Blu-ray vor Sieg im DVD-Nachfolgestreit
Toshiba will nach Medienberichten das hochauflösende Bildformat HD DVD aufgeben. Mit dem Rückzug des wichtigsten Verfechters der HD DVD würde sich Blu-ray im Streit um die DVD-Nachfolge durchsetzen. Eine offizielle Entscheidung von Toshiba wird Anfang nächster Woche erwartet.
Im Kampf um das DVD-Format der Zukunft steht der japanische Elektronikkonzern Toshiba offenbar kurz vor der Aufgabe. Toshiba habe die Planungen für einen Ausstieg aus dem Geschäft mit seinen HD-DVD-Geräten fast abgeschlossen, hieß es am Samstag aus Unternehmenskreisen. Zuvor hatte der staatliche japanische Rundfunk NHK berichtet, Toshiba wolle sich aus der Produktion von HD-DVD-Spielern und -Rekordern zurückziehen.
Damit würde sich Toshiba nach einem jahrelangen Kampf um die Vorherrschaft im DVD-Geschäft seinem Erzrivalen Sony geschlagen geben, dessen konkurrierende Blu-ray-Technologie zuletzt immer mehr Anhänger fand.
Da Toshiba die treibende Kraft hinter der HD DVD ist, dürfte die Aufgabe durch den Konzern das Aus für die Technologie insgesamt bedeuten.
Verluste in Millionenhöhe
Der geplante Produktionsstopp von HD-DVD-Spielern und -Rekordern werde bei Toshiba zu Verlusten von umgerechnet Hunderten Millionen Euro führen, berichtete NHK. Toshiba wolle aber zunächst weiterhin HD-DVD-Geräte in Verbrauchermärkten zum Verkauf anbieten.
In die Entwicklung neuer Geräte für hochauflösende Videos wolle das japanische Elektronikunternehmen aber nicht mehr investieren. Bei Toshiba war zunächst niemand für eine offizielle Stellungnahme zu erreichen.
Wal-Mart versetzte Todesstoß
Am Freitag hatte Wal-Mart, der wichtigste Verkäufer von CDs und DVDs in den USA, angekündigt, die HD DVD bis Juni aus den Regalen nehmen zu wollen. Damit verschlechterten sich die Aussichten für das Industrielager um die HD DVD dramatisch.
Das Format wird nur durch die Unterstützung der beiden Hollywood-Studios Paramount und Universal Pictures im Spiel gehalten, die ihre Filme in hoher Auflösung ausschließlich auf HD-DVD-Scheiben veröffentlichen. Angesichts der Marktmacht von Wal-Mart stehen sie nun unter Zugzwang, auch dem Blu-ray-Lager beizutreten.
Toshibas Rückzug würde Paramount und Universal Pictures, die durch Verträge mit dem HD-DVD-Konsortium bis zum Jahresende an das Format gebunden sind, sofort von ihren Verpflichtungen gegenüber dem Industrielager entbinden, sagte eine mit der Situation vertraute Person gegenüber dem "Wall Street Journal".
Warner Bros. leitete Wende ein
Als Wende in dem lange festgefahrenen Formatstreit war bereits gesehen worden, dass das Hollywood-Schwergewicht Warner Bros. Anfang des Jahres die Unterstützung der HD DVD aufgab. Warner ist die weltweite Nummer eins auf dem Videomarkt.
Vor einigen Tagen kündigten zudem der größte amerikanische Elektronikhändler Best Buy und der führende Online-Videoverleih Netflix ebenfalls an, die HD DVD fallenzulassen.
Langwieriger Formatstreit
Die Blu-ray Disc und die HD DVD sind Formate für Video in hoher Bildauflösung [HD, High Definition]. Die weit verbreitete herkömmliche DVD hat nicht genügend Kapazität, um das größere Datenvolumen hochaufgelöster Filme zu speichern.
Hinter dem Blu-ray-Format stehen Elektronikriesen wie Sony, Philips oder Panasonic. Toshiba gewann für die HD DVD die Unterstützung des Windows-Konzerns Microsoft. Die Blu-ray-Scheiben haben etwas mehr Kapazität, während die HD DVD günstiger in der Produktion ist.
Das HD-DVD-Lager setzte sehr stark auf diesen Kostenvorteil, während bei der Blu-ray wie erwartet Sonys Spielekonsole PlayStation 3 für einen Schub sorgte. Das Gerät hat ein eingebautes Blu-ray-Laufwerk.
Die Verbraucher hielten sich bisher mit der Annahme beider Standards zurück. Zum einen wird das mit der Verunsicherung durch den Formatstreit erklärt, zum anderen sind nach Einschätzung von Marktforschern viele immer noch mit der DVD zufrieden.
Online-Vertrieb am Horizont
Außerdem gewinnt der Online-Vertrieb von Filmen an Bedeutung, was einige in der Industrie zu der Einschätzung bringt, dass das künftige HD-Medienformat keine große Bedeutung mehr habe.
(futurezone | Reuters | dpa)