Glasfaser für Wiens Büros

19.02.2008

Der kleine Internet-Provider Onstage hat von der Telekom Austria einen Glasfaserring quer durch Wien gekauft. Direktanschlüsse für Firmenkunden wird es zuerst innerhalb des Gürtels geben, die Außenspangen des 135 Kilometer langen Netzes werden heuer noch fertiggestellt.

"Ja, wir haben den eTel-Glasfaserring von der Telekom Austria übernommen", sagte Robert Dornetshuber, Geschäftsführer des Wiener Internet-Providers, zu ORF.at und bestätigte damit Branchengerüchte über einen neuen Wiener Player im Glasfaserbereich.

Die Telekom Austria hatte nach Übernehme der eTel, die davor von der EUnet bis zur European Telecom den Großteil der kleineren, alternativen Internet- und Telefonieprovider geschluckt hatte, die Auflage erhalten, den Wiener eTel-Glasfaserring zu verkaufen.

Glasfaser mit Tradition

Und: Ein neuer Player ist die Onstage nicht. Das bisher recht unauffällig gewachsene Unternehmen baut nämlich schon sehr lange an einem eigenen, optischen Netz.

"Wir haben schon vor Jahren angefangen, Glas zu verlegen", sagte Dornetshuber. Abschnitt für Abschnitt wurde zum Beispiel Glasfaser rund um den Ring verlegt. Wann immer im vergangenen Jahrzehnt nach Übernahmen [European Telecom] oder Pleiten [CyberTron] einzelne Strecken auf den Markt kamen, schlug die Onstage dort zu, wo es in die Ausbaupläne passte.

"Fiber to the Office"

Dazu ließ man bei bestehenden Grabungen Baufirmen zusätzlich Leerrohre mitverlegen oder kaufte bereits verlegte, so dass die Onstage mit dem Erwerb des eTel-Rings nun über ungefähr 135 Kilometer Glas in Wien verfüge, so Dornetshuber weiter.

Und darüber werde die Onstage "Fiber to the Office" anbieten, Anfangs innerhalb des Gürtels, denn dort seien die nötigen "Abstiche" bereits vorhanden. Bei "Abstichen" handelt es sich um die Zubringer zum Ring aus Glas, der an den Wählämtern vorbei quer durch Wien verläuft.

206 Einzelfasern

Doch dabei gibt es noch Lücken, vor allem an der Peripherie. Gegraben sei bereits, die Fasern müssten großteils nur noch mit Pressluft in die Verrohrung "eingeblasen" werden. Noch heuer würden die Süd- und Ostspange des Wiener Onstage-Rings fertiggestellt.

"Der Ring besteht aus 206 einzelnen Fasern, alle zwei- bis dreihundert Meter sind Schaltdeckel eingelassen, von denen man weggehen kann", sagte Dornetshuber. In die Gebäude selbst führten dann zwei Fasern, die würden über einen Multiplexer in 64 verschiedenen Farben bespielt.

64 Farben hat das Glas

Während das Multiplexing, also das "Übereinanderschichten" von vielen Kommunikationskanälen in ein physisches Kabel, bei Kupfer mit elektromagnetischen Schwingungen passiert, werden bei Glasfaser verschiedene Lichtfrequenzen benutzt, um eine oder zwei Fasern mit 64 Leitungen zu bespielen.

Und das ist längst noch nicht das Ende der Fahnenstage, denn die Technologie, die Bandbreite mit 256 Farben zu vervierfachen, ist seit Jahren ausgereift, wenngleich noch enorm teuer.

Das Preisgefälle

Eine Frage des Preises war es auch, dass die Onstage, die zu Zeiten der Dot.com-Blase Beteiligungen von Venture-Kapital links liegen gelassen hatte, nun eine - kolportierte - Million Euro investiert.

"In den letzten beiden Jahren sind die Preise für Glasfaser-Equipment allgemein so stark gefallen, dass sie jetzt überhaupt erst erschwinglich sind. Jetzt ist die Zeit reif", sagte Dornetshuber, davor habe sich "Fiber to the Office" finanziell schlicht nicht gelohnt.

Kein Kommentar zu Wien

Über die Frage, ob er den Glasfaserausbau durch die Gemeinde Wien als Konkurrenz ansehe, zeigte sich Dornetshuber zwar hörbar amüsiert, mochte das Vorhaben der Stadt jedoch nicht kommentieren.

Die Wiener Stadtwerke sind dabei, ein Open-Access-Netzwerk zu errichten, das deswegen so heißt, weil Provider grundsätzlich darauf eigene Dienstleistungen anbieten können.

Außer der Telekom Austria hat sich allerdings bis jetzt noch kein Anbieter gefunden, da die Zahl der verfügbaren Anschlüsse offenbar vorerst recht gering ist.

Kleingemeinden vorn

Prag, Budapest und Ljubljana lägen in der Glasfaserdurchdringung deutlich vor Wien, sagte der Präsident der Vereinigung europäischer Glasfaseranbieter, Joeri M. van Bogaert, kürzlich zu ORF.at.

Soweit die Recherchen von ORF.at ergeben haben, liegen drei Kleingemeinden im Waldviertel und in Vorarlberg einsam voran, was die Zahl der Glasfaseranschlüsse pro Einwohner betrifft.

Die Firma Onstage zeichne ein "profundes Old-Economy-Geschäftsverständnis" gepaart mit "solidester Technik" aus, heißt es in der Selbstbeschreibung des Unternehmens.

(futurezone | Erich Moechel)