TV zur EM 2008 verfügbar ist", erklärte Bertold Heil, Gesamtprojektleiter Mobile TV bei Media Broadcast, am Mittwoch.

Im Moment gebe es keinen Anlass, daran zu zweifeln, so Heil. Man habe entsprechende Partner, und es liefen auch Gespräche mit ORS und Telekom Austria über die notwendigen Senderstandorte. Die Chancen der Media Broadcast könne Heil nicht einschätzen, er betonte aber: "Aufgrund unserer Erfahrung haben wir eine sehr gute Bewerbung abgeben können, daher sind wir optimistisch."

Der Rundfunkbeirat, ein beratendes Gremium der Medienbehörde KommAustria, gibt im Zusammenhang mit der Vergabe der Handy-TV-Lizenz [DVB-H] keine Empfehlung ab.

Die "breite österreichische Lösung"

Media Broadcast fühle sich bereit und empfinde auch die Signale aus dem Markt sehr ermutigend. Es würden auch Gespräche mit den beiden übrigen Mobilfunkbetreibern [T-Mobile und mobilkom austria] geführt. "Wir sind sehr optimistisch, dass wir die von uns angestrebte breite österreichische Lösung erreichen können", sagte Heil. Österreich habe nun die einmalige Chance, in Sachen Handy-TV Vorreiter in Europa zu werden.

Durch den Verkauf der Media Broadcast von T-Systems an die französische TDF wird eine Beteiligung der T-Mobile an dem Konsortium auch rechtlich wieder möglich. Die Regeln sehen nämlich vor, dass der Multiplex-Betreiber keine Einflussmöglichkeiten auf auf den Programmanbieter haben darf. Das war auch der Grund, warum die Bewerbung der Telekom Austria abgewiesen wurde, die die hauseigene mobilkom austria als Programmaggregator vorgesehen hatte.

ORS in Berufung

Von den beiden abgewiesenen Bewerbern wehrt sich nur einer gegen den Ausschluss aus dem Bieterverfahren: Die ORS habe Berufung eingelegt, bestätigte Geschäftsführer Michael Wagenhofer am Mittwoch auf Anfrage von ORF.at.

Nun müsse entschieden werden, ob der Berufung aufschiebende Wirkung gewährt werde, was eine Entscheidung weiter hinauszögern und damit auch den Todesstoß für einen Start zum Wunschtermin bedeuten könnte. Parallel führe aber auch die ORS Gespräche mit den verbleibenden Bewerbern. Die Telekom Austria hat auf ein Berufungsverfahren verzichtet.

Die ORS habe keinen Programmaggregator vorzuweisen, und die TA sei gesellschaftsrechtlich "verschwistert" mit der mobilkom, so die offizielle Begründung für den Ausschluss der beiden.

(futurezone | Nayla Haddad | APA)