WiMAX in Österreich nicht tot

20.02.2008

Nachdem die Telekom Austria [TA] ihre Nutzungsrechte für die Funktechnologie WiMAX vor kurzem zurückgelegt hat, gibt es nur noch zwei Anbieter: Die junge WiMAX Telecom bietet schon erste Services an und verspricht der Technik eine rosige Zukunft, UPC Telekabel wartet dagegen noch ab.

Die TA-Entscheidung gegen WiMAX ließ Spekulationen über das Ende von WiMAX in Österreich aufkommen, auch die UPC konnte mit ihrer abwartenden Haltung nichts daran ändern. Lediglich der "Herausforderer" WiMAX Telecom glaubt an eine blühende Zukunft der Technologie, wie Geschäftsführer Peter Ziegelwanger im Gespräch mit ORF.at erläuterte.

"Österreich ist ein sehr schwieriger, aber attraktiver Markt. Dass die TA aufgegeben hat, bedeutet für uns keinen Rückschlag", so Ziegelwanger.

Dass sich die traditionellen Telekoms bei WiMAX zögerlich zeigen, findet er nachvollziehbar: "Sie haben so viel Geld in UMTS gesteckt. Ich verstehe, dass sie das jetzt ausreizen wollen." Die WiMAX-Lizenzen waren im Gegensatz dazu relativ günstig, als sie 2004 in Österreich zur Versteigerung gelangten. "Der Ausrufpreis war schon niedrig angesetzt, und es gab nur drei Teilnehmer an der Auktion."

Bundesländer-Roll-out im Frühling

Bisher sei die WiMAX Telecom vor allem dafür bekannt gewesen, Dienste im ländlichen Raum anzubieten. "Steckenpferde" waren dabei das Burgenland und die Steiermark.

"Wir sind mit unserem Ausbau im Plan", versicherte Ziegelwanger und kündigte an, dass im Frühjahr auch der Roll-out in den restlichen Bundesländern erfolgen könne. Dabei setze man auch stark auf Partnerschaften mit lokalen WLAN-Betreibern.

Ziel: "Ein paar hunderttausend Kunden"

Als nächstes Ziel nehme man sich die Städte vor. Wien habe dabei das größte Potenzial. "Wir wollen aber dort gleich mit der nächsten WiMAX-Generation starten, das dauert sicher noch eineinhalb Jahre." Die Planungen dafür liefen schon, erste Versuche sollen Anfang nächsten Jahres gestartet werden.

In Österreich versorgt WiMAX Telecom heute rund 3.500 Kunden mit Breitbanddiensten und Sprachtelefonie über WiMAX. Das Unternehmen hat aber ehrgeizige Ziele. "In den nächsten Jahren wollen wir unsere Kundenzahl auf ein paar hunderttausend steigern", so Ziegelwanger.

"Wir sehen die Mobilkommunikation mit GSM, UMTS, HSDPA in Kombination mit dem Festnetz als Trägertechnologien, auf deren Basis wir alle künftigen Technologien anbieten werden können", erklärte TA-Sprecher Martin Bredl die Entscheidung gegen WiMAX.

Langwierige Zertifizierung

Als Hindernis für die Einführung nannte Ziegelwanger den langwierigen Zertifizierungsprozess, der aber noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Für Mitte des Jahres soll es dann auch entsprechende Endgeräte geben, die preislich deutlich unter den UMTS/HSDPA-Varianten liegen sollen.

Ähnlich wie bei WLAN sollen die WiMAX-Chipsets künftig nicht nur in Notebooks [wie etwa in Asus' Eee PC], sondern in vielen Unterhaltungselektronik-Produkten verbaut werden.

Hoffen auf die neue Hardware

Chinesische Hersteller seien stark vertreten. Damit sei auch der Grundstein für sehr preiswerte Endgeräte gelegt, was wiederum für die Netzbetreiber ausschlaggebend sei, sagte Ziegelwanger.

Die Zukunft liegt bei der Hardware nach Ziegelwangers Schätzungen in "Mobile Internet Terminals", die ähnlich dem iPod touch eine Vielzahl an Kommunikationsmöglichkeiten böten.

WiMAX basiert auf dem Standard IEEE 802.16 und ähnelt der heute bei Laptops verbreiteten WLAN-Technologie für die drahtlose Datenübertragung. Reichweite und Kapazität sind jedoch erheblich größer, so dass damit ganze Städte mit einem schnellen Internet-Zugang versorgt werden können.

Neue Konkurrenz durch LTE

Die WiMAX-Technologie hat laut Ziegelwanger länger gedauert, bis sie kommerziell verfügbar war. Dass der UMTS-Nachfolger LTE [Long Time Evolution] nun eine unmittelbare Bedrohung darstellt, glaubt er nicht. "Die Mobilfunkbetreiber müssen die Infrastruktur erst ausbauen. Das dauert noch mindestens bis 2011 oder 2012, das sind die typischen Entwicklungszyklen in der Branche."

WiMAX Telecom hat bisher rund fünf Millionen Euro in den WiMAX-Ausbau in Österreich gesteckt. "Wenn wir österreichweit auch alle Hauptstädte abdecken wollen, wird dafür ein mehrstellliger Millionenbetrag nötig sein", erklärte Ziegelwanger. Die Kosten lägen aber dennoch weit unter denen für UMTS/HSDPA.

"Unsere Technologie ist weit günstiger." Aufgrund der offenen Architektur gebe es weniger Patente, wodurch auch die Lizenzgebühren niedriger seien. Außerdem ist laut Ziegelwanger die Anzahl der Hersteller größer. Auf gar keinen Fall dürfe man WiMAX in Österreich totsagen.

Mit LTE und WiMAX buhlen auch hier gleich zwei Technologien um den Status als UMTS-Nachfolger, wobei die Mobilfunker zumeist LTE bevorzugen, da dieses auf der oftmals bereits implementierten Technologie UMTS aufbaut. Die PC-Branche, allen voran Intel, setzt hingegen auf WiMAX.

(futurezone | Nayla Haddad)